Gender-Expertin: "Auch Männer werden in der Medizin vernachlässigt"
1. Auf der Website Watson rückt eine Überschrift die Benachteiligung von Männern in den Fokus. In einem Interview mit der US-amerikanischen Professorin Londa Schiebinger geht es zwar wie gewohnt fast durchgehend allein darum, wie man die Situation des weiblichen Geschlechts verbessern kann. An einer Stelle aber erklärt die Wissenschaftlerin:
Wenn wir über Gender-Medizin sprechen, geht es nicht nur um Frauen. Auch Männer werden vernachlässigt – zum Beispiel beim Thema Osteoporose. (…) Osteoporose gilt als "Frauenkrankheit", weil Frauen früher und häufiger daran erkranken – etwa ab 65. Männer sind meist erst ab 75 betroffen und werden oft nicht diagnostiziert oder richtig behandelt. Auch sie brauchen gezielte Therapien. Geschlechtergerechte Medizin betrifft alle.
Ich würde mich ja schon über geschlechtergerechte Medien freuen, die den Anliegen von Männern ebenso viel Platz einräumen we den Anliegen von Frauen.
2. Die Frankfurter Allgemeine verrät, wie sich Narzissmus bei Frauen zeigt. Ein Auszug:
Weibliche Narzissten manipulieren die Menschen in ihrer Umgebung. Doch dabei verhalten sie sich anders als Männer mit grandiosem Narzissmus, die oft dominant auftreten. "Wenn man so eine Person kennenlernt, merkt man erst mal gar nicht, dass sie eine Narzisstin ist", sagt Ava Green. Sie ist forensische Psychologin an der City St George’s University of London und forscht zu weiblichem Narzissmus. "Doch Frauen mit starkem vulnerablen Narzissmus haben das gleiche Bedürfnis, bewundert zu werden." Sie sehen sich häufig als Opfer und fühlen sich schnell angegriffen. Vulnerable Narzisstinnen denken sich oft Entschuldigungen aus, aber übernehmen keine Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. In großen Gruppen ziehen sie nicht gerne Aufmerksamkeit auf sich, haben aber ein starkes Bedürfnis, dazugehören zu wollen, zeigen Studien. Ava Green gibt ein Beispiel: Wenn etwa eine Frau mit starkem vulnerablen Narzissmus auf einer Party von einer Bekannten nicht gegrüßt wird, kommt ihr nicht in den Sinn, dass diese sie womöglich nicht gesehen haben könnte. Sie ist beleidigt und wütend. Ihr Groll kann lange währen, und aus Rache wird sie die Bekannte vielleicht wochenlang nicht beachten. Narzisstinnen können schwer ertragen, wenn andere sich nicht so verhalten, wie sie es wünschen. Dann können sie extrem zornig und aggressiv werden. Green hat in einer kleinen Studie zu häuslicher Gewalt herausgefunden, dass Frauen mit vulnerablem Narzissmus häufiger ihren Partner angreifen, körperlich wie psychisch. "Die Opfer sind sich oft nicht bewusst, dass ihre Partnerinnen narzisstisch sind", sagt sie.
3. Das Ansehen des berühmten Physikers Erwin Schrödinger wurde zuletzt durch Missbrauchsvorwürfe schwer beschädigt. Der Standard berichtet darüber:
Der Skandal begann vor knapp vier Jahren in Irland. Der Journalist Joe Humphreys veröffentlichte am 11. Dezember 2021 in der Tageszeitung Irish Times einen Artikel über einen angeblichen "Lolita-Komplex" des österreichischen Physikers Erwin Schrödinger. Der habe sich während seiner mehr als 16 Jahre im Exil in Irland unter anderem in eine 12-Jährige verliebt. Überhaupt sei er ein Serientäter gewesen, dessen Verhalten dem Profil eines Pädophilen entsprochen habe.
Die "Beweise", die Humphreys für seine gewunden formulierten Anschuldigungen nannte, gingen im Kern auf eine bereits 1989 erschienene Schrödinger-Biografie zurück. Dessen Autor Walter Moore, ein US-Chemiker mit Schreibtalent, widmete in Schrödinger. Life and Thought dem unkonventionellen Liebesleben des Physikers ausnehmend viel Beachtung und verwendete mehrfach den Begriff Lolita-Komplex.
Mehr als 30 Jahre später nahm Humphreys diesen Faden auf und spann ihn weiter, indem er das Alter einiger Liebschaften Schrödingers verjüngte, um die Lolita-These plausibler zu machen. Was auf diesen schlecht recherchierten Zeitungsartikel folgte, war eine sich überschlagende Welle der Entrüstung – aber nicht über die faktischen Fehler des Texts, sondern über Schrödingers angebliche Pädophilie.
In deutschen Zeitungsberichten, die kurze Zeit später erschienen, wurde der Physiker zum "ungenierten Missbrauchstäter" erklärt. Und im Empörungsfuror kritisierte man sogar den Biografen Moore, der Schrödingers Untaten als Lolita-Komplex "verharmlost" habe. (Zur Erinnerung: In Nabokovs begriffsbildendem Roman Lolita wird eine 12-Jährige von einem älteren Mann mehrfach sexuell genötigt.)
War Schrödingers Ruf erst einmal ruiniert, skandalisierte es sich weiter ungeniert. Das US-Medium Futurism erklärte den Physiker einen Monat nach dem Artikel in der Irish Times gleich einmal zum "Monster". Den Text dazu wiederum vertwitterte der prominente Physiker Sean Carroll für seine 300.000 Follower zustimmend mit der Bemerkung: "…turns out Erwin Schrödinger sexually abused underage girls. Ugh."
Im Trinity College in Dublin, einer der besten Universitäten Europas, beließ man es nicht bei starken Worten, sondern setzte kurzerhand Taten: Im Februar 2022 benannte die Fakultät für Physik das Schrödinger Lecture Theatre um und ließ ein Bild des Physikers entfernen. Zudem fanden die jährlichen Schrödinger-Lectures, die prominente österreichische Forschende bis 2021 ebendort jährlich halten durften, 2022 ihr abruptes Ende.
Jetzt, berichtet der Standard weiter, hat sich ein Forscherehepaar die Vorwürfe genauer angesehen und auf ihre Berechtigung abgeklopft:
Die laufen auf eine Entlastung des Physikers hinaus. "Schrödinger hat sicherlich ein Beziehungsleben jenseits gängiger Moralvorstellungen geführt. Wir haben aber keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Schrödinger ein pädophiler Täter gewesen sei oder pädophile Neigungen gehabt hätte", versichern sie auf Nachfrage – nachdem sie alle bei Moore beschriebenen Verdachtsfälle auf ihre Quellen abgeklopft haben und dabei auf die Perspektive und die Aussagen der involvierten Frauen besonderes Augenmerk legten.
Sehr viel kritischer fällt hingegen ihre Beurteilung des Biografen Moore aus: Der sei von der psychoanalytisch inspirierten Idee besessen gewesen, dass besondere sexuelle Abenteuer die Kreativität Schrödingers beflügelt hätten. Um diese verkaufsträchtige, aber unhaltbare These zu stützen, habe Moore – oft wider besseres Wissen – die ihm vorliegenden Fakten zurechtgebogen.
(…) So geht es mit vielen angeblichen Fakten, die Moore und alle späteren Rufschädiger präsentieren. Das trifft insbesondere auf Schrödingers meistskandalisierte Beziehung zu, nämlich der mit Ithi Junger. Laut Humphreys sei sie 14 gewesen, als der 39-jährige Schrödinger seine Rolle als Nachhilfelehrer dazu nützte, um sie sexuell zu missbrauchen. Mit 17 sei sie schwanger geworden und hatte eine desaströse Abtreibung, durch die sie unfruchtbar wurde.
Das ist schon im Vergleich mit Moores Biografie schlicht gelogen, denn da heißt es, dass die beiden nicht lange nach Ithi 17. Geburtstag "lovers" wurden. Doch auch schon Moore verjüngte unstatthaft: "Moores Notizen zufolge hatte der Biograf von Ithi Junger und ihrer Zwillingsschwester erfahren, dass sie 18 oder 19 Jahre alt gewesen war, als die sexuelle Beziehung mit Schrödinger begann", sagt Magdalena Gronau.
Vor allem aber deuten Quellen wie neu ausgewertete Briefa Ithis darauf hin, dass diese vermutlich erste außereheliche Affäre Schrödingers trotz des Altersunterschieds einvernehmlich war, resümiert das Forscherpaar. Darüber hinaus scheint Ithi Junger selbst wie die Schrödingers ein libertäres Beziehungsmodell praktiziert zu haben und neben Schrödinger noch eine weitere Partnerschaft geführt zu haben. Und nach allem, was die beiden in Erfahrung bringen konnten, galt das auch für viele weitere Liebschaften des diskreditierten Physikers.
4. Ein früherer Bundestagsabgeordneter und eine Lehrerin sind unter anderem wegen Missbrauchs der sieben und neun Jahre alten Söhne der Frau angeklagt. Die Taten sollen vor vier Jahren in Goslar passiert sein.
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