Justitia ist weiblich
Vor Gericht und auf hoher See ist der Mann allein - Frauen ausgeliefert. Zum Beispiel an einem Apriltag im Landgericht Darmstadt, Saal 10. Angeklagt ist der 27 Jahre alte Jordan L. Zu Gericht sitzen über ihn: die Richterin am Landgericht Ingrid Schroff, unterstützt durch eine Beisitzerin und zwei Schöffinnen. Nicht zu vergessen die Staatsanwältin, und sogar der Rechtsbeistand des Angeklagten ist blond, weiblich, jung. Das Heft haben die Frauen in der Hand, während der Angeklagte schweigt und der Gerichtsdiener allenfalls die Zeugen hereinrufen darf. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, haben sich in den vergangenen Jahren Frauen in der deutschen Justiz breitgemacht.
Mit diesen Sätzen leitet die FAZ einen Artikel, der die derzeitigen Umbrüche im Rechtswesen ausleuchtet. Einige weitere Passagen dieses Beitrages:
Und viel häufiger als früher wählt (der Richterwahlausschuss) Kolleginnen. "Sie haben einfach bessere Noten als die Männer", bestätigt Andrea Titz, Staatsanwältin in München und engagiert im Deutschen Richterbund (DRB).
Was lange unvorstellbar und überflüssig schien, war plötzlich Praxis: Nach und nach nahmen alle 16 Bundesländer Gleichstellungsverordnungen in das Beamtenrecht auf. Fortan galt eine "weiche Quote". Was nichts anderes bedeutet als: Bewerben sich um eine freie Stelle im Justizdienst ein Mann und eine Frau, so wird bei gleicher Qualifikation die Bewerberin bevorzugt.
Das Bemühen, auf keinen Fall irgendwelche Geschlechtsmuster zu erfüllen, lasse sich mitunter auch bei Familienrichterinnen beobachten, glaubt Forscherin Ulrike Schultz. Die würden Frauen nach einer Scheidung bei der Bemessung der Unterhaltszahlung nämlich weniger großzügig bedenken als ihre männlichen Kollegen. Besonders wenn die klagende Ehefrau ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdient, kann der Sympathiefaktor gegen null tendieren. Aber das sind nur Beobachtungen, keine belastbaren Fakten.
Reichlich sarkastisch klingt einer der Leserkommentare zu diesem Artikel:
Am 23. April (anlässlich eines Kindermordes) habe ich gefragt, wie lange es dauern wird, bis wir wieder von den hochqualifizierten Powerfrauen mit ihrer Frauenpower lesen.
10 Tage.
Danke.
Labels: Medien, Quote, Rechtsprechung, Unterhalt
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