Leserbrief (Girls Day)
Genderama-Leser Andreas R. schreibt mir:
--- Mir fällt auf, wie sehr der Girls' Day inzwischen Normalität geworden ist: Du hast schon länger nicht mehr über ihn berichtet. Und trotz des Boys' Days hat sich die Lage kein Stück verbessert. Ich habe gerade einmal nachgesehen und habe auf Anhieb Folgendes gefunden: 1000 Plätze nur für Mädchen, davon 153 (Irrtum vorbehalten, aber die Größenordnung stimmt) aus dem Bereich Biologie/Pharmazie, bei dem die Studentinnen schon seit langem die Mehrheit stellen! Dann noch 92 aus dem Bereich Jura/Wirtschaft, wo schon seit langem Gleichstand herrscht, und 104 aus dem Bereich der Geisteswissenschaften (was man wohl bei diesem Kurs geboten bekommt?). Dagegen gibt es von derselben Universität lediglich ein Angebot für Jungen. Dort gibt es nur 31 Plätze für Jungen; übrigens wird hier als Veranstalter direkt die Fakultät und nicht die Zentrale angegeben wie den Mädchen. Das verwundert überhaupt nicht, wenn man sich die Einstellung der örtlichen Frauenbeauftragten durchliest:
In diesem Jahr gibt es parallel zum Girls' Day erstmals einen Boys' Day, einen Jungen-Zukunftstag. Was halten Sie davon?
Das ärgert mich sehr. In den Medien kursiert die merkwürdige Vorstellung, dass Lehrerinnen und Erzieherinnen schuld daran seien, dass die schulischen Leistungen von Jungen im Schnitt schlechter sind. Das soll jetzt durch einen Boy's Day korrigiert werden. Das scheint mir sehr abwegig. Wir haben das Problem für die Mädchen noch nicht gelöst.
Etwas Gutes habe ich dann doch zu vermelden: Das Robert-Koch-Institut nimmt anscheinend am Boys', aber nicht (mehr) am Girls' Day teil. Und zwar mit naturwissenschaftlichen (biologischen) Veranstaltungen. Einige alte Gewohnheiten konnten sie aber nicht ablegen: Hier schreiben sie von "TeilnehmerInnen", hier und hier sogar von "Teilnehmerinnen". ---
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