"Mehr als nur ein Schwanz"
Lego-Kisten stehen in der Ecke, Bilder von Kinderhand hängen an der Wand. Eigentlich müsste Michael Stiefel sich hier wohlfühlen. Er ist Vater, 42 Jahre alt. Und er liebt Prenzlauer Berg. Aber wenn er über Männer und Frauen spricht, dann regt er sich auf. Michael Stiefel ist Trennungsvater, einer, der um sein Umgangsrecht kämpfen musste - und er führt seinen eigenen Emanzipationskampf: "Ich lehne mich auf gegen die Vorschriften, die man uns in unserer Vaterrolle machen will. Wir wollen unsere Vater- und unsere Männerrolle selbst definieren. Als Männer sind wir auch Familie."
Dann schließt er an: "Alle reden vom neuen Vater, aber wenn es in der Beziehung nicht klappt, dann ist der Wunschvater nach Belieben abschaltbar." Das, sagt Stiefel, habe er am eigenen Leib erlebt. Seine Männlichkeit habe er stets reflektiert, seine Tochter fürsorglich erzogen - und als dann die Trennung kam, sei er als unverheirateter Vater nur noch eine "vernachlässigbare Restgröße" gewesen. "Wenn das Experiment Familie nicht klappt, schaltet dieser Staat sofort auf das Modell Mutter um. Die Vaterschaft steht immer unter dem Vorbehalt der Beziehung zur Frau." Das sagt er.
Dann wettert Michael Stiefel gegen die "deutsche Frauen-Opfer-Kultur", einen "Kaderfeminismus in den Behörden" und ein "feministisches Zitierkartell, das nur noch die Privilegien der Frauen verteidigt." Wenn er Flyer verteilt in Prenzlauer Berg, dann gehen viele Frauen an ihm vorbei.
Hm, ob die "taz" über eine Feministin oder Mitglieder anderer sozialer Bewegungen auch geschrieben hätte, dass sie "wettern"? Das ist zum Teil derselbe Stil beim Thema Männerrechtler, den die BILD-Zeitung vor vierzig Jahren beim Thema Feministinnen pflegte: Selbst das Bild von der sexuell frustrierten, weil zurückgewiesenen Feministin wird im letzten Satz der zitierten Passage auf Männerrechtler übertragen. Tatsächlich, das beweist auch dieser Artikel, fällt es immer schwerer, uns und unsere Anliegen zu übersehen. Den vollständigen Beitrag findet man hier.
Labels: Feminismus, Männerrechtsbewegung, Rollenmodelle, Väter
<< Home