Analyse: "Im Bett mit Alice Schwarzer"
Etwas muss man Alice Schwarzer lassen: Wenn sie ins Diskurshorn bläst, wie momentan mit ihrem Buch "Prostitution, ein deutscher Skandal", dann schreckt sie das Wild auch auf. Das ist aber mittlerweile das Einzige, was man ihr noch zugutehalten kann. Denn Frau Schwarzers Weltbild hat Schlagseite wie ein leckgeschlagenes Schiff kurz vor dem Untergang. Bei ihr ist die Unterscheidung zwischen schwarz und weiss, böse und gut, Täter und Opfer so trennscharf wie die Schuldzuweisung einseitig. Das schadet der Diskussion um die Gleichstellung.
Mit diesem Absatz eröffnet Michèle Binswangers aktueller Artikel zur Prostitutionsdebatte im Schweizer Tages-Anzeiger. Darin gelangt Binswanger zu der Auffassung:
Noch viel störender aber ist die Idee, nur die Freier zu bestrafen. (...) Darin verrät sich genau jene moralische Haltung, welche die männliche Sexualität insgesamt unter Verdacht stellt. Oder wie es die französische Philosophin Elisabeth Badinter in einem Interview am Montag ausdrückte: "Ich verstehe es als Kriegserklärung gegen die männliche Sexualität." Genau darüber, wie die männliche Sexualität so in Verruf geraten und vor allem wie man sie wieder rehabilitieren kann, müsste die Debatte geführt werden. Dazu wären allerdings die Männer gefragt, die sich jedoch mehrheitlich schamvoll oder verärgert zurückgezogen haben.
Und die auch, wollen wir doch mal ehrlich sein, gar nicht weiter nach ihrer Meinung gefragt sondern – wie kürzlich etwa in der Günther-Jauch-Talkshow zu diesem Thema – als Freier bestenfalls vorgeführt werden.
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