Männerrollen: Abschied vom Packesel?
Die aktuell noch einmal von den peinlichen Auftritten des Bundesforum Männer angestoßene Debatte führte heute zu einigen bemerkenswerten Kommentaren, die ich gerne hier auf Genderama zitieren möchte. So merkt ein Kommentator mit dem Nick DMJ im Blog Alles Evolution an, dass jemand wie Martin Rosowski mit seiner Einstellung eigentlich ein Fossil aus einer vergangenen Zeit darstellt. DMJ greift Rosowski allerdings nicht als Einzelnen namentlich heraus, sondern spricht allgemein von den "falschen Freunden des Feminismus":
Es geht dabei um männliche Maskulismus- oder MRA-Hasser und -verächter. Immer wieder fällt mir bei diesen nämlich auf, dass sie keineswegs "lila Pudel" oder männliche Feministen sind, sondern im Grunde gerade ein (uneingestanden) starres, altes Männerbild haben, das sie von Männerrechtlern bedroht fühlen. Sie "klären auf", dass MRA vor allem auf schwache Männer zielen, sie spotten darüber, dass Männer heulen, sie würden irgendwo übergangen, und verachten jeden Geschlechtsgenossen, der Gewalt von Frauen einsteckt. Dies gestehen sie sich aber meist nicht ein, da sie wissen, dass ein solches Bild heutzutage als überholt gilt. Stattdessen fallen sie in den "Mimimi-Male-Tears"-Chor ein, der ja topakutell und salonfähig ist und ihnen erlaubt, ihre eigene Rückwärtsgewandtheit sogar noch als Progressivität zu verkaufen.
(MRA = Männerrechtsaktivisten)
Der Kommentator "Graublau" bei Geschlechterallerlei indes sieht mehrere Ursachen dafür, dass Männerrechtler von Männern wie denen des Bundesforums so massiv abgewertet werden:
- Auffassung des Spiels der Geschlechter als Kampf, nicht als Kooperation, und als Nullsummenspiel. Demzufolge wird alles, was Aufmerksamkeit für Männer erzeugt, Ressourcen abziehen für die Sache der Frau, ist also direkt gegen Anliegen von Frauen gerichtet – und ist damit reaktionär und muss bekämpft werden.
- Der drohende Verlust des nützlichen Packesels, der viele Lasten schultert, zeigt die Fehler im eigenen Weltbild auf. Wenn Männer insgesamt soviel leisten, können sie ja gar nicht so schlecht, böse und unterdrückend sein. Kurioserweise waren viele Männer durchaus glücklich in ihrer Rolle (und ein Packesel ist keineswegs negativ zu verstehen, der ist extrem wertvoll!); erst das ständige Fordern vom Aufbrechen von Rollen in Kombination mit dem negativen Umdeuten aller bisheriger männlicher Rollen hat dazu geführt, dass viele Männer “aufwachen” und sich fragen, warum sie so weitermachen sollen. Wenn jedoch Männer plötzlich ebenfalls neue Rollen für sich fordern und sich diese selbst überlegen, ist die feministische Party vorbei. Es muss also um jeden Preis verhindert werden, dass Männer eigenständig ihre neuen Rollen definieren.
- Das Einbinden von Männern in eine Gesellschaft ist wichtig. Ein Mann kann stark sein und für sich alleine viel Geld/Ressourcen erwirtschaften. Ungebunden kann er mächtig und bedrohlich werden. Bisher gab es viele Rollen, die ein Großteil der Männer lieber übernommen hat als die des ewigen Junggesellen. Seitdem diese Rollen jedoch negativ konnotiert sind, ist die Motivation geringer geworden, sich gesellschaftlich zu binden. Männer, die ihren eigenen Weg gehen? Gefährlich! Wenn eine Gesellschaft einem Mann nichts mehr zu bieten hat, ist das ein Risiko, weil die Motivation für sozialen Frieden sehr gering ist.
- Jegliche Diskussion, die nicht von einem radikalen Feminismus gesteuert wird, wird auf kurz oder lang Probleme und Widersprüche aufdecken (so wie es bei der Diskussion jeder Theorie erfolgt). Das soll aber verhindert werden. Die Behauptung, der Feminismus sorge für alle, wird denn auch schnell dadurch ins Wanken gebracht, dass bestimmte Männergruppen Themen aufbringen, die bisher vernachlässigt waren. Männer, die aus Ausgleich für ihre Beteiligung an der Gesellschaft Dinge einfordern (etwa: ihre Kinder sehen; Vatersicherheit haben)? Das bedroht die Diskurshoheit – und deutet vielleicht ganz nebenbei auf Fehlentwicklungen hin.
Natürlich treten Rosowski & Co. wohl auch deshalb so auf, wie sie es tun, weil sie dafür üppig bezahlt werden. Rosowskis These, dass Männer davon profitieren, wenn sie sich der feministischen Ideologie bedingungslos unterwerfen, ist insofern nicht einmal falsch. Rosowski sieht das für sich selbst ja täglich anhand seiner Kontoauszüge bestätigt. Er vergisst lediglich zu erwähnen, dass diese männlichen Profiteure nur eine sehr kleine Gruppe von Wasserträgern der feministischen Ideologie umfasst und zahllose andere Männer dafür bluten müssen, dass diese Ideologie erstarrt bleibt und sich Geschlechterpolitik nicht weiterentwickelt.
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