Donnerstag, Juli 02, 2009

Südafrika: In dieser Saison bislang 24 tote Jungen als Folge von Beschneidung

Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für einen Beitrag, der mir im feministischen "Mädchenblog" den Vorwurf des "unerträglichen Rumgejammers" einbringen wird.

Es geht um das Thema Genitalverstümmelung, bekannter unter dem Ausdruck "Beschneidung". Hier läuft bei uns die Sache im allgemeinen so: Normalerweise ist in den Medien wie selbstverständlich nur von weiblichen Opfern die Rede. Diese allein erhalten Aufmerksamkeit, nur um sie geht es in den bekannten Kampagnen gegen diese Praktik. Falls sich ausnahmsweise mal ein Männerrechtler schüchtern fragend zu Wort meldet, ob sich unsere Gesellschaft nicht vielleicht doch auch mal um die männlichen Opfer dieser Praktik kümmern sollte, erhält er garantiert eine ebenso kenntnisfreie wie herablassende Antwort, die beiden Formen von Beschneidung seien ja nun wohl überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Fast unweigerlich werden in der darauf folgenden Erklärung Äpfel mit Birnen verglichen, nämlich die chirurgische Beschneidung von Männern in Europa und den USA mit den brutalsten Formen der Klitorisverstümmelung in der Dritten Welt.

Eine typisch feministische Reaktion wird von Christine Hamprecht hier zitiert. Auf abgeordnetenwatch.de äußerte sich erst kürzlich die Grünen-Abgeordnete Monika Lazar in vergleichbarer Weise: "Ähnlich drastische Eingriffe gegen die äußeren männlichen Geschlechtsteile werden nicht praktiziert, weder mit religiöser noch aus kultureller Begründung." Und auch die Pressesprecherin von Femnesty International, Nina Tesenfitz, die ich vor Jahren in einem Interview zu dieser Problematik befragte, äußerte sich ebenso nachdrücklich wie kenntnislos: "Die genitale Verstümmelung ist medizinisch nicht zu begründen und ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit ausschließlich von Mädchen und jungen Frauen" (Hier auf Seite 9 runterscrollen.)

Die Wahrheit allerdings, wenn man beispielsweise heute nach Südafrika blickt, sieht so aus:

EAST CAPE CIRCUMCISION TOLL NOW 24

The death toll in the Eastern Cape’s winter circumcision season has risen to 24, the provincial health department said today.

Spokesman Sizwe Kupelo said four youths had died in the Eastern Pondoland region in the past 24 hours.

Two of them had been attending legal initiation schools, the others illegal schools.

The situation in the region had prompted local State doctors to go out in teams with police to treat youths at the schools, Kupelo said.

“They say they can’t watch these boys dying any longer. The situation is very bad in that part of the province.”

The department would also send more staff from Bhisho to monitor schools.

Kupelo said 26 youths were admitted to St Elizabeth’s hospital in Lusikisiki, two of them in high care.

There were four at Holy Cross in Flagstaff, and one at St Patrick’s in Mbizana. A youth had died at St Patrick’s last night.

At St Barnabas in Libode, there were 16 admissions, two of them in high care. Three of the 16 had lost the tips of their penises to gangrene.

There were ten at Mthatha General hospital, and another ten at the Nelson Mandela Academic hospital in the town, two of whom were in intensive care.

One youth died at Nelson Mandela Academic hospital on Tuesday night.

Circumcision-related deaths are usually as a result of septicaemia from infected wounds, or dehydration, which happens when initiates are denied water by their carers.

Eleven unregistered traditional surgeons and nurses have been arrested this season.


Um mal einen dieser Fälle ausführlicher zu schildern:

BOY DIES FROM CIRCUMCISION RELATED COMPLICATIONS

A 15-year-old boy died in the Nelson Mandela Academic hospital in Mthatha today (July 1) after developing complications from an illegal circumcision, Eastern Cape police said.

Superintendent Mzukisi Fatyela said the boy died in the early hours of the morning after being rushed to hospital last night.

The circumcision, also involving six other boys, happened in the Kaplan locality near Mthatha.

Some of the other boys were also taken to hospital but were in a stable condition.

The man who had performed the circumcision had fled after the first boy was rushed to hospital.

A case of illegal circumcision was opened and the man was being sought by police.

The Circumcision Act stated that a boy under 16 years was not ready for circumcision and that the procedure could only be carried out by trained and authorised people.

On Monday a 15-year-old boy from Ngqeleni near Mthatha died after a similarly botched circumcision.

The boy was rushed to hospital along with seven others on Monday evening where he later died.

The 31-year-old traditional surgeon who allegedly performed the circumcision was on the run and police were looking for him to face a charge of contravening the Circumcision Act, Fatyela said on Tuesday.


Das ist die Situation in Südafrika, wo es mit einer problembewussten Gesetzgebung, Notfallkliniken, Zeitungsberichten und Statistiken über solche Fälle im Vergleich zu anderen Staaten noch geradezu zivilisert zugeht. Beschneidung wird hier mittlerweile mit der AIDS-Bekämpfung gerechtfertigt (gab es in Wahrheit aber natürlich schon lange vor AIDS) und dient nicht, wie vor allem in Ländern des pazifischen Raums, als Initiationsritus oder damit ein Mann später eine Frau besser sexuell befriedigen kann. Leider gibt es über solche Vorfälle dort, wo die Situation für Jungen und heranwachsende Männer noch dramatischer ist, keine entsprechenden Meldungen in der Presse.

Und eine Organisation wie Amnesty International, die sich ursprünglich mal um die Menschenrechte unabhängig vom Ansehen des Geschlechts kümmern wollte, ist inzwischen feministisch dermaßen ideologisiert, dass sie zu diesem Thema nur noch Lügen wie jene verbreitet, die ich weiter oben zitiert habe.

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