Nachschlag Wikipedia
Sehr hübsch zu lesen ist ein heute bei "eigentümlich frei" online gegangener Bericht eines ehemaligen Wikipedianers:
Ich habe im Jahr 2007 angefangen, bei Wikipedia mitzuarbeiten. Das heißt, „angefangen“ ist übertrieben – ich habe im selben Jahr auch schon wieder aufgehört. Die Enzyklopädie begann damals gerade von der Allgemeinheit wahrgenommen zu werden, und ich wollte verstehen, wie die Textentstehung im Kollektiv funktioniert. Nachdem ich eine Weile lang konstruktiv mitgearbeitet hatte, machte ich ein Experiment – ich verfasste einen Artikel über einen mir recht unsympathischen Künstler, bei dem ich alle formalen Regeln peinlich genau beachtete, inhaltlich jedoch wild phantasierte. Ich unterstellte dem Künstler erbitterte Rechtsstreitigkeiten mit einem Kollegen im Jahr 1992, erfand längst vergangene Medienkampagnen gegen ihn und kolportierte schließlich gar Nazi-Vorwürfe gegen ihn. Alles minutiös belegt durch jahrealte Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften, die so schnell niemand zur Hand haben sollte.
Der Artikel wurde von den alten Wikipedia-Hasen wegen seiner „außergewöhnlich hohen Qualität“ gelobt und blieb vier Monate lang fast unverändert online. Einige Details zu Lebenslauf und neuen Werken wurden emsig nachgetragen. Dann entdeckte der Künstler selbst den Text und löschte die erfundenen Passagen. Dies wurde von den Wikipädisten rückgängig gemacht: Vandalismus. Erst nach langen Diskussionen und ausführlichen Begründungen wurde die Löschung akzeptiert.
Das passt auf die aktuellen Vorgänge um Wikipedia-Einträge wie Männerrechtsbewegung, MANNdat und Arne Hoffmann wie die Faust aufs Auge. Vielleicht ist "Fiona" ja auch nur ein Provokateur, der zeigen will, dass man in der Wikipeda mit den richtigen Tricks aus schwarz weiß machen kann? Nee, vermutlich nicht. Sie gehört zum Lager von Andreas Kemper, Hinrich Rosenbrock und Thomas Gesterkamp. Für die ist das kein Spiel; die denken wirklich so.
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