Donnerstag, Januar 04, 2007

Leserpost (Väter im Kino)

Genderama-Leser Stefan schreibt mir:

Mir ist in letzter Zeit vermehrt aufgefallen, welchen Rückstoßeffekt der Einsatz für den Maskulismus hat. Ich analyisere inzwischen unterbewusst die unmöglichsten Situationen nach einer Benachteiligung des Mannes und ziehe jeden Bericht über Frauenbenachteiligung erst einmal grundlegend in Zweifel. In Deutschland mag letzteres noch halbwegs angehen, aber ich musste mit Erschrecken feststellen, dass ich zum einen selbst bei Dritte-Welt-Ländern inzwischen dieses Schema fest verankert habe und zweitens, um etwas mehr in die Popkultur abzugleiten, beim Kinobesuch von "Happy Feet" gedanklich monierte, dass der Vater der Böse war - ehe mir zehn Sekunden später kam, dass das ziemlich dumm ist und beispielsweise "The virgin suicides" die Rolle des Bösewichts in der Familie, so überhaupt vorhanden, eher der Mutter zuschreibt. Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. weißt davon zu berichten oder hast Lösungsideen?


Ich verstehe nicht genau, wo das Problem liegt, wenn man inzwischen sensibler reagiert und erst mal vieles hinterfragt, statt es für bare Münze zu nehmen.

Gerade dass im Kino eine starke Entwicklung dahingeht, die Vaterrolle immer negativer zu zeichnen, wird ja nicht in erster Linie von ideologisierten Maskulisten so gesehen, sondern beispielsweise auch von Roger Ebert, dem wohl unbestreitbar prominentesten Filmkritiker der USA (zumindest nachdem Pauline Kael und Eberts früherer Kritiker-Partner Gene Siskel verstorben sind).

Wenn du etwa in diese Kritik von Roger Ebert klickst findest du darin auch folgende Passage:

We know now that this model is a case of sexist chauvinism. Gilbreth's view of fathers is long out of date, and American men survive in the movies only as examples of incompetence, unrealistic ambition and foolish pride. Gene Siskel once started a list of movies with fathers in them, to demonstrate that Hollywood preferred whenever possible to have single mothers and avoid fathers altogether. If there had to be a father, he was (a) in a comedy, the butt of the joke, and (b) in a drama, a child abuser, an alcoholic, an adulterer, an abandoner of families, or preferably, all of the above. At some point during a half century of Hollywood fathering, "father knows best" was replaced by "shut your pie hole."


Natürlich kann es sinnvoll sein, auch die eigene Skepsis immer wieder zu hinterfragen. Davon abgesehen glaube ich aber nicht, dass es einfache Lösungswege gibt, solange sich diese Skepsis nur allzu oft bestätigt.

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