Samstag, März 09, 2013

Darf der AStA der Uni Hannover von der Diskriminierung von Männern sprechen?

Genderama könnte genausogut gleich eine Standleitung zu dem Blog "man tau" legen – aktuell findet man dort einen Bericht über einen "Skandal in der Provinz", der es in sich hat:

Ein "Armutszeugnis", bei dem nur "von einer klassischen Täter-Opfer-Verkehrung gesprochen" werden könne, die Notwendigkeit "einer raschen Aufarbeitung des Vorfalls" – der AStA der Universität Hannover sah sich am 1. März zu einer entschiedenen Stellungnahme genötigt. Was war geschehen?

In Braunschweig (eine weit entfernte Kleinstadt, deren Existenz normalerweise von anständigen Hannoveranern geleugnet bzw. nur mit dem Ausdruck äußersten Widerwillens anerkannt wird) organisiert die dortige Antifaschistische Gruppe Braunschweig (A.G.B.) die Veranstaltungsreihe "Feminismus. Von Verhältnissen zu Kategorien", lud in diesem Rahmen die Publizistin Roswitha Scholz zu einem Vortrag ein und fragte beim AStA der Braunschweiger Hochschule für Bildende Künste wegen eines Raumes nach. Doch was geschah? Der AStA der HBK schickte nicht nur eine Absage, sondern auch noch per Email eine Begründung, welche die A.G.B. wiederum so empörte, dass sie sie fassungslos auf ihrer Homepage dokumentierte:

"wir haben noch einmal in großer Runde dein Anliegen besprochen und uns dazu entschieden, dass wir euch leider keinen Raum zur Verfügung stellen können. Die meisten von uns fühlen sich mit dem Titel 'Feminismus' unwohl. Mit dem Begriff assoziieren wir eine eher radikale Frauenbewegung, die die Diskriminierung von Männern nicht ausschließt. Da wir glauben, dass auch andere potenzielle Besucher der Veranstaltung das so sehen, können wir euch keine HBK-Räume anbieten.(…) Herzlichst AStA der HBK Braunschweig"

Ein Skandal nimmt seinen Lauf, der im ersten Akt als Posse beginnt und am Ende beängstigende Züge hat.


Hier geht es weiter.

Ich weiß, dass zu den Lesern von Genderama nicht nur viele Studenten, sondern auch einige Professoren gehören. Vielleicht sollte man sich schon mal darauf einstellen, dass man das Thema "Männerdiskriminierung" nicht ewig aus der akademischen Debatte draußenhalten kann. Das wird, wie der Artikel auf "man tau" zeigt, nicht vonstatten gehen, ohne dass sich die einen als stalinistische Großinquisition aufspielen, weil sie in einer offenen Sachdebatte hilflos wären, und andere Panik schieben, nicht mehr ordnungsgemäß links zu sein, sobald sie sich auch um Männer kümmern, aber dieser Wandel wird in den nächsten Jahren stattfinden. Universitäten werden sich nicht ewig von einem Diskurs und von einer Debatte abschotten können, die sich inzwischen quer durchs Internet ziehen. Was in Kanada möglich ist, sollte auch hierzulande machbar sein. Irgendwann werden sogar AStA-Mitglieder nicht länger bereit sein, sich ausgrenzen und anfeinden zu lassen, sobald sie nicht länger im Gleichschritt marschieren.

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