Mittwoch, Oktober 18, 2023

Wegen "rassistischer und frauenfeindlicher Aussagen": Auftrittsverbot für Alice Schwarzer gefordert

1. Bei Verschwörungstheorien gegen Männerrechtler war Alice Schwarzers Magazin "Emma" gerne vorn mit dabei und verwendete Wörter wie "Komplizinnen", als ob das Engagement für Jungen und Männer kriminell wäre. Menschen, die sich für Jungen und Männer engagierten, "versuchen das Verhältnis zwischen den Geschlechter zu vergiften", heißt es ausgerechnet in Alice Schwarzers Magazin; ich selbst werde dort als "bekennender Sadomasochist" bezeichnet, als wäre das ein Skandal – kink schaming ist ein alter Hut im reaktionären Lager.) Jetzt allerdings wird Schwarzer einmal mehr selbst scharf kritisiert:

Neuer Wirbel um die Lesung der umstrittenen einstigen Vorzeige-Feministin Alice Schwarzer (80) in Leipzig. 33 Künstler und Autoren fordern die Absage einer Veranstaltung mit der "Emma"-Herausgeberin beim "Literarischen Herbst" in Leipzig.

Schwarzer will am 25. Oktober, 19 Uhr, in der Stadtbibliothek (Eintritt frei) ihre Autobiografie "Mein Leben" vorstellen. Bereits nach Bekanntwerden der Pläne hatten sich einige Kooperationspartner vom "Literarischen Herbst" wegen der Veranstaltung zurückgezogen.

Anfang Oktober teilten die Veranstalter jedoch mit, dass man sich bewusst sei, dass mit Alice Schwarzer eine "umstrittene, durch provokante, manchmal auch für uns problematische Äußerungen, polarisierende Autorin", ein Podium erhalte. Dennoch stünden die Errungenschaften einer Publizistin außer Frage, die sich seit Jahrzehnten für Feminismus weltweit eingesetzt habe.

Das sehen 33 Autoren, Drehbuchschreiber, Künstler, Journalisten, Wissenschaftler und Publizisten anders. Sie unterschrieben einen "Offenen Brief an den Literarischen Herbst", fordern darin die Absage der Schwarzer-Lesung.

Schwarzer falle immer wieder durch "transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen" auf: "Deshalb fordern wir den Literarischen Herbst auf, Alice Schwarzer keine Bühne für ihre problematischen Aussagen zu geben und die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen", so Romanautorin Cecilia Joyce Röski.


Wegen Schwarzers männerfeindlicher Ausfälle hatte es solche Offenen Briefe nie gegeben.



2. "Die Welt" berichtet:

In der Theorie ist die Sache eigentlich klar. "Kindschaftssachen, die den Aufenthalt des Kindes, das Umgangsrecht oder die Herausgabe des Kindes betreffen, sowie Verfahren wegen Gefährdung des Kindeswohls sind vorrangig und beschleunigt durchzuführen", heißt es in Paragraf 155 des Gesetzes über das Verfahren in Familiensachen (FamFG). "Der Termin soll spätestens einen Monat nach Beginn des Verfahrens stattfinden."

Verfahren, in denen es um das Wohl und die Zukunft von Kindern geht, so die Intention des Gesetzgebers, dürfen nicht verschleppt werden. Gerade bei Umgangsstreitigkeiten nach Trennung und Scheidung soll so vermieden werden, dass die betroffenen Kinder im Konflikt zerrieben werden.

In der familiengerichtlichen Praxis allerdings wird diese Norm häufig verletzt, wie eine von dem Trennungselternverband "Papa Mama Auch" und drei weiteren Verbänden vorgelegte Fallstudie am Beispiel des Amtsgerichts Braunschweig zeigt. Anhand von 13 Fällen, bei denen beteiligte Elternteile Einsicht in sämtliche Prozessakten gewährt haben, belegen sie, dass das Prinzip der beschleunigten Verfahrensführung nur selten beachtet wird. Schon zu Beginn des Verfahrens würden mehr als die Hälfte der Fälle länger als zwei Monate verschleppt. Wurde ein Gutachten beantragt, habe die Verzögerungsquote nach dessen Vorlage sogar 100 Prozent betragen.

Aber auch andere gesetzliche Normen wie die sogenannte Wohlverhaltenspflicht der Eltern oder das gerichtliche Hinwirken auf elterliches Einvernehmen würden regelmäßig missachtet, beklagen die Verbände. Folge sei nicht selten ein teilweiser oder vollständiger Kontaktabbruch zu einem Elternteil – und gravierende psychische Folgeschäden bei den betroffenen Kindern. Bei 71 Prozent der in der Erhebung betrachteten Trennungskinder sei nach dem Verfahren ein Therapiebedarf festgestellt worden. Die Hälfte habe keinen oder nur noch unvollständigen Kontakt zum anderen Elternteil.

Die Erhebung ist nicht repräsentativ. Dennoch glauben die Verbände, damit einen wichtigen Einblick in typische Verläufe hochstrittiger Sorgerechts- und Umgangsverfahren zu geben. "Die erschreckend hohe Zahl therapiebedürftiger Kinder oder auch die hohen Kontakt-Abbruchquoten sind dramatisch", sagte die Erziehungswissenschaftlerin Charlotte Michel-Biegel von "Papa Mama Auch". Kinder von streitenden Trennungseltern erlebten oft jahrelangen Dauerstress. "Die Vielfalt der Problemstellungen erfordert schnelleres Handeln und mehr Zusammenarbeit von Jugendämtern, Familiengerichten und Beratungsstellen, orientiert am Kindeswohl und den gesetzlichen Vorgaben."

Gute Eltern versuchten nach einer Trennung, den Weg über Anwälte und Familiengerichte zu vermeiden, so Michel-Biegel. Wo dies nicht gelingt, beobachten sie und ihre Mitstreiter bei "Papa Mama Auch" allerdings immer wieder die Mechanismen, die auch in der Fallstudie geschildert werden: Eltern, die einander schlecht machen, auch vor dem Kind. Gutachter, die den Kontaktabbruch zu einem Elternteil gutheißen, um das Kind "zur Ruhe kommen zu lassen". Jugendämter, die hilflos die Waffen strecken, wenn Eltern nicht kooperieren.

Und Verfahren, die sich ewig hinziehen und an deren Ende Eltern stehen, die sich resigniert zurückziehen, und Kinder, die so zermürbt sind, dass sie aus Selbstschutz den Kontakt zu einem Elternteil abbrechen. "Für die strittigen Fälle, die vor Gericht gehen, ist die Erhebung insofern durchaus repräsentativ", sagt Michel-Biegel. "Es ist das, was ich täglich erlebe."

(…) Im Kindschaftsrecht würden nahezu flächendeckend die Anforderungen der Unmittelbarkeit der Beweiserhebung ignoriert, kritisierte der Hamburger Rechtsanwalt Matthias Bergmann in seiner Stellungnahme zu der Erhebung. "Richter delegieren häufig nicht nur juristische Fragestellungen an Gutachter, sondern überlassen Gutachtern auch die Befragung aller möglicher Dritter." Statt unmittelbarer Zeugenbefragung nutzten viele Familiengerichte das Jugendamt oder Verfahrensbeistände als Ermittlungsbehörde des Gerichtes.

"So kommt es dazu, dass Verfahrensbeistände von Gesprächen mit Kindergärtnerinnen, Lehrern und sonstigen Dritten berichten, ohne dass diese Personen durch das Gericht direkt angehört werden." Zudem seien viele Richter und Anwälte häufig nicht spezialisiert genug für das Kindschaftsrecht ausgebildet. "Eine umfassende Qualitäts- und Erfolgskontrolle mit bundesweiter und systematischer Datenerhebung wäre dringend geboten, um die rechtliche Qualität der Verfahren und ihre Erfolge für das Wohl der Kinder zu prüfen."




3. Für den Schauspieler Kevin Spacey, eines der ungezählten Opfer von MeToo, gab es Stehbeifall in Oxford.

Knapp drei Monate, nachdem ihn ein Londoner Gericht vom Vorwurf der sexuellen Nötigung von vier Männern freigesprochen hatte, legte der Hollywood-Star Kevin Spacey seinen ersten öffentlichen Auftritt an der altehrwürdigen Uni Oxford hin. Im Rahmen eines Vortrags des englischen Publizisten und Autors Douglas Murray über Cancel Culture betrat Spacey zur Überraschung des Publikums durch eine Seitentür den Raum. Spacey hielt jedoch keine Rede, vielmehr ließ er William Shakespeare für sich und sein Anliegen sprechen. In der Rolle des Timon von Athen übte er dabei heftige Kritik an falschen Freunden und der Cancel Culture, als deren Opfer er sich sieht.

Spaceys kurzer Auftritt in der Rolle des Timon dauert fünf Minuten und zehn Sekunden, aber die haben es in sich. Murray leitet ein, indem er "jemanden" ankündigt, "den ich mit Stolz meinen Freund nenne: Kevin Spacey." Dann betritt Spacey in Alltagskleidung und mit einem Glas Wasser und Stichwort-Karten in den Händen die Bühne des kleinen Vortragssaals der traditionsreichen Universität. Und er legt los, indem er Shakespeare und dessen Timon von Athen in einem Monolog zum Leben erweckt. Timon beklagt sich darin in drastischen Worten darüber, dass er eben noch unzählige Freunde anzog, als er reich und freigebig war. Als ihm das Glück nicht mehr zur Seite steht, sind auch die angeblichen Freunde verschwunden - eine Situation, die so auch auf Spacey zutreffen könnte.

Spacey, der sich in seinem Auftritt immer wieder direkt an sein Publikum richtet, trägt den energischen Monolog frei vor. In der Seele zutiefst gekränkt, so stellt er Timon - und damit wohl auch sich selbst - dar. Der Auftritt endet mit den Worten: "Diese Welt macht mich krank. Ich werde sie niemals lieben!" Dann geht er ab. Und als Spacey den Raum erneut betritt, um sich der Reaktion des Publikums zu stellen, erntet er langanhaltenden Beifall.

Nachdem er im Juli von den Vorwürfen der sexuellen Nötigung in vier Fällen freigesprochen worden war, hatte der zweifache Oscargewinner noch seine Vorverurteilung beklagt: "Ehe die erste Frage gestellt war, verlor ich meinen Job, meinen Ruf. Ich habe innerhalb weniger Tage alles verloren." Noch am Sonntag sagte ein Londoner Kino die Premiere seines neuen Streifens "Control" kurzfristig ab. Die Standing Ovations des Oxforder Publikums könnten Spacey darin bestärken, wieder häufiger die Öffentlichkeit zu suchen.




4. Einem britischen Mathematiklehrer an einem reinen Mädchengymnasium wurden gerichtlich 45.000 Pfund Schadensersatz zugesprochen, nachdem Schülerinnen "aus Spaß" sexuelle Übergriffe durch ihn erfunden hatten, worauf er vom Unterricht suspendiert worden war.

Hawker, der fünf Jahre lang an der Devonport High School for Girls in Plymouth unterrichtet hatte, wurde suspendiert, verhaftet und dann wegen "groben Fehlverhaltens" entlassen - trotz Berichten, dass die Mädchen zugegeben hatten, dass sie über alles gelogen hatten, "weil es Spaß machte".

Dem Lehrer wurden nun 44.868 Pfund zugesprochen, nachdem ein Gericht in Bristol entschieden hatte, dass die Schule eine "völlig unzureichende" Untersuchung durchgeführt und es versäumt hatte, "ein sicheres Arbeitsumfeld für ihr Personal, insbesondere die Männer, zu schaffen".

Arbeitsrichterin Martha Street rügte die Untersuchung der Vorwürfe der Mädchen und sagte: "Eine faire Untersuchung hätte zumindest eine Abschrift der Gespräche mit den Mädchen enthalten müssen. Ich stelle nicht fest, ob Herr Hawker das behauptete Fehlverhalten begangen hat. Wenn er unschuldig ist und ein Spielplatzkomplott eine Karriere beenden und einen Ruf zerstören kann, kann ich nur sagen, dass die Schule ihrem Personal, insbesondere den männlichen Mitarbeitern, kein sicheres Arbeitsumfeld bietet. Kein vernünftiger Arbeitgeber würde zu dem Schluss kommen, dass die jüngeren Mädchen nach bestem Wissen und Gewissen wahrheitsgemäße Aussagen gemacht haben, ohne die gegenteiligen Beweise zu untersuchen, einschließlich der aktuellen Hinweise der älteren Mädchen auf ein Komplott gegen Herrn Hawker. In einem Fall, der die Karriere beendet, muss die Untersuchung so umfassend wie möglich sein. Dies wurde bei weitem nicht erreicht. Die Schule akzeptierte die Beweise der jüngeren Schüler, ohne sie in Frage zu stellen oder zu untersuchen, und ignorierte oder vermied es, gegenteilige Beweise zu finden."

Im Juni 2021 schrieb eine Schülerin eine Erklärung an ihren Tutor, dass ein anderes Mädchen - nur als Schülerin H identifiziert - gesagt habe, Herr Hawker habe ihr Bein berührt.

Ruth Morgan, die Leiterin der Sicherheitsabteilung, sprach mit der Schülerin H, die angab, dass Herr Hawker sich während einer Unterrichtsstunde neben sie gekniet und seine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt habe, so das Gericht.

In weiteren Gesprächen mit anderen Schülern erfuhr Frau Morgan von einem "ähnlichen Vorfall", der von Schülerinnnen beschrieben wurde, sowie von falschen Gerüchten, dass Herr Hawker zuvor suspendiert worden sei, weil er "eine Schülerin der Klasse 9 angefasst" und eine Affäre mit einer Sechstklässlerin gehabt habe.

Der Anhörung wurde berichtet, dass Frau Morgan auf Anweisung der stellvertretenden Schulleiterin, Beverly Bell, die Aussagen der Mädchen aufnahm.

Ein Mädchen, Schülerin D, berichtete, dass Herr Hawker ihr ein "sehr unangenehmes Gefühl" gegeben habe, indem er "meine Schultern massierte und meine Arme streichelte".

Sie sagte, sie habe gesehen, wie Herr Hawker die Oberschenkel anderer Mädchen gestreichelt habe, und dass andere Mädchen, Schülerin G und Schülerin F, gesagt hätten, dass ihnen das auch passiert sei.

Der Lehrer wurde auch beschuldigt, den Mädchen zugezwinkert zu haben.

Aufgrund zahlreicher weiterer Berichte der Mädchen, die alle ein schweres Fehlverhalten angaben, wurde Herr Hawker am 28. Juni 2021 bis zum Abschluss der Ermittlungen suspendiert.

Im Juli erklärten jedoch zwei Mädchen aus der Jahrgangsstufe darüber, dass sie mit der Gruppe der Ankläger zusammengestanden hätten, als sie zugaben, dass sie versucht hätten, Herrn Hawker "aus Spaß" zu entlassen.

Als das ältere Paar nach dem Grund fragte, sagte eines der Mädchen: "Weil es Spaß gemacht hat", und ein anderes fügte hinzu: "Ja, wir haben gesagt, dass er unsere Oberschenkel angefasst hat, um ihn wegen sexueller Nötigung anzuklagen".


Der Fall ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass Männer nicht zwangsläufig sexueller Übergriffe schuldig sein müssen, allein weil viele Mädchen oder Frauen das behauptet haben – eine Argumentation, die beispielsweise in der Debatte um Rammstein immer wieder mit geradezu heiligem Ernst vertreten worden war. Über Schuld und Unschuld sollten aber alleine gerichtliche Ermittlungen entscheiden und nicht die Leitmedien, die sozialen Medien oder gar die Ankläger allein.



kostenloser Counter