Freitag, Dezember 19, 2025

Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will mehr für Frauengesundheit tun

1. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat angekündigt, mehr gegen eine ungerechte Behandlung von Frauen und Männern in der Medizin tun und diese sogenannte "Gender Health Gap" schließen zu wollen. Bevor man als Männerrechtler anfängt zu jubeln: Tatsächlich will die Ministerin mehr für die Gesundheit von Frauen tun:

Frauen würden unter anderen Symptomen als Männer leiden, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklärte sie. "Medikamente wirken im weiblichen Körper anders als im männlichen. All das wird auch noch viel zu wenig im Medizinstudium und in der ärztlichen Ausbildung berücksichtigt. Wir müssen diese Wissenslücke schnellstmöglich schließen", so die CDU-Politikerin.

Im Bundesgesundheitsministerium gebe es einen Fördertopf mit 11,5 Millionen Euro bis 2029, um Forschungsvorhaben für eine bessere Versorgung von Frauen voranzutreiben. "Weitere Mittel stehen im Forschungsministerium von Dorothee Bär zur Verfügung, um Forschungsprojekte zu fördern. Mir geht es aber auch politisch darum, typisch weibliche Erkrankungen oder Einschränkungen etwa durch Regelschmerzen, die Folgen von Endometriose oder der Menopause zu adressieren", sagte Warken.


Von Herzen egal ist der Ministerin offenkundig die Gesundheitslücke zu Lasten von Männern. Obwohl Männer eine mehrere Jahre kürzere Lebenserwartung haben, insbesondere eine höhere Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Suiziden fließen weit weniger Mittel in Männer- als in Frauengesundheit. Während Frauengesundheit (z. B. Brustkrebs-Screening) stark gefördert wird, fehlen vergleichbare Programme für männertypische Risiken. Eine geschlechtergerechte Medizin, wie sie etwa die Stiftung Männergesundheit fordert, sollte beide Seiten berücksichtigen, um Ungleichheiten abzubauen, bis die Lebenserwartung angeglichen ist.



2. Die Wiener Zeitung beschäftigt sich mit der wachsenden Gewalt unter jungen Mädchen –unter einer Überschrift, die diese Gewalt rechtfertigt: "Lieber Täterin als immer nur Opfer". In dem Beitrag heißt es:

Bei straffälligen Mädchen und jungen Frauen bis Anfang 20 beobachtet der Verein ["Neustart"] eine Zunahme an Gewaltdelikten. Laut Nikolaus Tsekas, Leiter von Neustart Wien, gibt es dafür verschiedene mögliche Erklärungen: "Eine ist, dass im Zuge der zunehmenden Gleichstellung auch bei jungen Frauen eine Haltung entsteht, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen – also nicht erst zu reagieren, wenn ihnen Gewalt widerfährt, sondern selbst aktiv zu werden."


Eine Frau, die Gewalt ausübt, übt sich nach dieser Lesart lediglich in vorausschauender Verteidigung: Sie schlägt sicherheitshalber zu, bevor der Gegenüber auf die Idee kommen könnte, selbst zum Schlag auszuholen. Kluge Frauen.

In Gruppen übernehmen weibliche Jugendliche laut Tsekas in Einzelfällen eine Art Führungsrolle: "Möglicherweise, um sich in einer testosterongeprägten Umgebung zu behaupten." Bei Jugendlichen, so auch bei Mädchen, die selbst Gewaltopfer sind, bestehe eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass sie selbst gewalttätig werden – ein Teufelskreis. "Diesen Aspekt muss man in der Prävention und Aufarbeitung sehr ernst nehmen", erklärt der Sozialarbeiter im Gespräch mit der WZ.


Klar. Wer ist noch nicht auf die Idee gekommen, einem anderen die Faust in die Fresse zu ballern, wenn das gesamte Umfeld testosteronverseucht ist? Da MUSS man ja aggressiv werden.



3. Eine neue Studie zeigt, dass sexistische Verhaltensnormen wie "Jungen weinen nicht" eher von Müttern vermittelt werden als von Vätern.



4. Selbst bei der New York Times hat man inzwischen kapiert, dass in unserer Gesellschaft weiße Männer diskriminiert werden. Ausgangspunkt des Artikels ist die wehklagende Frage vieler Linker, warum sie von jungen Männern nicht mehr unterstützt werden, was als "Radikalisierung" wahrgenommen wird:

Es gibt viele Erzählungen, die man hierzu anbieten kann. Junge Konservative sind überwiegend Männer, also kann man über männliche Schwierigkeiten in einer postindustriellen Wirtschaft sprechen oder darüber, wie die Polarisierung zwischen Männern und Frauen sexuelle Frustration zu einem Motor der Radikalisierung macht. Junge Konservative sind außerdem stark im Netz verankert, sodass man Tech-Oligarchen und ihre Algorithmen verantwortlich machen kann oder gleich das Internet insgesamt als Maschine des Pessimismus darstellt. Man kann Präsident Trump die Schuld geben, postliberalen Philosophen, rassistischen Podcastern. Man kann die Desillusionierung junger Männer in größere Erzählungen einbetten – die Krise des postkalten-kriegerischen Liberalismus, die Ära schlechter wirtschaftlicher Stimmung, die Covid eingeläutet hat, oder das Gefühl menschlicher Überflüssigkeit unter digitalen Bedingungen.

(…) Doch manchmal hilft eine engere, stärker materielle Analyse. Über etwa ein Jahrzehnt hinweg schienen unter den Bedingungen von Wokeness und "racial reckoning" bestimmte zentrale amerikanische Institutionen jüngere weiße Männer systematisch bei Einstellung, Förderung und Aufstieg zu benachteiligen. Dabei formten diese Institutionen eine Kohorte, die konkrete, wirtschaftliche, materielle Gründe hatte, das bestehende System und seine Werte als eine rassisch motivierte Verschwörung gegen ihre Interessen zu betrachten. (…) Es geht um Arbeitsplätze, berufliche Chancen und das Gefühl, dass einem eine Tür vor der Nase zugeschlagen wurde oder schon verschlossen war, bevor man sie überhaupt erreichen konnte.

Die materielle Erfahrung einer offenbar gegen Weiße gerichteten Diskriminierung ist Thema von Jacob Savages neuem Essay für das Magazin Compact mit dem Titel "The Lost Generation", den ich allen Lesern empfehle – besonders jenen, die glauben, die woken Jahre seien ausschließlich von wolkiger ideologischer Rhetorik und ermüdenden Propagandaschulungen geprägt gewesen, die kaum praktische Folgen hatten. Savage argumentiert, dass die Effekte der Ära von Diversity, Equity and Inclusion ausgesprochen materiell und praktisch waren: In einem breiten Spektrum elitärer Berufe, von der Wissenschaft über den Journalismus bis zur Unterhaltungsindustrie, habe das neue System deutlich verändert, wer eingestellt und befördert wurde, indem es offenbar jüngere weiße Männer benachteiligte.

(…) "Wenn man an Privilegien gewöhnt ist, fühlt sich Gleichheit wie Unterdrückung an." Dieser Satz war das Schlagwort der Zeit und implizierte, jede Behauptung von Anti-Weißen-Diskriminierung sei lediglich eine verbitterte Reaktion auf eine längst überfällige Korrektur der Verhältnisse. Der wichtigste Teil von Savages Argumentation ist jedoch der Einsatz von Daten, die nahelegen, dass es sich nicht bloß um subjektive Wahrnehmung handelte, sondern um reale Diskriminierung, die zu Einstellungsmustern führte, die auf Ausgleich zielten und nicht auf bloße Gleichbehandlung.


Die New York Times erzählt nun die Fakten und Argumente des genannten Artikels nach, den ich aus gutem Grund hier auf deutsch vorgelegt habe. Darauf aufbauend vertritt die Zeitung eine maskulistische Position:

Ein weiterer Einwand könnte sein, dass über die gesamte amerikanische Geschichte hinweg Diskriminierung in die andere Richtung verlief, und wenn die vergangenen zehn Jahre für eine bestimmte Gruppe weißer Männer unfair waren, dann sind Revolutionen nun einmal etwas chaotisch, und Erfolg ist kein naturgegebenes Geburtsrecht.

Doch selbst wenn man das moralische Problem kollektiver Bestrafung beiseitelässt – ist ein junger weißer Mann, der 2020 eine akademische Stelle anstrebt, verantwortlich für das Verhalten weißer Männer im Jahr 1960? – und auch die rechtliche Frage der Diskriminierung nach Hautfarbe und Geschlecht ausklammert (was schon arg happig ist!), bleibt das politische Problem: Dieser spezielle Revolutionsversuch hat eine Gruppe potenzieller Gegenrevolutionäre hervorgebracht, die eine klare materielle Beschwerde gegen das gesamte System hat, insbesondere gegen dessen Anspruch moralischer Überlegenheit in Fragen der Hautfarbe.

(…) Das Heilmittel gegen jene Form politischen Pessimismus, die speziell junge weiße Männer betrifft, liegt nicht ausschließlich in ihrem Innenleben. Mehr junge männliche Moderat-Konservative und Reagan-Anhänger – mehr Typen mit einem Anteil am liberalen Ordnungsmodell und einer Immunisierung gegen Paranoia und Pessimismus – ließen sich womöglich durch ein schlichtes und theoretisch linksliberales Mittel gewinnen: sie einfach nicht zu diskriminieren.


Wenn selbst die New York Times den Verzicht auf Diskriminierung als nur noch "theoretisch" linksliberal kenntlich macht, erklärt das sehr gut, wie es zur Misere der Linken gekommen ist. Immerhin freut es mich, dass meine Forderungen nach nur 25 Jahren auch dort angekommen sind.

(Sorry für meinen Sarkasmus, aber diese zähe Lern- oder auch nur Diskussionsbereitschaft von Politik und Medien nervt hart. Männerrechtler dürfen in deutschen Leitmedien ja kaum Positionen vertreten, die in den US-Medien längst im Mainstream angekommen sind.)



5. Die britische Tageszeitung Telegraph hinterfragt die Dämonisierung von Jungen im Schulunterricht:

Als Jess Phillips, die für Schutzkonzepte zuständige Ministerin, von Nick Ferrari auf LBC Radio gefragt wurde, welches Verhalten ein Elfjähriger zeigen müsse, um eine Intervention auszulösen, war sie reich an Übertreibungen und arm an Details. Sie sprach von einer "wachsenden" Epidemie von Frauenfeindlichkeit im Klassenzimmer, die so ernst zu nehmen sei wie Messerkriminalität, und erklärte: "Ich werde Lehrern nicht die einfachten Dinge beibringen."

Wirklich? Labour hat sich davon noch nie abhalten lassen. Der Gesetzentwurf zum Kindeswohl und zu Schulen tut genau das, indem er Schulen, die Dinge anders handhaben – etwa indem sie Bildschirme im Unterricht verbieten –, Autonomie entzieht.

Wie jede Mutter eines Teenagers sorge ich mich um toxische Männlichkeit. Jungen jedoch als pornoversessene "Raubtiere in Wartestellung" zu behandeln, ist nicht die Antwort. Die schräge Figur in "Adolescence" sollte als Ausnahme gelten, nicht als Regel. Die meisten jungen Männer sind keine Incels, die Gewalt gegen ihre Mitschülerinnen planen. Sie albern herum und versuchen, Mädchen anzuziehen statt sie zu vergraulen.

Jungen zu dämonisieren macht aus ihnen keine guten Männer. Im Gegenteil: Es treibt sie womöglich zu schlechten – genau deshalb hat Tate Millionen damit verdient, das Gefühl junger Männer auszubeuten, missverstanden und ungerecht behandelt zu werden.

Mein 15-jähriger Sohn ist das, was man einen Alpha-Typ nennen könnte: Er mag Fußball, Boxen und Sprücheklopfen. Zugleich wurde er so erzogen, dass er seine Mutter und seine zwei Schwestern respektiert. Das hat ihm nicht die Schule beigebracht, sondern wir. Tate hat vor ein paar Jahren zwar Wellen geschlagen, doch Generation Z ist sprunghaft. Dank der durch soziale Medien befeuerten Aufmerksamkeitsstörung wenden sie sich schnell Neuem zu. Als ich meinen Sohn fragte, was er von dem glatzköpfigen, zigarrenrauchenden Vergewaltigungsverdächtigen halte, sagte er, Tate sei "ein Lappen", also ein Loser. Viel mehr interessieren ihn YouTuber wie die Sidemen, deren Sketche, Challenges und Gaming-Kommentare das liefern, was Jungen immer wollten: etwas zu lachen. Tate ist im Vergleich dazu so unterhaltsam wie seine Rohkost-Eier-Diät.

(…) Ja, extreme Pornografie ist ein Problem. Ebenso "Sexfluencerinnen" wie Bonnie Blue und Lily Phillips, die Gangbangs normalisieren. Doch wie Tate sind sie Symptome, nicht Ursachen.

Die tiefere Wahrheit ist, dass zu viele Jungen ohne Anleitung, Disziplin oder Sinn aufwachsen. Labours Reflex ist stets staatliches Eingreifen, statt familiäre Stabilität, elterliche Verantwortung und positive männliche Vorbilder zu fördern.

Wir müssen aufhören, Männlichkeit als Problem zu behandeln, das es zu lösen gilt, und anfangen, sie als Stärke zu begreifen, die gepflegt werden sollte. Während das vergangene Jahrhundert zu Recht enorme Fortschritte bei den Rechten und Lebenslagen von Frauen gebracht hat, sind es nun Jungen, die zurückfallen – vom Kindergarten bis zur Universität.

Seit der Pandemie ist die Zahl der 16- bis 24-jährigen Männer, die weder in Ausbildung noch in Arbeit sind, um erschreckende 40 Prozent gestiegen, verglichen mit nur sieben Prozent bei Frauen, so der Bericht "Lost Boys" des Centre for Social Justice. Jungen stellen knapp zwei Drittel der arbeitslosen 16- bis 24-Jährigen. Annähernd drei Viertel der Menschen, die sich im Vereinigten Königreich das Leben nehmen, sind Männer; Suizid ist weiterhin die häufigste Todesursache bei Männern unter 50. In den Jahren 2022/23 machten Jungen 87 Prozent der Tötungsopfer im Alter von 16 bis 24 aus, und neun von zehn Opfern jugendlicher Gewalt waren männlich. 96 Prozent der Gefängnispopulation in England und Wales sind Männer.

Zugleich wachsen 2,5 Millionen Kinder im Vereinigten Königreich ohne Vater auf. Wenn die Regierung wirklich Frauenfeindlichkeit und Gewalt bekämpfen will, sollte die Intervention hier ansetzen – nicht erst in dem Moment, in dem Jungen Tates verzerrtes Weltbild übernehmen.




6. In einem weiteren Artikel berichtet der Telegraph über die erfolgreiche Diskriminierungsklage eines Mitarbeiters des britischen NHS (National Health Service). Ein Arbeitsgericht hatte ihm eine Entschädigung zugesprochen, weil er aufgrund seines Geschlechts einem größeren Risiko ausgesetzt wurde als seine Kolleginnen. Dem Gericht zufolge setzte ihn der NHS ihn bei der Betreuung gewalttätiger Patienten ausschließlich deshalb ein, weil er ein Mann war. Der Fall gelte als Beispiel dafür, dass der NHS systematisch Männer für gefährlichere Aufgaben aussucht, beispielsweise die Versorgung oder Sicherung von Patienten, die als potenziell gewalttätig gelten. Diese Zuweisung beruhe nicht auf einer individuellen Risikoabwägung, sondern allein auf dem Geschlecht des Mitarbeiters.



7. Wie die britische Tageszeitung Guardian berichtet, führt die südafrikanische Regierung Gespräche mit Russland, um 17 südafrikanische Männer zurückzuholen, die offenbar getäuscht wurden und nun in der Ukraine im Krieg für russische Streitkräfte kämpfen. Den Berichten zufolge wurden die Männer – teils zusammen mit zwei Botswanern – im Juli mit falschen Versprechungen rekrutiert. Sie sollen informiert worden sein, sie würden Körperschutz-Training oder eine Weiterbildung erhalten, etwa als Leibwächter für eine politische Partei. Stattdessen landeten sie im russischen Militärdienst an der Front in der Ostukraine. Einige Männer haben nach Angaben ihrer Angehörigen Notrufe abgesetzt und berichten von schwerer Lage und Misshandlungen an der Front.



8. 343 Frauen haben Strafanzeige gegen Brigitte Macron erstattet, weil sie sich in einem privaten Gespräch abfällig über verleumderische Feministinnen geäußert hatte.



9. Die Times of Israel beschäftigt sich Monique Dietvorst mit dem sturen Übergehen des Leids afghanischer Jungen:

Wenn westliche Aktivisten über Geschlechterfragen in Afghanistan sprechen, richtet sich der Blick fast immer auf Mädchen.

Dieser Fokus ist wichtig – Mädchen in Afghanistan sind Diskriminierung, Zwangsheirat und dem Entzug grundlegender Bildung ausgesetzt. Ihre Lage verdient weltweite Aufmerksamkeit.

Doch es gibt eine andere Realität, über die kaum jemand spricht: Auch Jungen sind Opfer sexueller Ausbeutung, von Zwangsarbeit und Menschenrechtsverletzungen – sie bleiben jedoch im westlichen Aktivismus weitgehend unsichtbar.

In Afghanistan werden Jungen oft nicht als Kinder gesehen, die Schutz brauchen, sondern als "junge Männer", die für ihre Familien sorgen müssen, selbst wenn sie noch Kinder sind. Manche werden zu gefährlicher Arbeit gezwungen, andere zur sexuellen Ausbeutung – im Austausch gegen Geld, Schutz oder schlichtes Überleben.

Sie sind Kinder – und doch wird ihr Leid so behandelt, als falle es außerhalb des "Gender-Blicks".

(…) Menschenrechtsorganisationen haben Fälle dokumentiert, in denen Jungen von Netzwerken ausgebeutet werden, die von einflussreichen Personen kontrolliert werden. Die Praxis ist bekannt, wird jedoch selten infrage gestellt, weil die Opfer zu jung, zu verängstigt und zu isoliert sind, um zu sprechen.

Ein bekanntes Beispiel drang nur deshalb ins westliche Bewusstsein, weil ein US-Marine sich weigerte zu schweigen.

Während seines Einsatzes in Afghanistan hörte er wiederholt den Missbrauch eines kleinen Jungen in einem nahegelegenen Gebäude. Er meldete dies seinen Vorgesetzten, die ihm sagten, er solle es ignorieren – es sei "deren Kultur" und kein Gegenstand militärischen Eingreifens. Der Marine konnte diese Antwort nicht akzeptieren und griff körperlich ein, um den Missbrauch zu stoppen. Das Kind starb später an seinen Verletzungen, nachdem es mehrere Nächte an ein Bett gekettet worden war, während ein afghanischer Mann es missbrauchte. Das Kind war acht Jahre alt, seiner Mutter entführt und an ein Bett gekettet worden, um sexuell benutzt zu werden. Während der Marine dies im Nachbarzelt mitanhören musste, wurde ihm gesagt, das sei "deren Kultur".

Statt Unterstützung erhielt er Disziplinarmaßnahmen und wurde aus dem Dienst entfernt.

Die Frage ist nicht, ob er das Protokoll befolgt hat. Die Frage ist: Wie sind wir an einen Punkt gelangt, an dem der Missbrauch eines Kindes als "kulturell" abgetan wird – und sein Stoppen als falsches Handeln gilt?

Dieser Vorfall brachte eine unbequeme Wahrheit ans Licht: Unsere internationalen ethischen Maßstäbe geraten aus dem Lot, wenn wir selektiv entscheiden, welche Opfer zählen.

In westlichen Institutionen besteht eine starke Tendenz, globale Menschenrechtsfragen durch ein feministisches Raster zu betrachten, das auf die Probleme von Mädchen und Frauen zugeschnitten ist. Dieses Raster hat Leben gerettet und reale Veränderungen bewirkt.

Doch wird derselbe Blickwinkel ohne Anpassung auf Kontexte wie Afghanistan angewandt, verschwinden Jungen aus dem Sichtfeld.

Sie passen nicht in das erwartete Narrativ von Verletzlichkeit. Man nimmt an, ihr Geschlecht schütze sie – selbst wenn sie Kinder sind.

Als ich versuchte, die Situation ausgebeuteter Jungen mit einer großen Entwicklungsorganisation (Plan Canada) zu besprechen, in der Hoffnung, den Ansatz über ein einziges ideologisches Raster hinaus zu erweitern, wurde das Treffen abgesagt. Das Thema war unbequem, und die Vorstellung, dass Jungen Opfer sein können, passte nicht in das etablierte Advocacy-Modell.


Wegen diesem himmelschreienden Sexismus wird "Plan" seit vielen Jahren von Männerrechtlern kritisiert.

Wenn Engagement nur auf Leid reagieren kann, das seinen Erwartungen entspricht, dann ist es ein Engagement für sich selbst – nicht für die Kinder, die es brauchen.

(…) Dieses Thema ist kein Angriff auf den Feminismus. Es ist ein Einwand gegen enge Deutungsrahmen, die das Leiden von Jungen unsichtbar machen.

Ein echter menschenrechtlicher Ansatz wählt Opfer nicht nach Geschlecht aus – er schützt Kinder, alle Kinder, überall.

Das bedeutet:

* Missbrauch an Jungen zu dokumentieren, nicht zu verdrängen

* Überlebende würdevoll und anonym zu unterstützen

* humanitäre Helfer darin zu schulen, Jungen als Opfer zu erkennen

* schädliche Praktiken zu hinterfragen, ohne ganze Kulturen zu verwerfen

* Stimmen aus Afghanistans eigenen Gemeinschaften in den Mittelpunkt zu stellen

Wenn unsere moralische Architektur das leidende Kind wegen seines Geschlechts nicht sehen kann, dann ist das keine Gerechtigkeit – sondern eine Präferenz.

Wenn die Welt den Missbrauch von Jungen ignoriert, senden wir eine Botschaft: Manche Kinder zählen, andere nicht.

Diese Botschaft richtet lebenslangen Schaden an. Sie lässt Jungen isoliert, traumatisiert und ungeschützt zurück. Sie verzerrt auch die Zukunft, denn Kinder, die mit unbehandeltem Missbrauch aufwachsen, tragen unsichtbare Narben ins Erwachsenenleben.

Der Schutz von Mädchen darf niemals auf Kosten der Ignoranz gegenüber Jungen gehen. Wir müssen uns nicht für eine Gruppe entscheiden – wir müssen unsere Empathie erweitern.

Um Ausbeutung zu beenden, müssen wir bereit sein, das ganze Bild zu sehen. Und manchmal bedeutet das, die Annahmen unserer eigenen Engagementbewegungen zu hinterfragen, selbst wenn es unbequem ist.

Denn Unbehagen kann der Anfang von Wahrheit sein.




10. "Zimbabwe muss anerkennen, dass Frauen Männer und Jungen vergewaltigen" fordert die Exil-Zeitung "The Zimbabwean". (In Simbabwe unterliegen Medien starken staatlichen Restriktionen.) Der Autor argumentiert ähnlich, wie ich das tue:

Ein aktueller Fall vor dem Regionalgericht in Harare, in dem eine Frau beschuldigt wird, einen 16-jährigen Jungen sexuell missbraucht zu haben, hat eine unbequeme, aber längst überfällige nationale Debatte neu entfacht: über Vergewaltigung, Einwilligung und die eklatanten Doppelstandards, die im simbabwischen Recht und in gesellschaftlichen Einstellungen verankert sind.

Während das Verfahren noch läuft und für die Angeklagte die Unschuldsvermutung gilt, legt die öffentliche Diskussion, die der Fall ausgelöst hat, eine tief verwurzelte Fehlannahme offen, die Männern und Jungen seit Jahrzehnten Gerechtigkeit verweigert: den Glauben, eine Frau könne einen Mann nicht vergewaltigen, weil sexuelle Penetration eine Erektion erfordere – und eine Erektion als Zeichen von Zustimmung gelte.

Nach simbabwischem Recht ist Vergewaltigung so definiert, dass Täter faktisch auf Männer und Opfer auf Frauen beschränkt werden. Wenn Frauen Männer oder Jungen sexuell verletzen – selbst dort, wo Gewalt, Zwang oder Penetration behauptet werden –, wird die Tat zu sexueller Nötigung oder schwerer unsittlicher Handlung herabgestuft.

Diese Differenz ist nicht bloß sprachlicher Natur. Sie spiegelt ein grundlegendes Missverständnis männlicher Biologie und Psychologie wider, das männliches Leid verharmlost und Missbrauch stillschweigend legitimiert. Sie festigt den Mythos, Männer und Jungen seien immer willige Teilnehmer an sexuellen Handlungen und könnten von Frauen nicht verletzt werden.

Die Annahme, auf der diese Ungerechtigkeit beruht, ist wissenschaftlich falsch. Die Medizin hat seit Langem festgestellt, dass Erektionen und Ejakulationen nicht allein durch sexuelles Begehren oder bewusste Zustimmung gesteuert werden. Sie werden weitgehend vom autonomen Nervensystem und spinalen Reflexen kontrolliert. Urologen und Neurologen zufolge kann eine Erektion als reflexartige Reaktion auf körperliche Stimulation, Angst, Panik, Stress oder Bedrohung auftreten. Dafür braucht es weder Anziehung noch Einwilligung oder emotionale Bereitschaft. Es handelt sich um dasselbe Nervensystem, das unwillkürliche Reaktionen wie Schwitzen, erhöhten Herzschlag oder Zusammenzucken bei Gefahr auslöst.

Forschungsergebnisse aus anerkannten medizinischen und psychologischen Fachzeitschriften zeigen übereinstimmend, dass männliche Opfer sexueller Gewalt während eines Übergriffs unwillkürliche Erektionen oder sogar Ejakulationen erleben können. Der klinische Psychologe Dr. Michael Seto, der umfangreich über männliche sexuelle Viktimisierung publiziert hat, betont, dass es sich dabei um "automatische physiologische Reaktionen" handelt, die "häufig fälschlich als Beweis für Zustimmung interpretiert werden, obwohl sie vollständig unwillkürlich sind".

Auch die American Psychological Association warnt ausdrücklich davor, körperliche Erregung während sexueller Gewalt mit Begehren oder Einwilligung zu verwechseln.

(…) Studien zu männlichen Vergewaltigungsüberlebenden, veröffentlicht unter anderem in den Fachmagazinen "Archives of Sexual Behavior" und im "Journal of Interpersonal Violence", zeigen, dass viele Betroffene den Missbrauch jahrelang nicht melden oder nie anzeigen – gerade weil sie durch die Reaktion ihres eigenen Körpers verunsichert sind und befürchten, man werde ihnen nicht glauben. Viele berichten, von Gleichaltrigen oder sogar von Behörden zu hören bekommen zu haben, sie müssten es "gewollt" oder "genossen" haben, weil ihr Körper reagiert habe.

Sozialwissenschaftliche Forschung zu sogenannten "Mythen über männliche Vergewaltigung" zeigt, wie weit verbreitet und schädlich diese Vorstellungen sind. Studien aus Großbritannien, den USA und Australien belegen, dass große Teile der Bevölkerung glauben, ein Mann könne von einer Frau nicht vergewaltigt werden oder eine Erektion bedeute automatisch Zustimmung.

Diese Überzeugungen beeinflussen nachweislich polizeiliche Haltungen, Entscheidungen von Staatsanwaltschaften und die Urteilsfindung von Geschworenen. Männlichen Anzeigenden wird häufiger misstraut, sie werden verspottet oder abgewiesen – besonders dann, wenn die mutmaßliche Täterin eine Frau ist.

Das erinnert unheimlich an einen anderen Mythos, der einst das öffentliche Denken dominierte: den Glauben, eine Frau könne durch eine Vergewaltigung nicht schwanger werden, weil Stress angeblich eine Empfängnis verhindere. Diese Behauptung wurde jahrzehntelang genutzt, um Überlebende zu diskreditieren und Täter zu schützen. Die Medizin hat sie schließlich widerlegt, und die Gesellschaft musste sich der Grausamkeit und Unwissenheit hinter dieser Annahme stellen. Heute würde kaum jemand behaupten, eine Schwangerschaft beweise Zustimmung. Und doch halten wir an einer ebenso unbegründeten Vorstellung fest, wenn es um männliche Opfer und Erektionen geht.

Der aktuelle Gerichtsfall zeigt, wie gefährlich dieser Mythos ist. Ein 16-jähriger Junge gibt an, überwältigt, gefesselt, angebunden und zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein. Doch weil die mutmaßliche Täterin eine Frau ist, lautet die Anklage auf schwere unsittliche Handlung und nicht auf Vergewaltigung. Die implizite Botschaft lautet: Was ihm widerfahren ist, sei weniger gewalttätig, weniger traumatisch und weniger würdig der vollen rechtlichen Verurteilung. Diese Botschaft richtet realen Schaden an – nicht nur bei diesem Betroffenen, sondern auch bei unzähligen stillen Opfern, die aus dem Verborgenen zuschauen.

Sexuelle Gewalt dreht sich nicht ausschließlich um körperliche Stärke. Es geht um Macht, Kontrolle, Angst und Zwang. Frauen können und üben Macht über Männer und Jungen aus – durch Altersunterschiede, Autorität, Manipulation, Drohungen, Fesselung oder die Ausnutzung von Verletzlichkeit.


Ein Wiener Sozialarbeiter könnte hier einwenden, dass solche Frauen womöglich "nicht erst reagieren, wenn ihnen Gewalt widerfährt, sondern selbst aktiv werden". Wir hätten es dann also mit vorbeugenden Vergewaltigungen zu tun. Außerdem müssen die armen Dinger sich ja irgendwie "in einer testosterongeprägten Umgebung behaupten".

Forschung zur Viktimisierung männlicher Jugendlicher zeigt, dass Jungen besonders anfällig für Missbrauch durch ältere Frauen sind, zugleich aber am seltensten geglaubt oder unterstützt werden. Wenn schon das Gesetz selbst an ihrer Opferrolle zu zweifeln scheint, wird Schweigen zur sichereren Option.

Simbabwe kann nicht glaubwürdig behaupten, sexuelle Gewalt bekämpfen zu wollen, solange Gesetze und Einstellungen bestehen, die männlichen Opfern volle Anerkennung verweigern. Vergewaltigung muss über das Fehlen von Einwilligung definiert werden – nicht über das Geschlecht des Täters oder die physiologische Reaktion des Opfers. Polizei, Staatsanwaltschaften und Richter müssen in den Grundlagen sexueller Reaktionsmechanismen und Traumata geschult werden. Die Öffentlichkeit muss verstehen, dass Erektionen und Ejakulationen kein Beweis für Zustimmung sind, sondern Reflexe, die selbst in Todesangst auftreten können.

Männer und Jungen verdienen eine Stimme. Ihr Schmerz ist real, ihr Trauma legitim, ihr Anspruch auf Gerechtigkeit gleichwertig. Solange wir die Mythen nicht abbauen, die sie zum Schweigen bringen, und die Gesetze nicht reformieren, die sie an den Rand drängen, werden wir weiterhin Täter schützen und Opfer verraten. Eine Gesellschaft, die sexuelle Gewalt wirklich verurteilt, muss dies ohne geschlechtsspezifische blinde Flecken tun. Alles andere ist keine Gerechtigkeit – sondern Diskriminierung im Gewand der Tradition.




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