Montag, September 08, 2014

Gesucht: Mann mit Gender-Kompetenz

In der Berliner Zeitung berichtet Regine Zylka, wie die Stadt nach Wowereits Rücktritt einen neuen Bürgermeister sucht. Oder gar eine Bürgermeisterin? Aber die Frauen in der SPD halten sich auffällig zurück:

Beim Lietzensee-Fest stehen einige Sozialdemokratinnen am Stand der ASF. So heißt die Arbeitsgemeinschaft, der Eva Högl vorsitzt und in der viele Frauen in der SPD organisiert sind. Barbara Scheffer aus Charlottenburg erklärt sehr forsch, warum Stöß der richtige Nachfolger für Wowereit sei. Im Gegensatz zu Müller habe er sich immer für Frauen eingesetzt. Auch auf Bundesebene verspreche sie sich viel von ihm, etwa in der Rentenpolitik. Die sei immens wichtig für Frauen, eine weitere Absenkung des Rentenniveaus treffe vor allem sie.

Auf die Frage, ob es sie nicht ärgere, dass keine profilierte Sozialdemokratin Regierende Bürgermeisterin werden wolle, antwortet Barbara Scheffer: "Eva Högl will lieber Bundespolitik machen." Und Dilek Kolat? "Die hätte vielleicht sogar Chancen gehabt." Aber es sei vernünftig, sich da rauszuhalten, schließlich könne sie beschädigt werden. Sind die beiden Männer, die verlieren, dann auch beschädigt? Müsste Stöß als Parteichef zurücktreten, wenn Müller Regierender wäre? Barbara Scheffer verneint das nachdrücklich und lächelt, aber sie sieht jetzt etwas gequält aus. Vielleicht grämt es sie ja doch, dass die ASF diese historisch einmalige Situation einfach so verstreichen lässt: eine Regierungschef-Mitgliederbefragung ohne einen natürlichen Favoriten, und die Frauen kämpfen nicht einmal.


Das ändert allerdings überhaupt nichts daran, dass es uns Männern vorgehalten werden wird, wenn der nächste Berliner Bürgermeister wieder ein Kerl wird. Patriarchale Unterdrückung, Old-buddy-Network, gläserne Decke, chauvinistische Seilschaften. Die Schlagworte werden doch jetzt schon in die Pipelines gefüllt.

Selbst für einen niedrigeren Rang findet sich übrigens partout keine Frau:

Am Montag vor einer Woche wählte die SPD-Spitze einen Nachfolger für Geschäftsführerin Kirstin Fussan. Warum es keine Frau werde, hatte zuvor eine in der Runde gefragt. Stöß sagte, er habe keine Interessentin gefunden, viele hätten auch wegen der geringen Bezahlung abgesagt. Julia Schimeta, eine der engsten Vertrauten des Parteichefs aus dessen Heimatkreis Friedrichshain-Kreuzberg, fand das nicht weiter schlimm. Für Sozialdemokratinnen komme es nicht auf Posten an, sagte sie im Vorstand. Wichtig seien Männer mit Gender-Kompetenz.


Man sieht: Bei soviel Patriarchat hilft nur noch die Quote.

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