Samstag, Juni 15, 2013

Wie die #Aufschrei-Kampagne Feminismus-Kritik produziert hat

Ich glaube, es ist über ein Jahr her, dass ich das letzte Mal einen der Kommentare in Christian Schmidts Blog "Alles Evolution" für ein Zitat auf Genderama herausgepickt habe. Dann wird's mal wieder Zeit: Was "mindph" heute anmerkt, finde ich erwähnenswert:

Ich lese seit #aufschrei überhaupt viel zu der Thematik. Und eines hat die Kampagne sicherlich geleistet: Sie hat einen Kritiker des Feminismus mehr produziert.

Ich war immer für Feminismus. Gleichberechtigung? Ja logisch, wieso auch nicht (und das sehe ich nach wie vor so). Kritik kam immer nur von der rechten Seite oder Kraut-Trollen. Mit meiner linken Einstellung waren Frauenrechte immer eine Selbstverständlichkeit für mich (und sind es immer noch, aber nicht so, wie der Feminismus jetzt abgeht!). Ich habe in meinem Leben die Linkspartei öfter gewählt als alles andere, obwohl ich sie auch oft kritisiert habe, aber sie war eben das "kleinere Übel" (bis zur letzten BT mit der Piratenpartei). Auf Grund des Spiegel-Berichtes über #aufschrei habe ich angefangen mich damit zu beschäftigen, und schon mein erster kritischer Tweet dazu (kann ja meine Klappe nicht halten wenn ich was Scheiße finde) wurde gleich mit Spamblock und Nazianfeindungen abgeblockt. Maskulist, Abschaum, was einem nicht alles hingerotzt wird. Leider schimmert auch immer etwas Frauenfeindlichkeit in der Kritik durch, weil natürlich die, die das schon immer gemacht haben, auch jetzt wieder mitspielen. Das finde ich schade, denn damit wird einerseits linke Politik diskreditiert und andererseits aber auch eine große Angriffsfläche geschaffen, auf die die Femfanatiker sich dann einlasern können.

Seit ich mich jedenfalls damit intensiver beschäftige sehe ich, was der Feminismus für eine Luftnummer ist, von ein paar betüddelten, priviligierten Wichtigtuerinnen, auf Kosten anderer. So wird das Problem von Vergewaltigung instrumentalisiert, in einem großen Topf verrührt mit "der hat mich lüstern angeguckt" und blöden Sprüchen. Das Verbrechen der Vergewaltigung wird damit als Zunder missbraucht, damit Prinzessinnen ihre Karriere pushen können, das ist in etwa vergleichbar mit dem Missbrauch von Kindesmisshandlung zur Durchsetzung von Überwachung und Zensur.

Was mich aber mal wirklich interessieren würde ist, was der Feminismus wriklich für einen Rückhalt hat, also in der Bevölkerung. Ich sehe viele Frauen, die die Kampange auch kritisiert haben, die Genderstudies und ihre antiwissenschaftlichen, an Esoterik erinnernden Eskapaden kritisieren. Die meisten aus der Bevölkerung dürften sich genauso wenig damit beschäftigt haben, wie ich vor #aufschrei und sagen "Gleichberechtigung, wieso nicht?"

Aber das kriegt man ja aus dem Mainstream nicht mit, weil alle so schön verstrickt sind in der feministischen Medienökonomie.

Darum interessiert mich auch, was bei #aufschrei wirklich abgelaufen ist und hätte die Analysedaten gerne mal zu Gesicht bekommen. Wenn man sich durch den Tagger klickt, dann bekommt man eine Ahnung davon, dass da gemessen an der angeblich "größten Debatte" eigentlich nichts stattgefunden hat. Wieviele Zitate von Tweets mit wirklichen Übergriffen hat es denn in den Medien gegeben? 20? 30? Das wird dann kritiklos hochgerechnet auf Hunderttausende. Oder man schaue sich diese Seite an, die Alltagssexismus sammelt – ich glaube, ihr wisst, welche ich meine. Dort gibt es ebenfalls kaum etwas, was mit einem sexuellen Übergriff vergleichbar war, eher "Dozent hat da was gesagt" oder "Freund meinte als Frau müsste ich" usw. Wer hat das irgendwann mal irgendwie ansatzweise ernsthaft untersucht, was da wirklich dahinter steckt, mengenmäßig, und Brisanz, geschweige denn, es in die Medien gebracht?


Vom selben Blogbesucher gibt es zum selben Thema auch diesen Kommentar

Bemerkenswert finde ich, dass die #Aufschrei-Kampagne trotz massivster Unterstützung durch die Massenmedien eher gefloppt ist, was aber von denselben Medien komplett ignoriert und zum feministischen Revival umphantasiert wird. "Für ganz viele Frauen ist es extrem schlimm, einfach schon auf die Straße zu gehen", behauptete beispielsweise Anne Wizorek, Initiatorin der #Aufschrei-Kampagne, in der Sendung "login" auf ZDFinfo am 28.1.2013. Für solchen Irrsinn gilt man im Jahr 2013 ernsthaft als Kandidat für den Grimme-Preis. Die von den Medien verkaufte, ideologisch gefärbte Scheinrealität hat mit der Realität, in der die breite Bevölkerung lebt, nichts mehr zu tun.

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