Sexuelle Gewalt: Jungen als Opfer, Frauen als Täter
Wie ich gerade aus dem MANNdat-Forum erfahre, scheint sich das bisherige Tabu, über sexuelle Gewalt jenseits der bekannten Geschlechterklischees ein wenig zu lockern. So berichtet die Augsburger Allgemeine:
Wenn sexueller Missbrauch öffentlich thematisiert wird, beherrschen oft Zerrbilder und Vorurteile die Diskussion. Die Täter sind in der Regel männlich, die Opfer sind Mädchen oder Frauen, so das gängige Bild. Doch auch Jungen bleiben von sexuellen Übergriffen nicht verschont. Durch eine noch höhere Stigmatisierung und Tabuisierung finden sie dann selten den Mut, sich an helfende Stellen zu wenden. Die Folge ist eine dramatische Dunkelziffer des Bundeskriminalamtes (BKA), nach der jeder fünfte bis zehnte Junge in Deutschland betroffen sein könnte.
Und Aktenzeichen XY merkt an:
Laut polizeilicher Kriminalstatistik aus dem Jahre 2000 gab es beim sexuellen Missbrauch von Kindern 9038 Tatverdächtige in Deutschland. Die Zahl der von Frauen begangenen Taten erscheint darin relativ gering: Nur 2,3 Prozent der strafbaren Handlungen wurden von weiblichen Tätern verübt. Doch diese Zahlen ergeben ein falsches Bild. Frauen sind häufiger als bisher angenommen auch Täterinnen. Das haben neueste Untersuchungen ergeben.
Gisela Braun, Referentin bei der Arbeitsgemeinschaft „Kinder- und Jugendschutz, Landesstelle NRW e.V.“, fasst gegenüber aktenzeichenxy.de, dem online-Auftritt der ZDF-Fernsehfahndung, neueste Untersuchungen zusammen und geht heute von einem 10-15 prozentigen Anteil weiblicher Straftäterinnen aus. Die Kölner Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, „Zartbitter“, geht sogar von einem noch höheren Anteil aus: 13 - 25 Prozent.
Diese "neuesten Untersuchungen" hatte ich übrigens bereits in "Sind Frauen bessere Menschen?" erwähnt; sie stammen mithin aus den achtziger und neunziger Jahren. Aber damals war das Medientabu, was dieses Thema anging, noch undurchlässiger als heute.
Labels: Sextäterinnen, sexuelle Gewalt, sexueller Missbrauch
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