Dienstag, November 13, 2012

FOCUS berichtet über Cybermobbing durch die Wikipedia

Sowas: Da habe ich erst am Wochenende zwei aktualisierte Beiträge über das Cybermobbing durch die Wikipedia an den Kopf meines ansonsten stillgelegten Zweitblogs gesetzt, und wie ich sehe, berichtet in seiner aktuellen Ausgabe der FOCUS über diesen Skandal.

Im Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe ist der Artikel mit "Online-Steckbriefe. Politisch korrekte Denunziation auf Wikipedia" ausgeschildert; die tatsächliche Überschrift des Artikels lautet "www.steckbrief.org". Weitestgehend beschäftigt sich der Artikel mit den Versuchen, das radikalliberale Magazin "eigentümlich frei" als rechtes Medium zu denunzieren, wird dann aber grundsätzlicher:

"Frisierte" Wikipedia-Artikel sind desto häufiger, je politischer ein meinungsfähiger Gegenstand ist. Man muss nur die Seiten Feminismus (= gut) und Männerrechtsbewegung (= rechts) vergleichen oder Neue Rechte (= rechtsextrem) und Neue Linke (= gut, nur RAF war extrem). Gegeneinträge oder Korrekturen werden prompt gelöscht. Am "ef"-Eintrag war unter anderem eine ausweislich ihrer Betätigungsfelder feministische Aktivistin beteiligt, die unter mindestens 31 verschiedenen IP-Adressen Artikel linksscheitelt (ihr Name ist der Redaktion bekannt). Auf Beschwerden von "eigentümlich frei" reagierte Wikipedia – noch – nicht.


Warum auch – eine ideologischere Ausrichtung der Online-Enzyklopädie scheint dort durchaus gewünscht zu sein. Zwar werden die Wikipediaeinträge selbst nur von einem Grüppchen radikalisierter Einzeltäter manipuliert. Aber dieses Grüppchen arbeitet zum einen mit der Deckung mehrerer Administratoren, die zügig jene Wkipedianer sperren, die dem Umfrisieren der Artikel Einhalt gebieten wollen, während die Ideologen selbst gegen jede Vandalismusmeldung Immunität genießen. Und auch Wikimedia ergreift für die Ideologen Partei: Pavel Richter findet nicht das Cybermobbing durch die Wikipedia erschreckend, sondern den Protest dagegen, Nicole Ebber verbündet sich augenblicklich mit dem Lager, aus dem das Cybermobbing erfolgt, während sie dessen Opfer gerne ignoriert. Man möchte solche Leute nicht als Bürokollegen haben.

In der Haltung die hier die Verantwortlichen unterschiedlichster Art an den Tag legen, zeigen sich auch zwei Einstellungen, die in diesem Land leider Tradition haben. Zum einen: Wenn es um die heilige Ideologie geht, ist gegen den Einzelnen jedes Mittel recht. Zum anderen: Unter Beschuss genommen wird ja nur eine Minderheit, und auf Minderheiten hat man schon immer problemlos einprügeln können.

Dabei schadet dieses Treiben gerade uns linken Männerrechtlern in zweifacher Weise: Zum einen sind wir über die täglichen Diffamierungen aus nachvollziehbaren Gründen verärgerter als Männerrechtler, die tatsächlich rechts stehen und denen diese Denunziationen eher egal sein können. Zum anderen: Wenn die Praktiken dieses Klüngels so wie jetzt im FOCUS auffliegen, verbreitet das natürlich die Botschaft: "Linke können nur mit faulen Tricks und schäbigen Ad-personam-Attacken ihre Ansichten durchdrücken. In einer fairen Sachdebatte wären sie hoffnungslos verloren." Hier sollte man also noch einmal betonen, dass Andreas Kemper und sein Anhang keineswegs stellvertretend für alle Linken stehen, auch wenn sie gerne so tun als ob. Vielen von uns sind sie ausgesprochen peinlich.

Grund zur Freude hat indes "eigentümlich frei": Denn durch den Amoklauf einiger Anonymas genießt die Zeitschrift nun eine volle Seite Reklame im FOCUS, die sie ohne diese Attacken nicht erhalten hätte. Oder, wie es auf der Diskussionsseite zum Wikipedia-Eintrag über "eigentümlich frei" heißt: "Eine Anzeigenseite im Focus kostet laut Preisliste normalerweise rund 50.000 Euro. Weil hier ein paar Extreme ihren ideologischen Überlauf nicht halten können, bekommen die jetzt so eine Seite kostenlos." So sollte es in einer liberalen Gesellschaft immer laufen: Wer andere mit seinen Schikanen sozial vernichten möchte, sollte damit enden, dass er unversehens Reklame für sie macht.

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