Alice Schwarzer ist den neuen Feministinnen zu reaktionär
Ende letzten Jahres hatte ich hier darauf aufmerksam gemacht, dass es im neuen Feminismus inzwischen sogar als "antifeministische hate speech" gilt, wenn man Alice Schwarzer verteidigt. Nun ist ja bekanntlich dieser Tage ein neues Buch von Schwarzer zur Sexismus-Debatte erschienen, worauf Sandra Maischberger in einer eigenen Werbesendung aufmerksam gemacht hatte. Allerdings ist Schwarzers Buch für die Feministinnen unserer Tage längst nicht politisch korrekt genug. So beklagt eine Online-Rezension von Julia Lorenz für das Frauenportal Aviva, dass das Buch nicht nur kaum Wortmeldungen aus der Generation der jungen Netzfeministinnen enthalte.
Ebenso wenig scheint die Publikation gesteigerten Wert auf das Problem der Intersektionalität zu legen. Ausschließlich eine Journalistin mit jüdischen Wurzeln ist mit Susan Faludi vertreten, andere von Marginalisierung bedrohte Gruppen bleiben unterrepräsentiert: People of Colour, Muslima, oder Trans-Frauen, denen noch immer mehr Hass und Gewalt entgegenschlägt als Menschen, die sich in das System der binären Geschlechterordnung einfügen, kommen nicht zu Wort.
Die "neue Sexismus-Debatte" drohe jetzt schon zu erschöpfen, und Schwarzers Buch stelle hierbei keine Hilfe dar, sondern liefere "aufgrund der beschränkten Perspektive wenige sonderlich neue Erkenntnisse". Nicht zuletzt "dürften sich gender-and-diversity-sensible LeserInnen unter anderem über despektierliche Begriffe wie 'Putzfrau' ärgern oder die ethnische Homogenität der AutorInnen kritisieren."
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