Frauen und Männer reden gleich viel
Der populäre Mythos, dem zufolge Frauen pro Tag sehr viel mehr Wörter von sich geben als Männer, wird immer wieder in Büchern verkauft, die deshalb zu Bestsellern werden, weil sie Geschlechterklischees scheinbar wissenschaftlich bestätigen: von Allan & Barbara Pease bis zu Louann Brizendine. Letzere tut sogar ganz selbstverständlich so, als sei mit einer größeren Quasselmenge pro Tage automatisch ein größerer Wortschatz des weiblichen Geschlechts verbunden. Wissenschaftler rümpfen über so etwas die Nase, LeserInnen reißen es begeistert aus den Regalen. (Ich hatte speziell über Brizendine hier schon einmal gebloggt.) Jetzt ist der Mythos von den geschwätzigen Frauen und den stummen Männern ein für allemal wissenschaftlich widerlegt, wie Spiegel Online berichtet:
"Eine Frau nutzt etwa 20.000 Wörter am Tag, während ein Mann rund 7000 benutzt", schrieb die Neuropsychiaterin Louann Brizendine in ihrem umstrittenen Buch "Das weibliche Gehirn". Die deutsche Ausgabe des Sachbuchs schaffte es bis auf Platz vier der SPIEGEL-Bestsellerliste. Das gelang mit Thesen wie: Frauen haben zwar ein kleineres Gehirn, doch in dessen Sprachzentrum befinden sich elf Prozent mehr Zellen als in der gleichen Region des Männerhirns. Die US-Medien verbreiten Brizendines Wörter-Verhältnis seit 15 Jahren, kritisieren Mehl und seine Kollegen - obwohl die Angabe unfundiert sei.
Manchmal fragt man sich als seriöser Autor wirklich, warum man nicht auch anfängt, pseudowissenschaftlichen Mumpf zu schreiben, um in den Bestsellerlisten nach oben zu schießen. Die Verleger scheinen es zu lieben.
Labels: populäre Irrtümer
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