Wer hat uns verraten? Die Christdemokraten!
1. Gestern hat Genderama darüber berichtet, dass das neue Gewaltschutzgesetz alleine Frauen zugute kommen soll. Einer meiner Leser hat mich darauf hingewiesen, welchen Parteien wir das zu verdanken haben:
Ein Knackpunkt war bis zuletzt unter anderem die Frage, ob der künftige Schutzanspruch auch Transfrauen und von Gewalt betroffene Männer umfassen sollte. SPD und Grüne hatten sich dafür eingesetzt, die Union lehnte das ab – und setzte sich damit letztendlich durch.
Aus der Unionsfraktion hieß es, der Schutz gelte nur für das biologische Geschlecht Frau. Männer und Transfrauen fielen nicht darunter. "Zentral für uns als CDU/CSU ist, dass der Schutz von Frauen und Kindern bei diesem Vorhaben im Mittelpunkt steht", erklärte die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Silvia Breher.
Die familienpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Ulle Schauws, sieht die Beschränkung auf Frauen und vor allem den Ausschluss von Männern vor dem Hintergrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes kritisch. "Verfassungsrechtliche Bedenken sind von unserer Seite relevant und groß", erklärte Schauws. Der Rechtsanspruch müsse "möglicherweise noch einmal geprüft und ausgeweitet werden.
Man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, dass in den Unionsparteien Männer weniger verhasst sind als bei Rot-Grün. Schon zum Mord von Aschaffenburg fiel etwa Julia Klöckner als erstes das hier ein:
Es sind immer wieder Männer. Nicht Frauen.
Eine der Antworten, die sie darauf erhielt:
Bitte sagen Sie das auch der Familie des 41-jährigen Passanten, der sein Leben gab, um die Kinder zu schützen. Denn ja, auch er war ein Mann.
Sie sollten sich schämen. Sie sind die Personifizierung was in Deutschland falsch läuft und warum niemand, der bei Verstand ist, mehr CDU wählen kann.
2. Ein weiterer Leser schreibt mir zu dem gestern auf Genderama zitierten Statement der Soziologin Barbara Kavemann, man müsse "aufpassen, dass sich jetzt die Wahrnehmung nicht völlig umdreht" und unter dem Einfluss "maskulinistischer Strömungen" nur noch über Männer als Opfer häuslicher Gewalt gesprochen werde:
Moin Herr Hoffmann,
anbei noch einmal vielen Dank für die täglichen Zusammenfassungen der aktuellen Medienlandschaft!
Ich fand, dass man beim Artikel von Frau Kavemann mal wieder wunderbar erkennt, wie Sie/wir hier gegen den Strom schwimmen. Wir haben hier also eine Wissenschaftlerin die bemerkt, dass die öffentliche Wahrnehmung bzgl. häuslicher Gewalt 50% der Opfer ausblendet - aber bitte bei der Korrektur der Wahrnehmung nicht übersteuern, denn sonst könnte man ja den moralisch anrüchigen Maskulinisten in die Hände spielen.
Also besser zu wenig sehen und tun als zu viel.
Das steht im krassen Gegensatz zur teils aus dem Ruder geratenen Gesetzgebung zur 'Gleichberechtigung' (auf Kosten von Männern und zum Vorteil von Frauen). Hier gibt es immer wieder die genau gegenteiligen Aussagen: Das jeweilige Gesetz ist zwar bestenfalls unnütz und schafft wahrscheinlich mehr Ungerechtigkeit als Gerechtigkeit - aber Hauptsache wir setzen ein Zeichen.
Der Zweck heiligt also die Mittel - selbst, wenn die Mittel nicht zweckdienlich sind. Wie man so zu einer gerechteren Gesellschaft kommen soll habe ich bisher noch nicht verstanden. Aber es zeigt doch recht deutlich, wie die Dividende der 'moralischen Überlegenheit' aussieht und was diese im Diskurs wert ist.
Die Befürchtung von Frau Kavemann halte ich vor dem Hintergrund Ihrer jahrelangen Aufklärungsarbeit für unbegründet. Ich sehe zumindest keinen Dammbruch kommen, bei der sich die breite Öffentlichkeit plötzlich vor alle männlichen Opfer stellt und fordert, dass wir doch nun mal bitte 95% der finanziellen Ressourcen von der Frauenunterstützung für Männeranliegen umwidmen sollten.
Anbei: Das wäre ja gar nicht das Ziel.
3. Die nächste Bundestagswahl wird auch von den USA aus beobachtet:
Die Nachrichtenagentur Bloomberg widmet dem Einfluss von Frauen in der AfD sogar einen ganzen Artikel: "Deutschland driftet nach rechts ab und Frauen beschleunigen diesen Kurs", so die Schlagzeile.
Seit Kriegsende hätten weibliche Wähler einen mäßigenden Einfluss auf die deutsche Politik ausgeübt, heißt es – und auch dann vorwiegend für die Volksparteien gestimmt, als Männer schon anfingen, extrem rechts oder links zu wählen.
Aber: "Das ändert sich bei dieser Wahl" – mit Sahra Wagenknecht an der BSW-Spitze und Alice Weidels Führungsposition in der AfD. Frauen würden extreme Parteien harmloser wirken lassen, heißt es. Zudem appelliere die AfD an die Ängste vieler Frauen, zitiert Bloomberg aus dem AfD-Parteiprogramm: "Frauen vermeiden bestimmte Straßen, Viertel oder Freibäder, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen."
In Umfragen geben Frauen ihre AfD-Unterstützung ungern zu, heißt es weiter. Umso stärker könnten ihre Stimmen ausfallen: "Zweifellos wird die AfD diesmal rund 20 Prozent erhalten, fast doppelt so viel wie bei der letzten Wahl. Weil einige AfD-Mitglieder offen die Nazis loben, zögern viele Frauen, ihre Zustimmung offen zuzugeben. Wahlbeobachter wappnen sich daher für mehr Zuwachs als erwartet."
4. In einem Beitrag der BCC zu der Frage, warum trotzdem noch immer mehr Männer rechts wählen als Frauen, heißt es:
Dr. Rüdiger Maas von der deutschen Denkfabrik Institut für Generationenforschung sagt, dass linke Parteien sich oft auf Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung und Frauenrechte konzentrieren. "Insgesamt sehen sich die Männer in diesen Themen nicht wieder", sagt er. "Deshalb neigen sie dazu, weiter rechts zu wählen."
Wer unterbinden möchte, dass es viele Männer nach rechts zieht, könnte also schlicht eine Geschlechterpolitik anbieten, die auch deren Anliegen aufgreift. Ich fürchte aber, für die allermeisten deutschen Politiker und Journalisten ist eine starke AfD da noch immer das kleinere Übel.
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