Gastbeitrag: "Wehre Dich nie wieder, sonst ruf ich die Polizei!"
Einer meiner Leser hat sich durch diesen Blogeintrag zu einem Gastbeitrag über seine eigenen Gewalterfahrungen anregen lassen:
Als ich 23 war, also vor 19 Jahren, hatte ich eine Beziehung mit einer 16 jährigen Frau. Sie war zierlich, schlank und "lieb". Ich war damals schon übergewichtig und ein "bäriger", starker Typ.
Nach ca 2 1/2 Jahren mit vielen Streitigkeiten fing die Frau an, gewalttätig zu werden. Zuerst nur leichte Schubser, dann mit den Fäusten auf mich eingetrommelt. Beim ersten Schlag ins Gesicht habe ich mich das erste mal gewehrt, ich habe sie nur weggeschubst und sie fiel zu Boden, mit dem Schlüsselbein an eine Kate eines Kastens. Und da hat sie exakt das selbe zu mir gesagt "Wehre Dich nie wieder, sonst ruf ich die Polizei! Und da ist wohl klar, wem diese glauben wird."
Dazu kommt, dass wir bis dahin BDSM in der Beziehung auslebten, ich als dominanter Part. Blaue Flecken und leichte Striemen gab es an meiner Freundin also öfters zu sehen.
Ich hab dann versucht, die Beziehung rasch zu beenden, habe jeden körperlichen Kontakt eingestellt. Das führte zu fürchertlichen Schreianfällen und auch wieder "leichter" körperlicher Gewalt durch meine Freundin. Auch psychisch machte sie Druck. Zum Beispiel stellte sich sich eines Abends voll aufgedonnert vor mich hin und erklärte mir, sie werde sich heute einen Typen in der Disco aufreißen. Und ich kann nichts dagegen machen. Sie schrie mich dabei aus ca 5 cm Entfernung an, sie lachte mich aus, dass ich kein echter Mann sein und nichts dagegen tun könnte. Als sie mich anspuckte, hab ich das erste und einzige mal einem Menschen eine runtergehauen.
Kurze Zeit darauf zog sie endlich aus. Ihren Freunden erzählte sie, dass ich sie geschlagen hätte. Ich bekam sogar einen Drohanruf von einem ihrer Freunde. Meine Nachbarn meinten nach dem Auszug, dass sie froh für meine Freundin wären, da ich sie so scheußlich behandelt hätte. Die arme kleine liebe Frau, grad 19 geworden und ich 25 und stark und kräftig. Da kann eben nur einer der Täter sein.
Ca 2 Jahre später habe ich sie dazu gebracht, das zumindest im Freundeskreis richtig zu stellen. Sie wollte unbedingt wieder Kontakt und das war meine Voraussetzung. Wir hatten nur kurz Kontakt, da sie mehr wollte und ich nur eine reine Freundschaft. Ca 2 Jahre später, ohne weiteren Kontakt zu ihr, habe ich erfahren, dass sie mich wieder als Gewalttäter hingestellt hat und keinen Kontakt mehr mit mir hat, weil ich sie bedrängt hätte.
Besonders tragisch für mich ist, dass ich erst vor ca 8 Jahren in einer Therapie erkannt habe, dass die Frau gewalttätig war! Bis dahin war mir das nicht klar, da ich selbst in der links-feminstischen Szene unterwegs war und gerne offen gesagt (und auch gemeint) habe, dass ich mehr Frauen als Freunde habe, weil Männer generell Schweine sind. Trotz einer Gewalterfahrung hielt ich als an dieser Doktrin fest und erkannte die Gewalt an mir gar nicht.
Heute wäre die Situation eine andere für mich. Ich hab mich damit auseinandergesetzt, Therapie gemacht, Seminare gemacht, Männerrechtsarbeit geleistet und bin einer Männergruppe beigetreten.
Und vor 20 Jahren hatte man auch nicht schnell ein Handy oder eine versteckte Kamera parat. Ich kann allen Opfern, egal welchen Geschlechts, nur raten, sich eine Knopflochkamera zu besorgen und die Gewalttaten und Drohungen aufzuzeichnen. Ist nicht einfach, aber manchmal weiß man doch schon vorher, dass es einen Konflikt geben könnte. Hilft es nicht bei der Polizei, kann es zumindest im Freundeskreis ein differenziertes Bild ergeben. Bis heute, 20 Jahre später, sprechen damals gemeinsame Freunde nicht mehr mit mir. Das Wissen, dass diese überzeugt sind, dass ich ein Gewalttäter bin, trifft mich heute noch bis ins Mark.
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