Hin zu einer maskulistischen Filmkritik: "How to Survive a Plague"
Die Lage für die deutsche Männerrechtsbewegung sieht einigermaßen bedrückend aus. Wiederholt weisen wir darauf hin, wie viele Männer infolge einer einseitig ausgerichteten Geschlechterpolitik kontinuierlich zu Tode kommen: von den Opfern eines Gesundheitswesens, das Männeranliegen weniger wichtig nimmt (Stichwort Protatakrebs), über männliche Opfer häuslicher Gewalt mit Todesfolge und die um ein Vielfaches höhere Zahl von Selbsttötungen unter Männern bis zu den international weit überwiegend männlichen Opfer von Genderzid, von tödlich endender Genitalverstümmelung und andere Greuel mehr. All diese Themen werden von Politik und Medien aber weitgehend ignoriert, während der Repressionsapparat der hegemonialen Genderszene Männeraktivisten pauschal als "rechts" brandzumarken versucht und Akteure wie der eifernde Publizist Thomas Gesterkamp nahelegen, dass diese Aktivisten durch einen "Cordon sanitaire" in Quarantäne gesteckt und nicht mehr mit Taxis transportiert werden sollten. Gab es jemals eine politische Bewegung für Bürger- und Menschenrechte, die gegen eine derartige Mischung aus Ignoranz, Verunglimpfung und Hass ankämpfen musste und sich erfolgreich dagegen durchsetzte?
Tatsächlich ist es erst wenige Jahrzehnte her, dass nicht nur irgendeine Bürgerrechtsbewegung, sondern sogar eine Männerbewegung trotz solcher Widerstände letztlich Erfolg hatte. Über sie berichtet der auf den Sundance-Filmfestspielen von 2012 vorgestellte Dokumentarfilm "How to Survive a Plague", der den Kampf von Schwulengruppen wie "Act up" gegen die Seuche AIDS behandelt. AIDS wurde Anfang der achtziger Jahre auch nach zehntausenden Toten von den tonangebenden Politikern der USA, beispielsweise Ronald Reagan, weitgehend ignoriert. Wenn die Seuche überhaupt erwähnt wurde, gab man den Erkrankten wegen ihres Lebenswandels die Schuld an ihrem Schicksal, statt das Problem politisch anzugehen – so wie heute noch Männern und ihrem Lebenswandel die Schuld an ihren gesundheitlichen Problemen und ihrer geringeren Lebenserwartung gegeben wird. (Die von Dr. Matthias Stiehler herausgegebenen Männergesundheitsberichte haben dazu einiges zu sagen.) So wie heute der herrschende Feminismus Männerrechtler und ihre Anliegen ausgrenzt, tat dasselbe damals die ebenso machtvolle katholische Kirche gegenüber den Aktivisten der Schwulenbewegung. Während "How to Survive a Plague" nicht über Forderungen spricht, die Schwulen in Quarantäne zu stecken und sie nicht mit Taxis zu transportieren, gab es derlei Auffassungen damals durchaus. Der republikanische Senator Jesse Helmes wetterte ähnlich gegen Schwulenaktivisten wie Thomas Gesterkamp, Hinrich Rosenbrock & Co. gegen die Männerrechtler. Auf den Einwand eines Journalisten "they just fight for their right to speak" erwidert Helmes in einer Szene des Films "They can speak as long as they don't offend anybody else, I suppose" – eine Position, die genau so auch gegen Mänerrechtler aller Couleur vorgebracht wird. Da sich insbesondere Fundamentalisten ausgesprochen schnell auf den Schlips getreten fühlen, führt diese Haltung zügig zu einem weitreichenden Meinungsverbot.
Wurden Schwulenaktivisten auch damals schon mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht, um sie zu diskreditieren? Überraschenderweise geschah auch das. "How to Survive a Plague" beginnt mit einer Szene, die den damaligen New Yorker Bürgermeister Koch zeigt, als er von Journalisten danach gefragt wird, warum er die Act-up-Protestler zunächst als "Faschisten" später aber als "besorgte Bürger" bezeichnet habe. Koch versucht sich herauszuwinden, indem er antwortet, dass auch Faschisten besorgte Bürger sein könnten. ("Fascists can be concerned citizens.") Und auch von den Medien wurden die Schwulenaktivisten nicht immer freundlich behandelt: Recherchiert man über den Film hinaus zu "Act up", findet man schnell heraus, dass diese Aktivisten von den Medien des Establishments als Unruhestifter dargestellt wurden, die sonst nichts mit ihrer Zeit anzufangen wussten. Solche Schmähungen hielten die Aktivisten aber keineswegs davon ab, die Zusammenarbeit mit den Medien immer wieder zu suchen. "Be not afraid of the media", erklärt die Nachrichtenproduzentin Ann Northrop auf einer Act-up-Protestveranstaltung ihren Zuhörern, "you're talking THROUGH them to the public."
Dabei übergeht "How to Survive Plague" nicht, dass auch "Act up" zeitweise in massive Probleme geraten ist. Sobald etwa die ersten Mitglieder dieser Bewegung Anzeichen eines beginnenden Erfolges vermelden konnten, bildete sich in den Reihen von "Act up" ein lautstarker "lunatic fringe" (duchgeknallter Rand) heraus, der diese Wortführer scharf angriff und radikale Äußerungen damit zu legitimieren suchte, dass Widerrede einen Angriff auf die Meinungsfreiheit darstelle. Diese Kontroverse führte schließlich zu einer Aufspaltung von "Act up" – was dem letztlichen Erfolg dieser Bewegung aber keinen Abbruch tat: Ihr gelang es, so starken politischen Druck zu erzeugen, dass den Mächtigen in den USA fast nichts anderes übrig blieb, als die Suche nach wirksamen Medikamenten zur Bekämpfung von AIDS massiv voranzutreiben, bis diese Krankheit für viele nicht mehr den sicheren frühen Tod bedeutete.
Schwulenrechte sind Männerrechte, und die Männerrechtsbewegung täte gut daran, sich an Initiativen wie "Act up" ein Beispiel zu nehmen statt, wie es durch unseren eigenen "lunatic fringe" geschieht, homophobe Sprüche zu klopfen und Verschwörungstheorien über einen "Kulturmarxismus" zu spinnen, weil die Homosexuellen es geschafft haben, nicht mehr so unsichtbar zu bleiben wie zuvor. Im Gegensatz zu mancher anderen Protestbewegung hatten "Act up" und andere Gruppen Erfolg, weil ihre Aktivisten sich bis ins Detail in die komplexe Materie eingearbeitet hatten, mit der sie es zu tun hatten. Sobald also diejenigen, die zur Zielscheibe ihrer Proteste geworden waren, "Was erwartet ihr eigentlich von uns?" fragten, erhielten sie ganz konkrete Antworten. Zu dieser "brainpower", über die auch die Männerbewegung verfügt, kam allerdings auch eine "street power", die uns noch fehlt und die das Establishment überhaupt erst dazu bringen konnte, guten Argumenten zuzuhören. Im Gegensatz dazu hat es die feministisch geprägte Genderszene noch relativ leicht so zu tun, als wären die Analysen der Männerrechtler indiskutabler Unfug, der die nähere Auseinandersetzung nicht lohne.
Letzten Endes werden die Beharrungskräfte in unserer Gesellschaft die Männerbewegung genauso wenig aufhalten können, wie es ihnen gegenüber der Schwulenbewegung gelungen ist. Sie können lediglich dasselbe erreichen, was dem Establishment auch gegenüber der Schwulenbewegung gelungen ist: sich dem Wandel so lange wie möglich entgegenzustemmen, so dass bis dahin zahllose Menschen gestorben sind, die andernfalls noch am Leben sein könnten.
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