"Man muss nicht alles ergründen wollen"
Nein, es gibt momentan offenbar kein anderes Thema in der Geschlechterdebatte: Auch die FAZ muss sich unbedingt an den Medienhype um Jana Hensels und Elisabeth Raethers "Neue deutsche Mädchen" dranhängen – nur um erkennen zu lassen, dass das alles eigentlich nur viel Wind um fast nichts ist. Ein Auszug:
Aber eigentlich geht es in dem Buch darum, wie sich Frauen über die Männer definieren. Das böse Y-Chromosom ist immer und überall. Wir Männer legen das Koordinatensystem fest, in dem sich die Frauen bewegen, die angepassten und die aufmüpfigen. Der Mann ist das Maß aller Dinge, auch wenn sein Wille nicht immer erreicht, was er erstrebt.
Der Einstieg erfolgt über Alice Schwarzer. Die Urmutter wird nur wenig kritisiert, aber doch als DinosaurierIn entlarvt. Raether empfindet Schwarzers heutigen Feminismus als Charity. Das Buch vergleicht die Wirklichkeiten der neuen deutschen Mädchen und der Generationen vorher. Das betrachtete Sample ist nicht repräsentativ, aber unterhaltsam. Dabei wird auch theoretisiert, aber nicht zwanghaft. Man muss nicht alles ergründen wollen.
Am Anfang berichten die Girls von ihrem Liebes- oder besser gesagt Triebleben. Kann man daraus etwas lernen? Nicht viel. Wir Schimpansen bleiben Schimpansen, auch wenn wir nach einem tieferen Sinn im Leben suchen. Die Autorinnen hatten eine Folge von Affären - nicht nur in Berlin -, von denen sie ein paar exemplarisch vorführen. Das war noch nicht einmal serielle Monogamie, aber zumindest dürfte in jeder der Beziehungen immer klar gewesen sein, ob man Hauptfrau oder Kebsweib war. So viel Struktur muss sein.
Noch bösartiger als unter Alice Schwarzer konnte der Feminismus wohl nicht mehr werden. Aber es geht offenbar immer noch eine Nummer inhaltsleerer.
Labels: Bücher, Feminismus, Mädchen, Triviales
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