Donnerstag, September 20, 2012

Bund der Steuerzahler prangert an: Bundesforum Männer erhält über eine halbe Million Euro "Schweigegeld"

Das dem Bundesfrauenministerium angeschlossene "Bundesforum Männer" reagierte auf die Basis der Männerrechtsbewegung bislang mürrisch und abweisend. Dazu mag es gute Gründe geben. Einen nannte der Vorsitzende des Bundesforums, Martin Rosowski, im freundlichen Plausch mit Alice Schwarzers radikalfeministischer Zeitschrift EMMA: Ihn erfasse "maßloser Ärger" darüber, dass "die Medien, seit das Männerthema hochkocht, nicht zur Kenntnis genommen haben, dass es auch Männer wie uns gibt. Stattdessen kommen immer nur die Altmeister der biologistischen Männertheorie wie Gerhard Amendt oder Walter Hollstein zu Wort." (Amendt und Hollstein als Biologisten zu denunzieren ist übrigens eine ziemlich dreiste Unterstellung, nebenbei bemerkt.) Ein zweiter Grund: In der Internetszene der Männerbewegung wird das Bundesforum wegen seinem mangelnden Engagement kontinuierlich kritisiert.

Einen dritten möglichen Grund kann man aus dem aktuell vom Bund der Steuerzahler herausgegebenen "Schwarzbuch 2012" erschließen. Während es männerfreundlichen geschlechterpolitischen Initiativen wie MANNdat und AGENS nämlich gelingt, für eine Steuerlast von exakt null Euro Kongresse durchzuführen, Berichte zu veröffentlichen und sich auf vielfältige andere Weise zu engagieren, wofür sie sich immer wieder heftigsten Anfeindungen aus dem feministischen Establishment aussetzen, kann das Bundesforum Männer mit keinem auch nur im Ansatz vergleichbaren Angebot aufwarten. Obwohl es mit immensen Summen an Steuergeldern zugeschüttet wird, bleibt es dort in Männerfragen ausgesprochen still. Viel mehr als eine schlecht geführte Website – und gelegentliche Seitenhiebe auf die Männerrechtler – kann das Bundesforum bis heute nicht vorweisen. Selbst bei der intensiv geführten Debatte um die Genitalverstümmelung von Jungen nahmen sich die Bundesforisten eine kleine Ewigkeit Zeit mit einem Statement, bis sie auch sicher sein konnten, dass sie sich politisch nicht zu weit vorwagten und der gesellschaftliche Rückhalt insgesamt groß genug sein würde. Erst dann, die Debatte war bereits weitgehend abgeebbt, schlossen sie sich mit einer eigenen lauwarmen Erklärung der MANNdat-Koalition gegen Beschneidung an.

Um das skandalöse Missverhältnis zwischen massiver Unterstützung durch Steuergelder und kaum sichtbarer erbrachter Leistung deutlich zu machen, ist es wohl am besten, die entsprechende Passage (auf der verlinkten Seite nach unten scrollen) aus dem "Schwarzbuch 2012" der Steuerzahler im Volltext zu zitieren:

Neue Männervereine braucht das Land, dachte sich das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Und spendierte zunächst 132.450 Euro als Anschubfinanzierung für das neu gegründete "BUNDESFORUM MÄNNER". Das Geld sei "im Wesentlichen in Vernetzungstreffen und Beratungen zur Vereinsgründung geflossen". Oh ha, das müssen sehr viele und aufwändige Treffen gewesen sein. Denn Struktur und Satzung dieses Vereins sind allenfalls Standard. Zu den Gründungsmitgliedern dieses Dachverbandes zählen mit dem DRK, dem Paritätischen Bildungswerk, den Männerorganisationen der evangelischen und katholischen Kirche, dem Schwulenverband sowie der Gewerkschaft Verdi durchaus namhafte Organisationen. Es ist also für die Steuerzahler nicht erkennbar, warum hier sechsstellige Summen fließen, um Vereinsvernetzungen auf den Weg zu bringen. Und für viel mehr als "Vernetzungen" war bislang wohl auch keine Zeit.

Seit Gründung Ende 2010 gab es ganze acht Presseerklärungen des Verbandes, obwohl Öffentlichkeitsarbeit ein zentrales Ziel des Forums ist. Worum es dem Forum inhaltlich geht, lässt sich anhand seiner "Gleichstellungspolitischen Standpunkte 2011" zumindest erahnen. Dort heißt es u.a.: "Unser Hauptaugenmerk gilt den Bedarfslagen von Jungen, Männern und (Groß-)Vätern und den Konflikten, die sich aus den eigenen und gesellschaftlich verankerten Rollenerwartungen ergeben. Die Aufgaben des BUNDESFORUM MÄNNER besteht in der Sorge dafür, dass diese Perspektiven in Bund und Ländern sowie in den parlamentarischen Fraktionen und Parteien, aber auch in den gleichstellungspolitischen Strukturen tatsächlich berücksichtigt und inhaltlich gefüllt werden. Dies schließt entsprechende Aufstockungen in den Haushaltsplanungen selbstverständlich ein. Geschlechtergerechtigkeit ist nicht zum Null-Tarif zu haben". Das lässt weitere Belastungen für die Steuerzahler befürchten.

Und in der Tat. Das BMFSFJ hat sich entschlossen, zunächst bis Ende 2013 weitere 452.000 Euro in das Bundesforum zu pumpen. Lobbygruppen subventionieren, die dann teure Förderprogramme fordern – auch so kann also das Pingpong zwischen Ministerien und Lobbyisten zur gegenseitigen Selbstlegitimation aussehen.


Jemandem, der entweder besonders zynisch oder aber besonders klar denkt, könnte man vor diesem Hintergrund nicht vorwerfen, wenn er auf eine Vermutung käme, die innerhalb der Männerszene inzwischen nicht nur hinter vorgehaltener Hand geäußert wird: dass nämlich die üppige finanzielle Ausstattung des Bundesforums Männer gerade der Lohn dafür sei, dass es sich mehr als verhalten engagiert. Während der Öffentlichkeit so nämlich vorgemacht wird, könnte die entsprechende Spekulation weitergehen, dass regierungsamtlich auch etwas für Männer getan würde und deshalb Bürgerrechtsinitiativen wie AGENS und MANNdat, aber auch die immer lauter werdenden Internet-Proteste gegen eine einseitige Geschlechterpolitik gar nicht notwendig wären, wird Männerpolitik in Wirklichkeit auf Sparflamme gehalten und kommt dem feministischen Gender-Establishment nirgends in die Quere. Ja, eine solche Vermutung könnte man mittlerweile hegen. Ich zum Beispiel tue das. Aber selbst wenn man sich dieser Mutmaßung nicht anschließt: Eine HALBE MILLION EURO!? Während ihr zu etlichen Fragen die Klappe haltet und die von euch denunzierten Männerrechtler kostenlos zigfach effektiver sind? Was denkt ihr euch eigentlich?

Schamlosigkeit hat einen neuen Namen.

Labels:

kostenloser Counter