Mechanismen der Verdrängung
Derzeit findet man in Christian Schmidts Blog "Alles Evolution" die besten Diskussionsbeiträge. Da ich die Befürchtung hege, dass solche Beiträge von zu wenigen gelesen werden, wenn sie am unteren Ende eines Kommentarthreads landen, greife ich jetzt zum zweiten Mal einen dieser Kommentare auszugsweise für mein Blog Genderama auf. (Das ungekürzte Original findet man unter diesem Beitrag. Der Kommentator mit dem Nick virtual-cd betrachtet sowohl die rechten Radikalen als auch die stalinistischen Profeministen aus der psychoanalytischen Perspektive:
Mir scheint es immer so zu sein, dass sich diese Begegnung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen nicht nur im Außen abspielt, sondern auch im Inneren. Bei einem Mann ist ja nicht nur Männlichkeit – sondern auch Weiblichkeit. Bei einer Frau nicht nur Weiblichkeit, sondern auch Männlichkeit. Die Frage ist immer nur: Was ist der Vordergrund, was ist der Hintergrund? Oder als Bühne: Was ist der Hauptdarsteller, was der Nebendarsteller.
Das Männliche in mir braucht das (auch) das Weibliche in mir. Wie sonst sollte ich es überhaupt erkennen können? Wie kann sich ein Vordergrund von einem Hintergrund abheben – ohne diesen Hintergrund?
Und jetzt kommen wir zur Verdrängung. (...) Platt gesagt: Der (männliche) Radikalfeminist, die Kempers und Gersterkamps und Rosenbrocks dieser Welt, verdrängen in sich den männlichen Pol. Und die – wirklich teilweise seeeeeehr unappetitlichen – Gestalten, die sich im gelben Forum tummeln, verdrängen ihren weiblichen Pol. Ihren weiblichen Hintergrund sozusagen, aus dem heraus die angestrebte Männlichkeit ja erst sichtbar hervortreten könnte.
Und was passiert? Beide sind gezwungen, genau das zu leben, was sie eigentlich “weg haben” möchten, und zwar in der hässlichen, in der unerlösten Form.
So ist das eben, wenn in der Psyche Teile in den Untergrund getrieben werden. Die handeln dann als Partisanen, also Terroristen.
Die Sexisten im “gelben Forum” bekämpfen und verdrängen die eigene Weiblichkeit (die Anima i.S.v. Jung) bei sich – und was kommt dabei heraus: Ihr verhalten ist sehr “weibisch”, aber in der deformierten und unerlösten Form von Weiblichkeit. Zänkisch, übelwollend, jammernd, zeternd – aber nicht zupackend, zielgerichtet.
Und die männlichen Feministen bekämpfen und verdrängen ihre Männlichkeit, ihren inneren Animus – und was kommt dabei heraus? Ein herrischer Gestus, der in einer Art mentaler Tyrannei ignorant alles abkanzelt, unterdrückt, despotisch und willkürlich handelt. Ein Zerrbild von Männlichkeit, nur die Schattenseite von Männlichkeit lebend (und selber vermutlich glaubend, gar keine Männlichkeit zu leben.)
Wer sich die Edit-Flame-Wars von Kemper aka “Schwarze Feder” auf Wikipedia anschaut, bekommt einen lebhaften Eindruck von dem mentalen Totalitarismus, der hier herrscht. Hier tobt Männlichkeit in ihrer schwärzesten Form, als gelebter Schatten von Männlichkeit. Noch eine ganz andere Frage wäre, wie die Familiendynamik der Herkunftsfamilie hier hineinspielt. Wenn ich männliche Feministen lese, dann habe ich immer ein inneres Bild, das aufpoppt: Das ist ein vielleicht 3-4jähriger Bub, der zu seiner Mutter schaut, und sagt: “Ich will doch ein BRAVER BUB sein. Ich will doch, dass du mich lieb hast. Und SCHAU HER, WIE lieb und brav ich bin.”
Und vielleicht sagt er auch, der Bub, weil er spürt mit der ganzen Sensibilität und Hellsicht von Kindern, dass es zwischen Mama und Papa nicht gut steht: “Mama, schau her! Ich wäre doch der bessere Mann für dich! Besser als der Papa!”
Und da wird es psychologisch dramatisch, wenn die Mutter auf dieses Koalitionsangebot eingeht. Das hat gravierende Folgen in der Seele …
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