Donnerstag, Juni 11, 2009

"taz" verreißt "Befreiungsbewegung für Männer"

Die "taz" braucht schon gar keine Feministinnen mehr, um gegen die erstarkende Männerrechtsbewegung anzugehen. Wieder einmal spielt Thomas Gesterkamp gerne den Kerl fürs Grobe. Hier ein Auszug aus seinem ausführlichen Verriss der Anthologie "Befreiungsbewegung für Männer":

Die Herausgeber Paul Hermann Gruner und Eckhard Kuhla verstehen sich nicht nur als Publizisten, sondern auch als Aktivisten: Sie fordern "das Ende des weiblichen Geschlechtermonologs" und eine "offensive Interessenvertretung der Männer". Sie planen öffentliche Veranstaltungen, möchten eine politische Debatte über die vermeintlichen "Kulturverlierer" anregen. Ein Teil ihrer Autoren treibt dabei im Fahrwasser fragwürdiger Männerrechtler, die von der "Machtergreifung der Frau" oder einem "neuen Tugendstaat" fabulieren und im Stil der rechtslastigen Wochenzeitung Junge Freiheit gegen "politische Korrektheit" Stimmung machen.

Das Wort "Befreiungsbewegung" stößt in diesem Kontext sauer auf, wie auch die Nutzung des emanzipatorischen Begriffs "Geschlechterdemokratie" im Untertitel. Denn Autoren wie Arne Hoffmann, der in seinem Blog "Genderama" gegen alles seiner Meinung nach Feministische Stimmung macht, oder auch Gerhard Amendt, der Opfererfahrung von Frauen als "fantasiertes Leid" denunziert und eine weibliche "Sehnsucht nach traditioneller Männlichkeit" ausmacht, sind alles andere als geschlechterdialogisch orientiert. Die Polemik der Männerbefreier auf die Spitze treibt Karl-Heinz Lier, ein Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Gender Mainstreaming als "Hydra im trojanischen Pferd" geißelt. Er schimpft über "obskure Ideen", "Umerziehungsaktionen", "staatlich betriebene Freiheitsberaubung" und "systematische Täuschung durch die politische Kaste", um schließlich gar Marx und Engels als "Väter der Gender-Perspektive" auszumachen. (…) Ob den Autoren und Gesprächspartnern anderer, durchaus lesenswerter Beiträge - des Bildungsforschers Klaus Hurrelmann, des Therapeuten Wolfgang Schmidbauer oder des Präsidenten des Schweizer Dachverbandes maenner.ch, Markus Theunert - bewusst war, auf welches publizistische Umfeld sie sich hier eingelassen haben?


Da zumindest kann ich Gesterkamp beruhigen: Uns Autoren des Buches wurde, bevor wir unsere Beiträge eingereicht haben, eine Autorenliste zugeschickt. Und während es auf Wissenschaftler einen starken finanziellen und institutonellen Druck gibt, nur Positionen zu vertreten, die dem Feminismus gegenüber unkritisch sind (Forschungsgelder fließen schließlich vor allem von feminismusfreundlichen Institutionen wie der Heinrich-Böll-Stiftung), kann nicht jeder vor den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte so sehr die Augen verschließen wie Thomas Gesterkamp.

Hier findet man den vollständigen Artikel. Bemerkenswert ist, dass Gesterkamp fast alle männlichen Autoren des Buches namentlich erwähnt, aber keine einzige der sechs Autorinnen. Offenbar hätte er damit weniger gut den Eindruck erzeugen können, dieses Buch sei eine Kampfansage an die Frauenwelt. Allerdings macht das seine "Rezension" hoch manipulativ. Leider ist der Kommentarbereich zu diesem Artikel nicht geöffnet.

Zu Gesterkamps Unterstellungen, was die weltanschauliche Ausrichtung der Männerrechtsbewegung angeht, gab es hier bereits die passende Antwort.

Damit ist wohl endgültig der Moment gekommen, an ein berühmtes Zitat von Mahatma Gandhi zu erinnern: "First they laugh at you, then they ignore you, then they fight you, then you win." Offenbar hat Phase drei gerade begonnen.

Nachtrag vom frühen Nachmittag: Auch der Perlentaucher stellt unser Buch inzwischen vor, leider auf der Grundlage des manipulativen Gesterkamp-Artikels.

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