Samstag, Dezember 16, 2006

Schwarzer schlägt Engelke als Nachfolgerin vor

Seit Jahren fragt sich so mancher, ob es für die olle Alice mit ihren 64 Jahren nicht auch langsam mal Zeit wird, in Rente zu gehen. Die Vorstellung allerdings, sie könne beispielsweise Thea Dorn als Nachfolgerin ernennen, mag auch nicht jedem behagen. Stattdessen warf Schwarzer gestern einen überraschenden Namen in den Ring: Anke Engelke.

Engelke, die immer wieder positiv von der „Emma“ gefeatured wird und auch sonst in einer herzlichen Beziehung zu Alice Schwarzer steht, wollte eine Schwarzer-Nachfolgeschaft indes noch nicht bestätigen. Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge erklärte sie:

Sie sei sowohl dem Heft als auch Schwarzer sehr verbunden und eine treue Leserin (...). Zudem verkörpere sie einiges von dem, was gesellschaftlich eigentlich gar nicht funktionieren könne. Sie sei Mehrfachmutter, berufstätig, mal mehr, mal weniger erfolgreich und in der Außenwahrnehmung eine „recht schillernde Person“, also ein Vorbild. Für manches Mädchen oder junge Frau sei sie nicht ganz unwichtig, weil diese bewusst wahrnähmen, was sie denn mache, sagte Engelke. Daher engagiere sie sich auch stark in der Kinder- und Jugendarbeit. Davon wolle sie aber nicht viel erzählen, damit sich diese Kinder nicht benutzt fühlten.


Hm, ob jetzt jede "schillernde Person" automatisch ein vorbild ist, weiß ich nicht, aber immerhin stünde dann an der Spitze der "Emma" eine Frau, die sich und ihre Geschlechtsgenossinnen auch ironisch sehen kann. Für mich persönlich wäre es ohnehin reizvoll, es mit einer „Emma“-Chefin zu tun zu haben, mit der ich per Du bin, seit ich mich ihr vor zig Jahren, noch zu „Wochenshow“-Zeiten, mal als Groupie angeboten hatte. (Leider musste Anke mir damals mitteilen, sie selbst sei zwar schon ausgebucht, aber ihr Kollege Ingolf Lück sei für diese Idee zu haben. Daran hatte ich dann aber nicht so arges Interesse.)

Apropos Verhaltensauffälligkeiten - auch von Alice Schwarzer kommen mal wieder Bemerkungen, über die man sich nur wundern kann:

Eine Zeitschrift wie „EMMA“ habe (...) auch heute noch ihre Berechtigung. Getrotzt werden müsse Frauen wie Eva Herman, die kürzlich mit ihrem Buch „Das Eva-Prinzip“ für Wirbel gesorgt hatte, in dem sie behauptete, Frauen seien für die Hausarbeit besser als Männer geeignet. „Das Spiel, das man Frauen Frauen zwischen die Füße wirft, geht weiter“, kommentierte Schwarzer. Ein Mann jedenfalls hätte Hermans Buch nicht schreiben und veröffentlichen können. „Nur mit einer hübschen blonden Frau, die man aus dem Fernsehen kennt, kommt bei solch einem Thema Spannung raus“, sagte Schwarzer.


Verzeihung, aber wer „wirft“ hier eigentlich mit Frauen? Ist es für Alice Schwarzer heute noch undenkbar, dass eine Frau eine komplett entgegengesetzte Einstellung als Schwarzer selbst hat, ohne vom bösen Patriarchat gehirngewaschen oder manipuliert zu sein? Steckt hinter jedem weiblichen Widerspruch nur eine böse Verschwörung der Männerwelt? Ach, Alice!

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