"Backlash": College-Studenten fordern "Schuldig-bis-Unschuld-bewiesen"-Einstellung heraus
Der Washington Examiner berichtet darüber, dass sich immer mehr Studenten dagegen wehren, bei Vorwürfen sexueller Gewalt automatisch als Schuldige behandelt zu werden, bis sie ihre Unschuld beweisen können. Dieser Versuch, dorthin zurückzukehren, dass Schuld und nicht Unschuld bewiesen werden muss – also dem Grundpfeiler unseres Rechtsstaats – wird in der Überschrift des Artikels als "Backlash" bezeichnet. Dasselbe Wort findet man auch in diversen feministischen Beiträgen über diese Entwicklung. (Bin jetzt zu faul, extra Links zu setzen – bei Interesse einfach mal nach den Stichworten "college", "rape" und "backlash" googeln.)
Was genau bezeichnet der Begriff "Backlash" eigentlich?
Glücklicherweise gibt es im Internet eine feministische Enzyklopädie, die uns darüber aufklärt. (Wie die Versionsgeschichte des Beitrags zeigt, wurde er maßgeblich von Personen erstellt, über deren Linientreue zur feministischen Weltsicht wir uns keine Sorgen zu machen brauchen.) Dort heißt es:
Als Backlash (dt. "Gegenschlag, Rückschlag") bezeichnet man gegen als fortschrittlich erachtete Entwicklungen gerichtete Bestrebungen oder auch die Rückkehr konservativer Wertvorstellungen, sowie die Einflussgewinnung von dahingehend orientierten Kräften. Nachdem der Begriff Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zunächst für starke negative Reaktionen auf verschiedene politische und gesellschaftliche Entwicklungen angewandt wurde, bezieht er sich im gegenwärtigen US-amerikanischen Sprachgebrauch auf wiederkehrende Bestrebungen einer privilegierten Gruppe von Menschen, neu gewonnene Rechte und Freiheiten einer unterprivilegierten Gruppe rückgängig zu machen.
(...) Susan Faludi popularisierte den Begriff Backlash in ihrem gleichnamigen Buch (1991). Darin definiert sie die antifeministische Backlash-Bewegung als einen machtvollen Gegenangriff auf Frauenrechte, der darauf zielt, die Erfolge des Feminismus zunichtezumachen. Faludi zufolge war Mitte des 19. Jahrhunderts, um die Jahrhundertwende, sowie in den 1940er und 1970er Jahren jeweils ein antifeministischer Backlash zu verzeichnen, der feministische Bestrebungen zum Erliegen brachte. (...) Die feministische Literaturwissenschaftlerin bell hooks führt aus, dass jegliche tiefgreifende Kritik an patriarchaler Maskulinität die bestehenden Herrschaftsstrukturen bedrohe und einen antifeministischen Backlash erzeuge.
Der Sozialwissenschaftler und Politologe Simon Möller folgert in seiner Studie, dass der Diskurs der deutschen Medien in den 90er Jahren durch einen antifeministischen Backlash gekennzeichnet war. Dieser Backlash habe die Anti-Politische Korrektheits-(PC)-Rhetorik und insbesondere das medial konstruierte Feindbild eines angeblich übermächtigen, lustfeindlichen und "politisch korrekten" Feminismus sowie das vermeintliche Phänomen einer "sexuellen Korrektheit" (SC) instrumentalisiert. (...) Bei diesem antifeministischen Backlash handele es sich um einen "hegemonialen Offensivdiskurs", der versucht, emanzipatorische Bestrebungen als "politisch korrekter" Nonsens lächerlich zu machen oder zur Gefahr zu stilisieren und frauenfeindliche Positionen zu normalisieren.
(...) Der antifeministische Backlash folgt nach Möller bestimmten Mustern:
Sexismus und sexuelle Gewalt wird erotisiert, trivialisiert sowie singularisiert;
eine Täter-Opfer-Umkehr findet statt;
die Existenz sexistischer Dominanzverhältnisse wird bestritten;
eine feministische Hegemonie an den Universitäten, in den Medien und im Kulturbereich wird suggeriert; und
der Begriff "Feminismus" wird stigmatisiert.
Komisch, sobald ich die Wikipedia lese, erscheint es mir eine ausgesprochen beängstigende Entwicklung zu sein, auf den Grundpfeilern unseres Rechtssystems zu beharren. Für die schöne neue Genderwelt bin ich vermutlich nicht progressiv genug.
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