Freitag, November 23, 2007

"Feministischer Kreuzzug"

Im aktuellen "Tagesspiegel" äußert sich Mark Terkessidis sehr kritisch zum Umgang der Feministinnen mit der muslimischen Frau. Ein Auszug:

Eine Koalition aus Ex-Feministinnen, an der Spitze Alice Schwarzer, bestimmten Organisationen wie Terre des Femmes und einer Reihe von „authentischen“ Gewährsfrauen türkischer Herkunft wie Necla Kelek befindet sich seit einiger Zeit zusammen mit konservativen Politikern und Publizisten auf einem Kreuzzug zur Befreiung der „muslimischen Frau“ aus den Fängen eines unterdrückerischen, islamisch geprägten Patriarchats.

Für Alice Schwarzer war schon nach dem 11. September 2001 alles klar. In dem von ihr herausgegebenen Sammelband „Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz“ war die „aufgeklärte Welt“ fast verloren: Lehrerinnen mit Kopftuch, einheimische Islamkonvertiten und der Zentralrat der Muslime, sie alle schienen an einem neuen 1933 zu stricken. Und mit der Unterdrückung der Frau fange es an, meinte Schwarzer.

Nicht minder schrill waren die Töne in den Debatten über „Ehrenmord“ und „Zwangsheirat“. Muslimische Frauen, so hieß es, würden gezwungen, in „Parallelgesellschaften“ außerhalb „unseres Rechtssystems“ zu leben.

Wenn Frauen mit Migrationshintergrund bei Diskussionsveranstaltungen darauf hinwiesen, dass solche Vorstellung übertrieben sei und die Lage differenzierter, dann mussten sie sich von einheimischen Frauenrechtlerinnen oftmals als Büttel von Patriarchat und Islamismus beschimpfen lassen. Als Kronzeuginnen fungierten Autorinnen wie Serap Cilelei, Seyran Ates oder eben Kelek, die primär mit Erzählungen aus der eigenen Biografie zu „Expertinnen“ avancierten. Unterdessen gibt es eine ganze Industrie, die populäre Literatur über die geschundene Muslima produziert.


Über diese neue Industrie des Frauen-Bedauerns hatte vor drei Wochen bereits die "Neue Zürcher Zeitung" geschrieben:

Es irritiert schon ein wenig, dass bestenfalls ein Dutzend der 69 Titel versuchen, abseits der Schreckensszenarien Aufklärung zu liefern. (...) Zwar ist es notwendig, Missstände aufzuzeigen. Doch genauso wäre es Aufgabe der Verlage, dem Leser zu zeigen, dass dies nur ein Teil der Wahrheit ist, und ihm das Wissen an die Hand zu geben, dies einzuordnen. Dies jedoch tun nur wenige der 69 Bücher.


Hier findet man den kompletten Artikel des "Tagesspiegel" von heute.

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