Professor Walter Hollstein: "Die Linke und der Sex"
Irgendwie durchaus passend zu der Protestnote von über einem halben Dutzend geschlechterpolitischer Initiativen an Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig hatte der renommierte Geschlechterforscher Professor Walter Hollstein am 14. Juni in der Schweizer "Sonntagszeitung" einen Artikel über die Linke und die Geschlechterfrage veröffentlicht. Für diesen Beitrag wählte die "Sonntagszeitung"die Überschrift "Die Linke und der Sex"; er steht leider nicht online.
Professor Hollsteins Artikel nimmt zunächst die Forderung eines 24jährigen Juso-Vorsitzenden, die Ehe abzuschaffen, als Aufhänger und führt im weiteren Verlauf seines Artikels generell aus:
Peinlichkeit und Naivität im Geschlechterdiskurs gehören in den vergangenen Jahren untrennbar zu Rot und Grün. Das reicht – um Beispiele zu nennen – von der Forderung nach freier Sexualität mit Kindern, der offenen Unterstützung der Pädophilie, dem Verlangen nach einer Männersteuer, der Einseitigkeit bei der Frage häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch, dem Ansinnen, Männer sollten Feministen werden, bis zum Projekt einer Frauenquote bei der Fifa.
Für Rot-Grün ist die Weltsicht immer schon klar: Frauen sind gut, Männer böse. Politik für Frauen ist fortschrittlich, Politik für Buben und Männer reaktionär. Letzteres mag einmal historisch richtig gewesen sein. Doch es ist inzwischen einigermassen lange her, dass Frauen kein Stimmrecht hatten und ihre Männer um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie erwerbstätig werden wollten. Die Verhältnisse haben sich geändert. Und zwar massiv: Seit mindestens zwei Jahrzehnten verschlechtern sich die Lebensbedingungen von Männern und Jungen signifikant. Ein feministisches Theorem, das die durchgängige Unterdrückung des weiblichen Geschlechts behauptet, lässt sich nicht mehr belegen.
Professor Hollstein ist natürlich durchgehend zuzustimmen. Rot-Grün fährt mittlerweile eine zutiefst sexistische Politik. Je länger dieser Zustand anhält, desto weniger werden sich Menschen wie mich finden, die sich zugleich links UND antisexistisch positionieren und damit den Ruf der Linken in dieser Hinsicht schützen, während sie von eben jener Linken dafür auf den Deckel bekommen. Die Mehrheit der Antisexisten dürfte im linken Lager immer weniger Hoffnung für ihre Positionen sehen und sich von diesem Lager abwenden. Darauf kommt auch Professor Hollstein in seinem Artikel zu sprechen:
Die geschlechtsspezifische Einseitigkeit bleibt nicht folgenlos. Politologen an der Universität Lausanne haben vornehmlich bei jungen Männern einen konservativen Schub ausgemacht. Während sich 1995 noch 16 Prozent als rechts eingestuft haben, ist ihr Anteil im Jahr 2007 auf 36 Prozent gestiegen. Tendenz anhaltend. Österreich ist da noch „weiter“. Jeder dritte Mann wählt dort inzwischen rechts (FPÖ); die Wiener Zeitschrift „Der Falter“ nennt das „Die Rache der Burschen“. Umgekehrt ist die rot-grüne Fokussierung auf Frauen nicht unbedingt ertragreich. Die Lausanner Politologen haben festgestellt, dass seit Einführung des Frauenstimmrechts die Wahlbeteiligung der 18- bis 29-jährigen Frauen massiv gesunken ist.
Vielleicht wäre es für Rot-Grün ein Erfolgsrezept, sich wieder etwas mehr an den Bedürfnissen breiter Bevölkerungsschichten zu orientieren. So sind zum Beispiel Ehe und Familie Lebensziele von rund 8o% der Schweizerinnen und Schweizer.
Wer für diese achtzig Prozent spricht, wird in linken Plattformen allerdings entweder als "Familienfundamentalist" (Thomas Gesterkamp für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung) oder "Familienpopulist" (Juliane Lang) verunglimpft. Problematisch ist, wenn jemand wie Ministerin Schwesig statt auf 80 Prozent der Bevölkerung lieber auf radikale Einzelstimmen ihres eigenen Lagers hört.
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