"Frauen wollen die Welt retten"
Die "Zeit" erklärt einfühlsam, warum Frauen zu Terroristinnen wurden und warum sie teils heute noch deswegen diskriminiert werden. Hier nur die Höhepunkte dieses langen Artikels:
Sie wollen noch immer die Welt verändern, wenigstens im Kleinen. Damals, in den siebziger Jahren, glaubten sie, dass das nur mit Gewalt möglich sei. Frauen, die bereit waren, zu morden und zu sterben. Sie bekämpften den Staat und fügten sich nicht in das Rollenbild von der bescheidenen, sich unterordnenden Frau ein. (...) Die RAF-Frauen wurden stilisiert, zu rätselhaften, wilden, geradezu erotischen Heldinnen von den einen, zum ewig Bösen, Antiweiblichen von den anderen. Man machte sie klein, oder man erklärte sie für besonders radikal, für hysterisch, mindestens lesbisch, irgendwie jedenfalls absonderlich. (...) Frauen begehen weniger Straftaten als Männer, die Statistik weist gerade mal 19 Prozent aus; bei Mord und Totschlag sind es seit Jahren um die sieben, acht Prozent. Mit den wenigen Frauen, die gewalttätig werden, weiß die Gesellschaft nicht umzugehen. (...) Das Publikum fühlt sich den Exterroristen auf dem Podium nah, oder eher: den Terroristen, die sie mal waren. (Den Begriff „Terrorismus“ weist Rollnik zurück, mit der Begründung: „Wir wollten nicht Angst und Schrecken in der Bevölkerung verbreiten, sondern innerhalb der herrschenden Klasse.“) Das Publikum fragt: „Wie lebt ihr mit dem Kompromiss?“; „Muss man denn den bewaffneten Kampf nicht wieder aufnehmen?“ (...) „Wegen ihrer Ideologie sind linksterroristische Gruppen für Frauen interessanter als rechtsextreme Gruppierungen“, sagt Gisela Diewald-Kerkmann, Historikerin an der Universität Bielefeld. Weniger wissenschaftlich formuliert könne man auch sagen: Frauen wollen die Welt retten. (...) Und „wenn sich Frauen entschieden hatten, waren sie in der Regel mit enormer Konsequenz dabei“. In der Bewegung 2. Juni und der RAF konnten sie das Gefühl haben, in einer Gruppe zu sein, in der sie genauso viel zu bestimmen hatten wie die Männer (von Andreas Baaders Sonderrolle einmal abgesehen). Und manchmal sogar mehr. „Wir konnten einiges besser“, sagt Gabriele Rollnik über die Frauen bei der Bewegung 2. Juni: „Uns den Notwendigkeiten der Illegalität anpassen. Mit schwierigen Situationen kamen wir besser zurecht.“ Die Männer seien es gewesen, die bei Banküberfällen in Panik an die Decke geschossen hätten. (...) Ein kleiner Rest von Stolz ist ihr anzuhören.
Frauen sind eben doch die besseren Menschen.
Labels: feministischer Terrorismus, Gewalt
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