Don Alphonso: Wer hinter den neuen Internet-Blockwarten steht
Nazi! Rassist! Sexist! Ein anonymer Twitteraccount fällt gnadenlose Urteile und fordert zum Ausgrenzen auf. Mit von der Partie sind selbsternannte Internetaktivisten, die bei der Hatz keine Bedenken haben.
Nach dieser Einleitung berichtet Don Alphonso in der FAZ über die aktuelle Twitter-Kampagne "Blockempfehlung" und weiß auch einiges über die Menschen zu berichten, die dieser Kampagne folgen:
Seine Glaubwürdigkeit bezieht der Account aus dem mitunter recht namhaften Followern. Darunter sind einige Initiatorinnen des "Aufschrei", für den sie 2013 als leuchtende Vorbilder des Netzengagements den Grimme Online Award bekommen haben, der neue Bundesvorsitzende der Piraten Thorsten Wirth, der Gemeinschaftsaccount der Jungen Piraten, und etliche bekannte Mandatsträger eben dieser Partei aus Nordrhein-Westfalen und Berlin, wie Simon Weiss und Fabio Reinhardt.
Warum auch Don Alphonso die aktuelle Kampagne als unter ethischen Gesichtspunkten inakzeptabel betrachtet, erfährt man hier. Noch deutlicher wird indes ein anderer Blogger:
In der Theorie: maßen sich diese Schreihälse so allerlei an.
* Das Recht, über Dritte zu urteilen. Ohne auch nur ein einziges belastbares Kriterium für ihr Urteil anzugeben.
* Das Recht, Menschen in der Öffentlichkeit zu diffamieren. Ohne einen Prozess der Entscheidungsfindung, wie es zu diesem Schluss kommt, transparent zu machen.
* Das Recht, Menschen in Schubladen zu stecken, die per se negativ sind, ohne dass eines der Opfer vorher die Möglichkeit erhält, sich zu erklären oder zu verteidigen.
* Das Recht, eine de facto-Exklusion von Menschen zu bewirken. Sie per ‘Block’ aus einer Gemeinschaft auszuschließen und dazu aufzurufen, es ihnen gleichzutun. Als wären unsere Schreihälse kleine Päpste. Oder autoritäre Diktatörchen.
(...) Liebe Schreihälse, jetzt müsst ihr ganz tapfer sein.
Ich glaube, ihr seid dumm.
Dafür könnt ihr nichts, man kann das ja auch ändern.
Weiterhin glaube ich allerdings, dass ihr euch an eurer Dummheit aufgeilt, dass ihr selbstgerecht und speckig grinsend in euerer kleinen, anonymen Ecke dieser Welt sitzt, euch gegenseitig auf die Schultern klopft und euch beglückwünscht, wie schön dumm ihr zusammen sein könnt. Und dass ihr der festen Überzeugung seid, dass ihr nichts mehr dazulernen müsst.
Und das, liebe Schreihälse, halte ich für eine Todsünde.
Wieder ein anderer Blogger fühlt sich durch "diese neue Form des Mobbings im Internet" an "Gestapo, Stasi, NSA" erinnert:
Hier wird das Konzept Angst zur politischen Erziehung praktisch im Internetzeitalter angewendet. Keine falsche Meinung nach Aussen vertreten, man könnte in den Fokus der politischen Überwachung geraten. (...) Man verbreitet Terror – um seine politische Meinung zur allein gültigen zu machen, keine andere zuzulassen, bis es scheint als wäre diese Meinung die am häufigsten vorhandene – weil sich "normaler" Twitteruser nicht mehr sagen trauen wird, was er denkt.
Von den etablierten Medien allerdings ist für diese Aktion wohl mit einem neuen Grimme-Preis zu rechnen. Schließlich geht es gegen Nazis und läuft auf Twitter und damit gilt diese Aktion bei vielen Journalisten der etablierten Medien vermutlich als moralisch integer, cool und modern – was diese Journalisten doch so gerne selber mal wären.
Und weil Genderama nicht alle Feministinnen über einen Kamm scheren möchte: Katrin Rönicke beispielsweise bezeichnet die "Blockempfehlung" als
grotesk lächerlich. Was müssen das für traurige Gestalten sein, die ihre eigene Bedeutungslosigkeit mit solchen Maßnahmen aufpimpen müssen.
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