"Damit brechen die Fundamente des Gender-Studien-Feminismus zusammen"
Wieder einmal fische ich einen Kommentar aus dem Netz, den ich für lesenswert halte. Er stammt von einem linken Männerrechtler mit dem Nick "Leszek" und wurde erstveröffentlicht bei Onyx, dann noch einmal leicht erweitert bei Christian Schmidt.
Leszek führt aus, inwiefern Christoph Kucklicks Suhrkamp-Band Das unmoralische Geschlecht. Zur Geburt der negativen Andrologie einen weiteren Grundlagentext des linken Maskulismus darstellen könne:
(...) Ich zitiere mal aus dem Klappentext des Buches:
"Hinter der Gender-Debatte steht die Überzeugung: In der Moderne inszeniert sich der Mann als rationales Alphatier, die Frau gilt als seine andere: als emotional und minderwertig. Diesen Mythos dekonstruiert Christoph Kucklick mit einem systemtheoretischen close reading kanonischer Texte zum Geschlechterverhältnis aus der Zeit um 1800. Er bringt eine ganz andere Redeordnung ans Licht: die negative Andrologie, in der der Mann als abschreckendes Produkt der Modernisierung erscheint: als gewalttätig, unmoralisch und triebgesteuert."
Im Klartext: Kucklick hat mit seinen Forschungen einer der wichtigsten Kernthesen des heute in westlichen Gesellschaften vorherrschenden Feminismus, insbesondere des Radikalfeminismus und des Genderfeminismus die Grundlage entzogen: dass das kulturelle Wertesystem westlicher Gesellschaften traditionell ein "White-Male-System" sei, das historisch auf der Konstruktion einer narzisstisch übersteigerten, idealisierten Form dominanter Männlichkeit beruhe, der gegenüber Weiblichkeit als das vermeintlich "andere" allgemein abgewertet wurde.
Diese Hypothese ist Kucklicks Forschungsbefunden zufolge FALSCH!
Damit brechen die ideengeschichtlichen Fundamente des Gender Studies-Feminismus in sich zusammen. Falsch war die Prämisse, falsch sind daher auch die Schlussfolgerungen – nicht nur, was die Biologie angeht, auch was die Ideen- und Sozialgeschichte angeht. Die "Hegemoniale Männlichkeit" ist ein Mythos.
Ich halte Kucklicks Werk für großartig und einen der wichtigsten Beiträge zu einer allgemeinen Theorie der Geschlechterdiskriminierung, die die Diskriminierung von Jungen und Männern ausdrücklich einbezieht.
Kucklick ist somit der erste Theoretiker innerhalb des Feldes der Gender Studies selbst, der die Konstruktion negativer Bilder von Männlichkeit (wie sie dort gang und gäbe sind) als Problem begreift. Er tut genau das, was ich schon häufiger als notwendigen nächsten Schritt innerhalb dieses Feldes gefordert habe: Er wendet die diskursanalytischen und dekonstruktivistischen Methoden erstmals auf die Konstruktion negativer Männlichkeitsbilder an. Wer sein Buch gelesen hat, begreift unschwer, dass die negativen Bilder von Männlichkeit in der historischen Epoche, die er untersucht hat, denen, die der Radikal- und Genderfeminismus in der Gegenwart konstruiert und in die öffentlichen Diskurse eingebracht haben, sehr ähnlich sind.
Im Spiegel vergangener diskriminierender Männlichkeitskonstruktionen werden die heutigen umso leichter als solche erkennbar. Und kritisierbar. Und überwindbar.
Wer Valerie Solanas "Scum-Manifest" für Satire hält, der könnte nach Lesen von Kucklicks Buch eines Besseren belehrt sein. Er muss nur das, was er aus Kucklicks Reflektionen über die Konstruktion negativer Männlichkeitsbilder in der Vergangenheit gelernt hat, auf die Gegenwart übertragen. Das ist ein kleiner Schritt.
Für die Thematisierung männlicher Diskriminierungen in den akademischen Diskursen hat Kucklick mit seinem Werk eine wichtige Grundlage geschaffen.
Ich kann nur jedem Männerrechtler und jeder Feministin empfehlen, diese gute und interessante Buch zu lesen.
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