Freitag, Juli 10, 2015

"Ach, diese lästigen Leser!"

Bis heute haben es viele Medien nicht gelernt, mit den Reaktionen ihrer Leser und Zuschauer umzugehen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Bei der “Thüringer Allgemeinen” in der Thüringen-Redaktion haben wir regelmäßig die Leserpost gesichtet und ausgesucht, welche wir veröffentlichen. Das Problem dabei: Die Lokalausgaben wurden mit Reaktionen überschüttet, die Mantelredaktion nicht unbedingt. Also setzten wir uns auch schon mal hin und schrieben uns selbst, damit der Platz gefüllt war. Ein bisschen kritisch, ein bisschen generalisierend, aber ansonsten gutheißend – das waren wir uns schon wert.

Später, bei der “Financial Times Deutschland” war ich im Kommentarteam, zu dessen Zuständigkeit ebenfalls die Leserbriefspalte gehörte. Hier war weniger das Problem der Eingangsmenge, sondern der Qualität, die wir unseren Lesern zumuten wollten. Manche Mails waren uns zu platt, was wir unserer vermeintlich gebildeten Kundschaft nicht immer zumuten wollten. Andere waren seitenlang, was wir entsprechend eindampften, was vielen Lesern dann aber nicht recht war, weil es ihre Argumente verkürzte. Wenn wir uns es nicht sogar komplett ersparten. Und die dritten waren zwar in der richtigen Länge, mit aktuellem Bezug und mitunter sogar pointiert. Oft kamen diese jedoch von professionellen Leserbriefschreibern, die gern ihren Namen in der Zeitung lesen – wenn möglich, dann täglich und in so vielen Medien wie möglich. Die kamen alle auf einen Index. Es sei denn, sie lobpreisten uns.

Ob das bei anderen Zeitungen völlig anders läuft?


Den vollständigen Artikel Falk Heunemanns findet man beim Opinion Club.

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