"Medien müssen mehr auf Männer zugehen"
1. "Medien müssen mehr auf Männer zugehen" fordert die Journalistin Melisa Erkurt von Österreichs Online-Medium "Die Chefredaktion". Zwar geht es im Verlaufe eines Interviews, das Die Presse mit Erkurt führte, speziell um männliche Zuwanderer, aber Erkurts Antworten lassen sich porblemlos auf Männer im Allgemeinen übertragen.
Die Presse: Muss man als Medium Männer wirklich anders ansprechen als Frauen?
Melisa Erkurt: Ja. Wir haben das erst nicht gedacht oder wollten es uns nicht eingestehen. Unsere Redaktion ist frauenlastig, das war gewissermaßen unser Versagen, weil wir nicht über unseren Tellerrand geschaut haben, Themen behandelt haben, die uns interessieren, und unbewusst Protagonisten befragt haben, die uns ähneln. Man muss Männer mehr und mit anderen Themen ansprechen, auf den Kanälen auf sie zugehen, auf denen sie sind. Auch unser Design haben wir geändert. Wir haben herumgefragt und bekamen Antworten wie: "Das Design ist so weiblich, dem würde ich nicht folgen." Ganz banal eigentlich.
Woran haben Sie gemerkt, dass der „Chefredaktion“ mehr Frauen folgen als Männer?
Das wird uns in der Statistik angezeigt, sowohl von TikTok als auch Instagram. Seit wir einen männlichen Redakteur haben und Content speziell für Männer machen, folgen uns mehr Männer: Wir haben ein Plus von 20 Prozent. Dabei machen wir das erst seit ein paar Wochen. Aber wir sind eh noch lang nicht da, wo wir sein sollten. Wir müssen andere Plattformen ausprobieren.
Welches Männlichkeitsbild wird durch Social Media transportiert?
Ein richtig veraltetes, bei dem wir gedacht haben, das hätten wir längst überwunden. Der Mann ist der Ernährer, der Versorger, die Frau bleibt zu Hause. Der Mann muss stark sein, darf keine Angst haben, nicht über Gefühle sprechen, isst rohes Fleisch und zeigt sich oberkörperfrei, natürlich durchtrainiert. In unserem Alter lacht man darüber, aber Jugendliche haben das die ganze Zeit in ihrer Timeline. Es ist auch sehr abwertend Frauen gegenüber.
(…) Wie kommt der Fokus auf Männer eigentlich bei den Leserinnen an?
Einige haben gesagt: Wieso stärkt ihr nicht junge Frauen? Da gab es einen Moment der Irritation. Wir haben klargestellt: Wir erreichen ja eben hauptsächlich Frauen, aber wir wollen noch zusätzlich junge Männer. Wir merken auch diese Geschlechterkluft: In keiner Generation davor waren die Geschlechter so im Krieg miteinander, so unterschiedlich.
Wann haben Sie Ihr Ziel erreicht?
Wenn man 40 Prozent Männer erreicht, wäre das cool. Wir suchen außerdem immer junge Leute als Mitarbeiter. Man kann nicht von Diversität sprechen, wenn sich nur junge Frauen bewerben.
2. "Kinder werden nicht mehr von afghanischen Attentätern ermordet als von deutschen Vätern", behauptet die Sprecherin der Grünen Jugend. Statistiken, die das belegen könnten, nennt sie nicht.
3. In der Times of India beschäftigt sich die Gleiche-Rechte-Aktivistin Barkha Trehan mit der wachsenden Zahl umgebrachter Ehemänner:
2025 hat einen beängstigenden Trend aufgedeckt - eine alarmierende Zunahme brutaler Morde an Eheleuten, die oft von Ehefrauen und ihren Liebhabern inszeniert werden. Dabei mag es sich um Einzelfälle handeln, aber das Muster spiegelt eine tiefere gesellschaftliche Krise wider, die weitgehend ignoriert wird: das stille Leiden von Männern in toxischen Beziehungen.
In Bijnor wurde ein Mann von seiner Frau erdrosselt, nur weil er sich weigerte, in die Stadt zu ziehen. In Auraiya verschwor sich eine Frau mit ihrem Liebhaber, um ihren Ehemann nach nur zwei Wochen Ehe zu beseitigen. In Meerut wurde die zerstückelte Leiche eines Mannes von seiner Frau und ihrem Liebhaber in einem mit Zement gefüllten Fass versteckt.
Die Tragödie hört damit nicht auf. In Jaipur wurde ein Mann angezündet, nachdem er die Affäre seiner Frau entdeckt hatte. Aus Haridwar wurde ein Fall gemeldet, bei dem ein Gurdwara-Sevadar erwürgt und in einem Kanal versenkt wurde. In Korba gestand eine Frau, dass sie ihren Ehemann wegen langjähriger Misshandlung getötet hatte - doch selbst dies deutet darauf hin, dass beide Seiten mehr Verständnis und psychologische Unterstützung brauchen, nicht aber Mord.
Diese Geschichten sind nicht nur Schlagzeilen, sie sind Schreie von Männern, die keinen Ausweg, keinen sicheren Raum, keine Hilfe hatten. Missbrauch, Leiden und häusliche Gewalt von Männern sind in unserem gesellschaftlichen Diskurs nach wie vor Tabuthemen. Das Gesetz, die Medien und die Gesellschaft weigern sich oft, Männer als Opfer zu sehen.
Wären die Rollen vertauscht, wäre die Empörung riesengroß. Aber wenn es ein Mann ist, der kalt in einer Leichenhalle liegt, herrscht Schweigen.
Hier geht es nicht um Mann gegen Frau, sondern um Gerechtigkeit gegen Ignoranz. Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, die Probleme von Männern zu bagatellisieren, und dass wir anerkennen, dass ihr Schmerz real ist. Hinter jedem ermordeten Ehemann steht eine Geschichte, die nie gehört wurde. Fangen wir an zuzuhören, bevor noch mehr Leben in diesem ohrenbetäubenden Schweigen verloren gehen.
Barkha Trehan hat sich schon in einer ganzen Reihe von Artikeln für die Rechte von Männern eingesetzt. Eine Journalistin wie sie fehlt in Deutschland.
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