Piraten-Abgeordneter nennt Frauenquote "Tittenbonus"
Der Mut, Feministinnen die Stirn zu bieten, beginnt in den linken Parteien zu wachsen. Nachdem Sigmar Gabriel gestern der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) bis an die Grenze des Herzinfarkts verstörte, etwa indem er ihr vorwarf, den radikalen Feminismus der siebziger Jahre zu betreiben, twitterte gestern ein Abgeordneter der Piratenpartei, Gerwald Claus-Brunner, ebenfalls Klartext: Wer für die Frauenquote sei, fordere schlicht einen "Tittenbonus".
Im üblichen Pawlowschen Reflex wirft ihm Karin Christmann nun im Berliner Tagesspiegel "Sexismus" und "Chauvinismus" vor: die geläufigen Kampfbegriffe, wenn jemand einer Forderung widerspricht, die von irgendwelchen Frauen aufgestellt wurde – ob es sich um eine Minderheit unter den Frauen handelt oder nicht. Tatsächlich sexistisch ist natürlich die Quote, also die Ämterbesetzung qua Geschlecht: Diesen Sexismus jedoch scheint Christmann so herrlich zu finden, dass sie ihren Artikel durchgehend mit Polemik gegen Claus-Brunner durchsetzt. Was beispielsweise eine Ablehnung der Frauenquote mit Antisemitismus und Rassismus zu tun haben soll, weiß offenbar nicht einmal Karin Christmann selbst. Trotzdem gehört die Erinnerung an entsprechende Vorwürfe natürlich rein in ihren Artikel – in der leisen Hoffnung offenbar, dass im Hirn möglichst vieler Leser die Ablehnung der Quote mit Antisemitismus und Rassismus verknüpft, vielleicht gar auf eine Stufe gestellt wird.
Für die Hoffnung jedenfalls, dass sich die Mehrheit der Piraten dem von Claus-Brunner zu Recht beklagten Sexismus per Quote widersetzt, gibt es wenig Anlass. So brach über Claus-Brunner sofort der erwartbare Shitstorm herein. "Nur Idioten sind gegen Quoten" twitterte beispielsweise die Piratin Laura Dornheim. Als Claus-Brunner sich den von derartiger "hate speech" geprägten Beschimpfungen nicht aussetzen wollte, hagelte es Vorwürfe, er würde sich einer Diskussion nicht stellen. Martin Delius, parlamentarischer Geschäftsführer der Piratenfraktion in Berlin, bezeichnete Claus-Brunners deutliche Kritik am Quoten-Sexismus gar als "Schlag ins Gesicht" aller Piraten, die sich für Gleichberechtigung engagierten.
Wie dieses "Engagement für Gleichberechtigung" aussieht, offenbart ein Vorschlag für die Wahl der Bundestagskandidaten der Piratenpartei, über den der "Tagesspiegel" ebenfalls berichtet: Auf den ersten fünfzehn Plätzen der Bundestagsliste sollen vierzehn Frauen und ein Mann stehen. Von Sexismusvorwürfen und Beschimpfungen als Reaktion darauf hört man bislang nichts.
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