"Vorsicht vor kastrierenden Lesben"
Heide Oestreich liefert in der heutigen taz eine Gegenrede zum Artikel über Gender Mainstreaming im letzten SPIEGEL.
Jetzt soll ich den Artikel bestimmt auch noch irgendwie kommentieren, oder? Okay. Ich halte es ja für sehr erfreulich, wenn überhaupt endlich mal eine kontroverse Debatte über Gender Mainstreaming entsteht. Allerdings weiß ich nicht, warum das mal wieder auf einem polemischen Niveau stattfinden muss, das sich in längst zu Tode gerittenen Anwürfen wie „Backlash“ und „Kastrationsängste“ erschöpft. Ich weiß auch nicht, wen diese Rhetorik aus den siebziger Jahren noch überzeugen soll, der nicht ohnehin schon von Oestreichs Position überzeugt ist. Früher sahen es – insbesondere linke – Medien mal als vornehmste Aufgabe, staatliche Maßnahmen zu hinterfragen, statt sie (reichlich blind) zu verteidigen. Kann es zum Beispiel sein, dass Heide Oestreich die regierungsamtliche Reklame über Gender Mainstreaming ("Geschlechterrollen erweitern") mit fragwürdigen Vorgängen in der ideologisierten Umsetzung ziemlich wild durcheinanderschmeißt? Und müsste „Geschlechterrollen erweitern“ nicht einschließen, dass beispielsweise Männern auch die breite Palette traditionell männlichen Verhaltens als denkbare Option aufgezeigt wird (jene Palette, die seit Jahrzehnten in den Mediendiskursen praktisch durchgehend als „von vorgestern“ abgewertet wird) und dasselbe umgekehrt auch bei Frauen und traditionell weiblichem Verhalten zu tun, statt beide Geschlechter auf ein politisch korrektes Modell von Androgynität zuzuführen?
Man könnte noch sehr vieles zu diesem Thema sagen. Ich werde mich im Laufe des Tages noch einmal dezidierter zum Gender Mainstreaming äußern.
Labels: Gender Mainstreaming, Heide Oestreich
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