DER SPIEGEL: "ProQuote oder Wie unabhängiger Journalismus zur Propaganda verkam"
Vor einiger Zeit machte das politische Leitmedium DER SPIEGEL mit einer Titelgeschichte auf, die Reklame für die angebliche dringende Notwendigkeit einer Frauenquote machte. Es war die am miserabelsten verkaufte SPIEGEL-Ausgabe seit langem. Vielleicht hat das bei den Machern des Magazins zu einer gewissen Einsicht beigetragen, denn in der Ausgabe von heute schlagen sie plötzlich ganz andere Töne an.
"ProQuote oder Wie unabhängiger Journalismus zur Propaganda verkam" heißt es im Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe, der Artikel von Thomas Tuma ist frech, aber treffend mit "Die ScheinriesInnen" überschrieben. Online stehen nur die ersten Absätze des Beitrags. Liest man den Artikel zur Gänze, findet man darin eine gelungene Abrechnung mit dem von Journalistinnen gegründeten Verein ProQuote, der für einen 30-prozentigen Frauenanteil bei den Top-Jobs in den Medienhäusern eintritt.
Tuma bescheinigt den Agitatorinnen in eigener Sache ihren Status, ihre Prominenz, ihre Medien "und sogar das Ihnen entgegengebrachte Vertrauen des Publikums in Ihre Unabhängigkeit" dreist zu missbrauchen: Sie tarnten ihr eigenes Interesse als gesellschaftliche Relevanz. Schon in der Satzung des Vereins, argumentiert Tuma, würden "Agitation und Meinungsmonopolisierung" verankert; als "eine Art Gesinnungspolizei" habe er zudem alle nicht eindeutig positionierten Chefredakteure abtelefoniert, auf dass sie sich für ihre Widerborstigkeit rechtfertigen sollten. Dies empfindet Tuma auch deshalb als Anmaßung, weil ProQuote über lediglich 150 Mitglieder verfügt, und die 4300 "UnterstützerInnen", die der Sache per Mausklick im Internet zustimmten, auch alles andere als eine Zahl von politisch relevanter Größe ausmachten. Andernfalls müssten der ADAC oder die 190.000 Mitglieder von Bayern München längst das medienpolitische Tagesgeschäft bestimmen dürfen.
"Es ist damit zu rechnen", spottet Tuma, "dass der Verein nach der Bundestagswahl auch das hiesige Wahlvolk rüffeln wird, wenn das weniger als 30 Prozent Frauen ins Parlament wählt. Denn trotz der Vereinsdauerbeschallung gibt es unter den Bundesbürgern nach jüngeren Umfragen weiterhin keine Mehrheit für eine starre Quote. Blödes Volk!"
Man müsse sich nur vorstellen, führt Tuma weiter aus, wie es wäre, wenn alle männlichen Raucher unter den Journalisten genauso konfrontativ aufträten, wie die Journalistinnen, die sich qua Gesetz bessere Posten versprächen. "Gesundheitsminister Daniel Bahr müsste chronisch als unfähiger Vollidiot beschimpft werden, der einfach nicht kapieren will, wie zukunftsträchtig Zigaretten sind, ökonomisch wie gesellschaftlich. Das ist natürlich ein absurdes Szenario, aber nach diesem Muster hat es Bahrs Kabinettskollegin Kristina Schröder erwischt." Gegen Schröder nämlich habe ein medialer Shitstorm von bemerkenswertem Ausmaß stattgefunden – während umgekehrt die Quotenbefürworterin Ursula von der Leyen regelmäßig als Heldin inszeniert werde. (Diese Inszenierung war vor einem Monat auch in den Blogs der Männerbewegung Thema .)
Letztlich, so Tuma, gehe es um die Frage, "wann Journalismus zur Propaganda verkommt und wann er für seine Interessen Meinungspluralität zu opfern bereit ist". (Ui! Lauert da nicht das böse Wort "Gleichschaltung" schon um die Ecke?) Journalisten sollten über die Welt berichten, wie sie sie vorfänden, nicht "schnappatmend Eigeninteressen in politische Kampfparolen verwandeln". Andernfalls sei das sich jetzt schon abzeichnende Resultat, dass sich Journalismus auf die "Berichterstattung aufs Geschlecht" verenge, "positivistisch-affirmativer Kitsch, letztlich Diskriminierung, nur andersrum."
Beispielhaft analysiert Tuma das Interview, das eine seiner Kolleginnen beim SPIEGEL mit einer ideologisch Gleichgesinnten führte, und bei dem, so Tuma, nur noch die Frage gefehlt habe: "Frau Staatsratsvorsitzende, wie erklären Sie sich Ihren triumphalen Erfolg auf allen Ebenen?" Gespräche dieser Art sieht Tuma deshalb als problematisch, weil sie typisch seien: "Sollte derlei moderne, geschlechtspolitisch-korrekte Berichterstattung die Zukunft sein, geht es mit der ganzen Branche und ihrer Glaubwürdigkeit nun endgültig den Bach runter." Hat das Genderama nicht so oder ähnlich hundertfach analysiert und kritisiert? Tatsächlich, so Tuma, drohe der Verein ProQuote "nun exakt jenen Klischees zu entsprechen (...), die er über die bösen Jungs so leidenschaftlich und liebevoll pflegt: ein geschlechterdominierter Club bräsiger Wir-wissen-wo’s-langgeht-Buddys zu sein." Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen.
Wenn man Tumas Artikel liest, wundert man sich ein wenig, dass innerhalb der Leitmedien dieser obskuren Frauenlobby nicht schon längst eine ähnlich starke – und naheliegende – Kritik begegnet ist. Stattdessen findet man immer wieder Falschbehauptungen wie "Gleichstellung steht im Grundgesetz" in den verschiedensten Zeitungsartikeln – wer diesen Unsinn da nur lanciert haben mag? Zu den prominentesten Unterstützern von ProQuote gehören übrigens viele sattsam bekannte Namen, teils aus dem radikalfeministischen Spektrum, darunter Alice Schwarzer, Bascha Mika, Tina Groll, Lisa Ortgies, Julia Himmelreich, die Mädchenmannschaft, Silke Burmester, Sandra Maischberger, Simone Schmollack und Ines Pohl, aber auch erschreckend viele Männer wie Sascha Lobo, Alan Posener und Matthias Lohre. Wenn also eine dieser Personen mal wieder über die Männerbewegung herzieht, wie es immer wieder durch Alice Schwarzer, Simone Schmollack und Tina Groll geschieht, dann sollte eines klar sein: Mit uneigennützigem, unparteiischem Journalismus hat das gar nichts zu tun.
Wie die Männerbewegung generell in einer Mediengesellschaft erfolgreich sein kann, in der die bekanntesten Medienfrauen aus ideologisch verbrämtem Eigennutz unterwegs sind und Thomas Tuma der erste und einzige Journalist ist, der bislang dagegenhält, dürfte noch eine spannende Frage werden. Eines ist bei der Unverfrorenheit dieser Propagandagruppe klar: Ohne die Erfindung des freien Internets hätten wir gegen diese Chuzpe keine Chance.
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