Ab wievielen Opfern wird eine Serienmörderin unsympathisch?
Die als "Blutgräfin" berüchtigt gewordene ungarische Adelige Erzsébet Báthory gilt als eine der übelsten Serienmörderinnen der Geschichte. Insbesondere ihre zahlreichen Dienstmädchen fielen ihr zum Opfer:
Kleinste Vergehen wurden aufs grausamste bestraft. Aus den Prozessakten geht hervor, dass sich ihr Sadismus dabei ausschließlich gegen Mädchen oder junge Frauen in ihrer näheren Umgebung richtete. So liebte sie es, ihre Opfer zu fesseln und ihnen mit den Zähnen das Fleisch von den Knochen zu reißen. Sie steckte ihren Dienerinnen Nadeln in den Körper, legte ihnen rot glühende Münzen in die Hand oder nähte ihnen den Mund zu. Auch ließ sie im Winter Mädchen in den Schnee werfen und mit kaltem Wasser übergießen, bis sie erfroren. Zwischen 50 und 650 Mädchen soll die Blutgräfin zwischen 1604 und 1610 auf diese Weise ermordet haben. Ob sie dabei die Macht über Leben und Tod genoss, sexuelle Befriedigung suchte oder gar durch Blutbäder ihre Jugend erhalten wollte, ist historisch nicht überliefert, auch wenn einige Vampirlegenden auf Erzsébet zurückgehen.
Früher begegnete man solchen Greueltaten nur mit Abscheu. Aber wie sieht es in unserer Gegenwart aus, wo wir doch alle gefälligst der Ideologie von Frauen als besseren Menschen huldigen sollen?
Inzwischen ist das Leben Báthorys Thema eines aktuellen Kinofilms, und die Blutgräfin wird von der französischen Schauspielerin Julie Delpy verkörpert. Was diese über ihre Einstellung zu Báthory schildert beleuchtet in bemerkenswerter Weise den herrschenden Zeigeist:
Schauspielerin Julie Delpy kann sich mit ihrer neuesten Rolle einer Serienmörderin gut identifizieren. "Ich kann diese Frau sehr gut verstehen. Wir haben viel gemeinsam", sagte die 39-Jährige in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des STERN über die Schauergestalt Erzsébét Báthory. (…) "Ich habe mich gefragt: Aus welchen Gründen würde ich selbst so grausam und wahnsinnig werden?", so Delpy im Gespräch mit dem STERN. "Die Antwort war klar: aus unerwiderter Liebe. Nichts hat mich je so um den Verstand gebracht. Das ist Borderline. Ganz nah am Wahnsinn." Die Motive ihrer Filmgestalt kann Delpy aber noch aus anderen Gründen verstehen. "Diese Frau tötet, weil sie das Frausein hasst", sagte Delpy. "Ich kenne das Gefühl von Ohmacht und Wut demgegenüber, als Frau anders beurteilt zu werden als Männer. Was bei einer Frau als zickig und hysterisch gilt, ist bei einem Mann ein Zeichen von Genialität." So sei "Die Gräfin" zwar als Kostümfilm inszeniert, beschreibe aber doch ein modernes Frauenschicksal. Delpy im STERN: "Eine sehr starke Frau wird durch einen schwachen Mann zerstört. Das ist die Tragödie vieler Frauen."
Ja, so ist es wohl. Hätte sich eine Frau so aufgeführt wie Jack the Ripper, der Kannibale von Rothenburg oder Dschinghis Khan, würden wir misogynen Schweine sie als zickig und hysterisch niedermachen. Da das aber alles Männer waren, gelten sie in unser patriarchalen Welt noch heute als Genies. Und geht es heute nicht noch vielen Frauen wie der Báthory? Eigentlich supernett, grundsympathisch und innerlich sehr stark, aber wenn einen so ein blöder Macker nicht ranlässt, was bleibt einer davon in den Wahnsinn getriebenen Frau von heute denn anderes übrig, als der lahmarschigen Tante an der Aldi-Kasse ein paar glühende Eisenteile unter die Fingernägel zu treiben? Wenn Frauen wüten, sind nur die schwachen Männer dran schuld, wer denn sonst? Jede andere Herangehensweise an das Thema Serienmörderinnen wäre doch frauenverachtender Dreck!
Nee, Mädels so begeistert wie ihr Romane wie "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann" aus den Regalen der Buchhandlungen gerissen habt, Krimis und Filmkomödien über das reihenweise Umbringen von Männern genossen und Valerie Solanas "Manifest zur Vernichtung der Männer" gepriesen, darf ich wohl stark davon ausgehen, dass auch bei diesem Streifen die Kinosäle voll sein werden. Da hat frau doch eindlich mal wieder eine echte Identifkationsfigur! Dass wir Männer immer mehr den Eindruck gewinnen, dass viele von euch wirklich schwer einen an der Klatsche haben, das muss dann wohl an unserer grenzenlosen Frauenfeindlichkeit liegen. Wer etwas anderes behauptet, wird mit einem Heide-Oestreich-Artikel nicht unter zwanzig Zeilen bestraft.
Labels: häusliche Gewalt
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