Prozess gegen Frau, die ihrem Mann den Penis abtrennte, beginnt
Genderama-Leser Daniel L. hat mich auf ein Youtube-Video einer Nachrichtensendung aufmerksam gemacht, in der über einen Fall berichtet wird, bei dem die Ehefrau ihrem Mann den Penis abtrennte, ähnlich wie in den neunziger Jahren Loreena Bobbit tat (mit dem Unterschied, dass im aktuellen Fall das Opfer gefesselt und bei Bewusstsein war). Loreena Bobbits Tat wurde damals von vielen Feministinnen belustigt zur Kenntnis genommen, wenn nicht gefeiert. Auch in dieser Nachrichtensendung erweckt die Sprecherin anfangs den Eindruck regelrechter Begeisterung, wird dann aber wieder sachlich. Ihr Co-Moderator immerhin macht ausreichend deutlich, wie wenig er von den "Rechtfertigungen" der Täterin hält. Könnten wir einen solchen Moderator bitte auch in Deutschland haben? (Wir sind in dieser Hinsicht unterbesetzt.)
Daniel schreibt mir zu diesem Video:
Wie leider nicht anders zu erwarten wirkt die Moderatorin zu Beginn des Beitrages nicht sehr souverän. Immerhin verhindert sie Schlimmeres, indem sie sich mit Gestik und übertriebener Mimik unter Kontrolle zu bringen versucht. Im Laufe des Beitrages wird jedoch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, das es sich bei der Tat Beckers um ein abscheuliches Verbrechen handelt. (...) Der Erinnerung an den Fall Lorena Bobbitt fehlt auch in diesem Beitrag nicht. Dankbar bin ich dem Moderator Cenk Uygur für das klare Statement zum Ende des Beitrages.
Der Fall, um den es in der Sendung geht, trug sich im Sommer 2011 zu; der Gerichtsprozess beginnt in diesen Tagen. Hier findet man einen aktuellen Artikel dazu. Dieser und andere Artikel übernehmen in Überschrift oder Einleitung allerdings auffällig die Darstellung der Täterin, womit dem Opfer die eigentliche Schuld gegeben wird und die Tat fast als eine Art Notwehraktion erscheint.
In diesen Tagen beginnt im übrigen auch ein Prozess wegen häuslicher Gewalt gegen die Ehefrau des Drummers von Iron Maiden.
Nachtrag: Ein anderer Genderama-Leser hat mich auf ein weiteres Youtube-Video aufmerksam gemacht, diesmal mit der Sequenz einer Talkshow, in der mehrere in den USA prominente Frauen (darunter Sharon Osbourne und Big-Brother-Moderatorin Julie Chen, die anderen erkenne ich nicht) unter Gejohle eines offenbar vor allem weiblichen Publikums den Fall so diskutieren, als sei die Verstümmelung von Männern das Tollste und Lustigste, das man sich vorstellen kann. Wer glaubt, Frauen besäßen so etwas wie ein "höheres moralisches Empfinden" als Männer, kann durch diesen Ausschnitt vermutlich am schnellsten geheilt werden. Die generelle Lust unserer Kultur an Gewalt gegen Genitalien, solange es sich um die Genitalien von Männern handelt, behandelt dieses Video: Wenn es Frauen angetan wird, ist es ein Verbrechen, wenn es Männern angetan wird, ist es Entertainment. Männer sind Untermenschen; ihr Leiden spielt keine Rolle. Und wenn eine politische Bewegung entsteht, die sich gegen diese Einstellung wehrt, kann man gar nicht so schnell gucken, wie ihr aus der etablierten Genderszene eine "rechtsradikale Opferideologie" vorgeworfen wird.
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