Pornos: SPIEGEL-Titelstory von morgen widerlegt Alice Schwarzer
Marco Evers Titelgeschichte der SPIEGEL-Ausgabe von morgen zum Thema Pornographie verwendet als Aufhänger einen Text Alice Schwarzers. Die versucht sich mittlerweile als Briefkastentante und gibt ihren Leserinnen dabei Ratschläge zur Lebensführung, die ordentlich mit radikalfeministischer Ideologie aufgeladen sind. So etwa der 32jährigen Ingenieurin Maren, die Schwarzer hilflos anschrieb, weil sie bei ihrem Freund Pornos entdeckt hatte und nun nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Schwarzers Antwort zitiert der SPIEGEL wie folgt:
Der Konsum von Pornos verändere "zwangsweise auch seinen Blick auf die Frauen – und damit auch auf dich". Es drohten Auswirkungen "auf eure Sexualität". Maren, so mahnt Alice Schwarzer, solle sich mal die Freunde ihres Freundes genauer ansehen. "Auf jeden Fall", schreibt sie, "müsstest du ihn bitten, mit dem Konsum von Pornos aufzuhören." Tue er das nicht, "solltest du ihm klarmachen, dass es Konsequenzen fur eure Beziehung hat. Und das solltest du ernst meinen. Deine Alice".
Zu deutsch: Wenn sich dein Partner nicht meiner Lehre anschließt, dann musst du ihn verlassen. Ekelhaft, aber nicht überraschend. Genausowenig wie dass auch der aktuelle SPIEGEL über die gegenwärtige Forschungslage zur Pornographie nicht viel anderes zu berichten weiß, als ich bereits 2001 in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" zusammengefasst habe.
"Sollten Deutschlands Frauen Alice Schwarzer folgen und sich wegen der P-Frage von ihren Männern trennen", heißt es in dem Artikel, "wäre die Nation beziehungstechnisch am Ende." Sexualforscher, die zur Untersuchung der Auswirkungen von Pornographie nach jungen Männer als Vergleichsgruppe suchen, die noch nie Pornos geschaut haben, finden solche Männer nicht. Trotzdem gibt es für negative Auswirkungen dieses Genres keine Anhaltspunkte:
Die Ergebnisse der Wissenschaftler sind eindeutig: Ja, Jugendliche beziehen heute ihre sexuelle Bildung zu einem großen Teil aus dem Porno-Internet. (...) Forscher haben sich dieser Frage intensiv angenommen und dabei erkannt, dass von einer generellen Gefährdung durch Pornos nicht auszugehen ist. Weder haben Teenies heute früher Sex, noch treiben sie wildere Spiele als Jugendliche vor 15 Jahren. Der englische "Children’s Commissioner" hat letztes Jahr einen Report über die bestehende Forschung vorgelegt. Das zentrale Ergebnis: Eine "kausale Beziehung" zwischen Pornografie und riskantem Verhalten von Jugendlichen "kann nicht nachgewiesen werden".
Auch andere Mythen der Porno-Hasser entlarvt der aktuelle SPIEGEL als Humbug: So gibt es keine immer wieder herbeifabulierte "Pornosucht" als anerkannte Störung, und der uralte radikalfeministische Slogan "Pornos sind die Theorie, Vergewaltigung ist die Praxis" ist immer noch Unfug:
In den westlichen Ländern ist Pornografie seit den siebziger Jahren weithin verfügbar und legal. Die Rate von Vergewaltigungen ist seither nicht gestiegen, sondern gesunken. "Die Zahlen sind eindeutig", schreibt der australische Medienwissenschaftler Brian McNair im neuen Journal "Porn Studies". Nahezu jede Gesellschaft, die von der oft beklagten Pornofizierung betroffen sei, "verzeichnet gleichzeitig ein langsames, aber anhaltendes Absinken von Vergewaltigungen und anderen Formen sexueller Gewalt".
Im Verlauf seines Artikels kommt Marco Evers auch auf eine der aktuell angesagtesten Pornodarstellerinnen zu sprechen: die unter dem Künstlernamen "Belle Knox" auftretende Arzttochter Miriam Weeks, die mit ihren Honoraren (1200 Dollar pro Nachmittag) ihre Ausbildung in Frauenstudien finanzieren möchte und ihren Job als eine Art gelebten Feminismus betrachtet.
Seit ihre wahre Identität bekannt ist, steht Miriam Weeks im Zentrum eines Shitstorms. Feministinnen, Konservative und sittenstrenge Kommilitonen fallen über sie her, Frauen mehr noch als Männer. Sie wird beschimpft als "dumm", als "Hure", die vergewaltigt und abgestochen werden müsse.
Von den Freunden der Pornographie scheint wesentlich weniger Gewalt auszugehen als von ihren Gegnern.
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