Samstag, Juni 28, 2014

Erstes Sachbuch über Manipulation der Wikipedia erschienen

Mit Die Akte Wikipedia erscheint dieser Tage das erste Sachbuch, das sich mit Fehlinformationen und Propaganda in der bekannten Online-Enzyklopädie auseinandersetzt. Sein Autor Michael Brückner war nach seiner Zeit bei der Mainzer Allgemeinen Zeitung Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins "Europa".

Das Buch fügt sich in die zahllosen Online-Artikel mit Wikipedia-Kritik ein, indem es die verschiedensten Fälle der Manipulation von Wikipedia-Artikeln darstellt. Dies sei vor allem deshalb gefährlich, weil sich viele Journalisten unserer Leitmedien blind auf die in solchen Artikeln enthaltenen Informationen verließen, wobei etwa Spiegel-Online sogar Kommafehler aus Wikipedia-Artikeln übernahm. Dabei nehme die Wikipedia massiv Einfluss auf die öffentliche Meinung, was ihre einfache Manipulierbarkeit sehr problematisch mache, wie etwa auch der Kommunikationswissenschaftler Professor Christoph Neuberg Anfang 2014 in einem Interview mit dem ARD-Magazin "Monitor" befand:

Es ist ein gravierendes Problem für die Gesellschaft, wenn ein Wissensspeicher, der so viel Vertrauen hat, unterwandert wird von politischen und wirtschaftlichen Interessen, ohne dass es Gatekeeper gibt, die richtig überprüfen und Artikel für Artikel übersehen können, ob manipuliert wurde oder nicht.


Dies gelte um so mehr, als einer Wikimedia-Umfrage aus dem Jahr 2010 zufolge jeder zweite Wikipedia-Autor noch Schüler oder Student ist. Vielleicht zeigen deshalb viele Autoren auch einen Mangel an emotionaler und charakterlicher Reife, der sich nicht zuletzt in der feindseligen Atmosphäre innerhalb der Community äußert und sich dabei häufig gegen Neulinge richtet, die sich in diesem Herrschaftssystem noch nicht auskennen. Vor allem, wer dem ideologischen Tenor der Wikipedia-Oligarchie widerspricht, wird zügig weggebissen. Hier dürfe, so Brückner,

wohl die Frage gestellt werden, welcher kompetente und souveräne Autor sich freiwillig und ohne Bezahlung in eine solche "Hölle" begibt. Kein Wunder also, dass die Zahl der Wikipedia-Autoren seit 2007 um etwa ein Drittel geschrumpft ist.


Die bekannten feministischen Manipulationen wenn es um Wikipedia-Artikel über die Männerrechtsbewegung geht, fehlen leider in diesem Buch, das mit seinen 128 Seiten auch nur einen Anfang der kritischen Wikipedia-Analyse darstellen kann. Immerhin aber kommt Brückner generell darauf zu sprechen, wie stark die Wikipedia von feministischen IdeologInnen geprägt ist:

Mehr Diversiät im positiven Sinne könnte gerade Wikipedia nicht schaden, denn in der Autorenschaft dominieren – wie erwähnt – bestimmte Alters- und Berufsgruppen. Und: Wikipedia ist nach wie vor eine Männerdomäne. Es war also zunächst keine schlechte Idee, als Wikimedia Deutschland gemeinsam mit der Berliner Beuth Hochschule für Technik ein Konzept zur Förderung der Diversität in Wikipedia entwickelte. Doch sehr schnell zeigte sich, dass dies nichts weiter war als ein akademischer Austausch darüber, wie der Frauenanteil unter den Wikipedianern gesteigert werden könne. Es ging also nicht um eine wirklich breite Diversität, sondern allein um Frauenförderung. (...) Nicht weniger als 80.000 Euro stellte Wikimedia Deutschland für dieses Projekt zur Verfügung. Herausgekommen ist nicht viel: ein Arbeitspapier, in dem wenig Neues steht, und eine Konferenz in Berlin mit dem Schwerpunkt Frauen (Diversity Conference 2013).


Dieser Unfug führte zu dem Austritt des Mitbegründers der deutschen Wikipedia Ulrich Fuchs, der in einem offenen Brief dazu erklärte:

Ziel von uns Gründungsmitgliedern der Wikimedia Deutschland war die Förderung freien Wissens, mit besonderem Focus auf die Enzyklopädie Wikipedia. Unser Ziel war es keinesfalls, Pseudowissenschaften wie die sogenannten Gender-Studies mit fünfstelligen Beträgen zu finanzieren, um Vorschläge zu erarbeiten wie innerhalb der Wikipedia-Community Probleme gelöst werden sollten, die keine sind.

Im Gegenteil: Wikipedia und Wikimedia waren der Aufklärung verschrieben. Das scheint Geschichte zu sein. (...) Einen Verein, der solch pseudowissenschaftliche, parareligiöse "Forschungs"-Felder aus Mitglieds- und Spendenbeiträgen finanziert, will ich nicht weiter unterstützen.


Die massive Mehrheit von Angehörigen eines bestimmten ideologischen Spektrums sieht Brückner auch als Hauptgrund für rufmordende Wikipedia-Einträge, etwa was die libertäre, staats- und feminismuskritische Zeitschrift "eigentümlich frei" angeht, über die in der Wikipedia mit Rückgriff auf Texte in Alice Schwarzers "Emma", die "taz" und das dezidiert linke Internetportal "Blick nach Rechts" geschrieben wird. "Gegeneinträge oder Korrekturen hingegen", so Brückner, "verschwanden sofort". Mit derselben Einseitigkeit, möchte man hinzufügen, werden auch Wikipedia-Einträge über Männerrechtler erstellt.

Anfang 2014, berichtet Brückner, kochte der Skandal um die Manipulation der Wikipedia hoch, als sich die Wikimedia-Stiftung von ihrer bis dahin angesehenen Programmkoordinatorin Sarah Stierch trennen musste, weil diese offenkundig bezahlte Aufträge für die Bearbeitung von Wikipedia-Artikeln angenommen hatte – jeweils zu einem Honorar von 300 Dollar. Schon im Jahr zuvor hatten US-Medien darüber berichtet, dass die Firma "Wiki-PR" aggressiv um Kunden geworben und diesen positive Wikipedia-Artkel versprochen habe. Dabei stellen solche Fälle einer von dem Journalisten Marvin Opprong über die Wikipedia erstellten Studie zufolge "möglicherweise nur die Spitze eines Eisbergs" dar. Oppong hatte im Jahr 2010 für eine Analyse zum Thema "Von Editierkriegen und Löschhöllen – Auftrags-PR in der Wikipedia" ein Recherchestudium des Otto-Brenner-Preises bekommen. Daraufhin, berichtet Brückner, "versuchten einige Wikipedianer, massiven Druck auf die Otto-Brenner-Stiftung auszuüben, der in der Aufforderung gipfelte, die Ergebnisse des Recherchestipendiums zu zensieren oder sie der Öffentlichkeit nicht weiter zugänglich zu machen."

Als zumindest einen denkbaren Weg, der Manipulation der Wikipedia Grenzen zu setzen, sieht Brückner eine Aufhebung der Anonymität ihrer Autoren:

Was spricht eigentlich dagegen, dass jeder Nutzer auch bei Wikipedia mit seinem tatsächlichen Namen arbeitet? Jeder Leserbriefschreiber muss mit seinem Namen für seine Meinung geradestehen. Würden ähnliche Regeln auch für Wikipedia gelten, wäre die Versuchung, dieses Medium als Propagandainstrument zu missbrauchen, geringer.

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