Freitag, Mai 01, 2015

Shitstorm: Ist es frauenfeindlich, wenn man zum Geschlechterthema auch Männer hinzuzieht?

Zwei Frauen verfassen einen Beitrag für eine Fachzeitschrift, in dem es um Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Forschern beim Verfassen wissenschaftlicher Aufsätze geht. Der Beitrag wird abgelehnt, und ein Gutachter schlägt den Wissenschaftlerinnen vor, vielleicht noch einen oder zwei männliche Biologen hinzuzunehmen, um ideologisch geprägte Annahmen zu vermeiden. Da die beiden Wissenschaftlerinnen von Ideologie selbstverständlich weit entfernt sind, stellen sie diese Antwort zügig auf Twitter, wo ihr Netzwerk in spontane Empörung ausbricht. Inzwischen berichtet Spiegel-Online, ebenfalls jeglicher Ideologie natürlich unverdächtig, nachrichtenneutral über diese "frauenfeindlichen Sprüche" im "Macho-Stil".

Einer der beiden Leser, die mich auf diesen Artikel hinwiesen, schreibt mir dazu:

Das Thema ist natürlich schwierig zu beurteilen, da weder das beanstandete Paper und erst recht nicht der komplette Review, aus dem die Autorin empört zitiert, nachzulesen sind. Ich habe erfolglos versucht, das Paper auf einem Biologie-Preprint-Server zu finden, aber ich weiß auch nicht, was die übliche Veröffentlichungspraxis bei Biologen ist (bin selber Physiker, da findet man alle jüngeren Veröffentlichungen auch kostenlos auf Preprint-Servern).

Wenn man googelt, schlägt das Thema international aber durchaus einige Wellen. Wobei viele Kommentare bei SpOn durchaus korrekt darauf hinweisen, dass man die aus dem Zusammenhang gerissenen Sätze des Reviewers auch so deuten kann, dass er an Beispielen erklärt, dass biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau bei der Interpretation des Ergebnisses nicht einfach als mögliche Ursache ausgeschlossen werden können.

Interessant wird natürlich auch zu beobachten, ob das Journal unter dem Shitstorm einknickt und das beanstandete Paper doch schnell veröffentlicht.

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