Lesermail (Genitalverstümmelung in der Cosmopolitan 2)
Einer meiner Leser schreibt mir zu diesem Genderama-Beitrag:
Der Text hat mich an eine Folge von Penn&Tellers "Bullshit" erinnert, in der kurz die journalistischen Standards der Cosmo beleuchtet werden (hier das Video an die richtige Stelle gespult). Besonders aufschlussreich finde ich das Interview mit einer ehemaligen Angestellten. Es geht darum, wie sie zu ihren Artikeln kommen – speziell denen, die sie als "aus männlicher Perspektive" bewerben:
Former Employee: "Entertainment is the top word. Truth? Journalism? Bottom." [...] "It is very common that the editor would have the advice in mind before we went into the stories. And possibly the most famous example is the articles that are supposed to be written by men, and a man's point of view. But, actually, the task was brainstormed by women, farmed out to a man, and if he didn't do it the way we said, we would just find another male writer who would do it exactly the way we said."
Flippen wir doch einmal die Geschlechter im Vorgehen der Cosmo: Männer bestimmen, was eine weibliche Autorin zu schreiben hat. Wenn es ihnen nicht passt, wird der Text schlicht zum nächsten "willigen Weibchen" weitergegeben. Bis eine Frau schreibt, was ihr die Männer in den Mund gelegt haben. So schnell wie die Cosmo da drei Shitstorms am Hals hätte, da könnte ich nicht einmal einen Hut aufziehen.
Das alles ist für Leute, die sich im Journalismus auskennen, altes Brot. Aber es einmal so deutlich auf dem Tablett serviert zu bekommen, WER diese Artikel unter welchen Bedingungen schreibt – wessen Weltbild da verbreitet wird – das passiert dann vielleicht doch nicht so oft. Da erscheint es mir wie Projektion, dass Feministen immer noch laut greinen, die bösen Männeken würden alle Frauen immer noch unter gläsernen Deckeln halten und nach ihren Vorstellungen formen. Ich kenne keinen einzigen Mann, der auch nur davon träumen würde, einer Frau aufzuoktroyieren, wie ihre Geschlechtsteile auszusehen hätten. Aber ich brauche nur in die Cosmo zu gucken, um genau das zu lesen. Nur mit umgedrehten Geschlechtern.
Selbstbestimmung über Geschlechtsteile? Bei Frauen und Mädchen eine Selbstverständlichkeit. Bei Männern scheint ihre Sexualität (und ihre Sexualorgane) dagegen als "Allgemeingut" gesehen zu werden. Ob die Cosmo erzählt, dass eine Vorhaut "alien" wäre und ein Grund, von Blowjobs ausgeschlossen zu werden und damit einen "kulturellen Standard" zu setzen versucht. Oder ob es unsere Bundesregierung ist, die Penisverstümmlungen auch bei Säuglingen erlaubt. Oder auch die (zum Glück momentan ausgesetzte) Musterung - über die man in Deutschland nie redet. Stellen wir uns einmal vor, eine junge Frau würde von zwei wildfremden männlichen Medizinern (nicht unbedingt Doktoren, auch "medizinisches Fachpersonal" ist erlaubt bei der Musterung) gründlich untersucht, ob ihre Scheide auch weit und feucht genug ist und Penetration problemlos möglich. #Aufschrei!
Aber dass bei uns jahrezehntelang – unhinterfragt – genau dasselbe nur mit umgekehrten Geschlechtern passiert ist: Sind ja nur Männer.
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