Montag, Mai 12, 2025

Berliner Zeitung: "Bei der Kinderbetreuung endet die Emanzipation"

1. Ein Gastbeitrag in der Berliner Zeitung beschäftigt sich mit dem überholten Trennungsrecht und seinen Folgen. Ein Auszug:

Etwa die Hälfte aller Paare in Deutschland trennt sich, und etwa die Hälfte dieser Trennungen verläuft konfliktreich. Im deutschen Familienrecht entscheidet de facto die Mutter darüber, wie viel Betreuung der Vater übernehmen darf. Grundlage ist das Betreuungsverhältnis vor der Trennung, in dem die Mutter in der Regel den größeren Anteil übernimmt. Nach der Trennung verfestigt sich diese Struktur meist. Ein echter Neuanfang bleibt aus, obwohl er oftmals notwendig wäre.

Hinzu kommt: In konflikthaften Trennungen wird die Kommunikation zwischen den Eltern oft massiv beeinträchtigt. Ohne funktionierende Abstimmung geraten viele Väter in eine Randrolle, die sie eigentlich nicht anstreben. Die bestehenden juristischen Strukturen verstärken diese Dynamik, statt neue Wege zu öffnen.


Beim Herauskopieren einzelner Absätze für ein Zitat auf diesem Blog wurde dieses Zitat immer länger und länger. Am besten ihr lest stattdessen einfach den kompletten Beitrag.



2. Im Gegensatz dazu ist von dem "Zeit"-Artikel "Gerade die jungen Männer sind ein großes Problem", der über "Maskulinisten" wie Donald Trump, Wladimir Putin und Javier Milei sowie die Männer im Allgemeinen klagt, kein einziger Absatz lesenswert – wohl aber die Kommentare darunter:

Den Männern bzw. Jungen von Kindesbeinen an einzureden, dass sie nicht nur ein, sondern DAS Problem sind, keinerlei positive Perspektive zu bieten und die real vorhandenen Schwierigkeiten wie den Rückstand in der Bildung auf breiter Front einfach komplett zu ignorieren, ist ja vielleicht nicht die allerschlauste Strategie, um Entwicklungen zum Besseren anzustoßen.


Dieser Aufmacher ist nicht ok. Bei keiner anderen gesellschaftlichen Gruppe wäre das ok. Und dann wundert man sich ernsthaft über einen Backlash? Zeigt diese Headline nicht viel eher was das eigentliche Problem ist, nämlich dass die gesellschaftliche Linke jungen Männern heute überhaupt nichts anzubieten hat als permanente Schuldzuweisung, Herabwürdigung und Demütigung?


Statt Gleichberechtigung wollte man Ergebnisgleichheit, welche natürlich im Einzelfall diskriminiert. Und kommen so vielleicht nur noch die toxischen Männer nach oben, die sich das nicht bieten lassen?




3. Offenbar als Reaktion auf Donald Trump streicht der deutsche Softwarekonzern SAP teilweise die Frauenquote:

Das Düsseldorfer "Handelsblatt" berichtete am Samstag unter Berufung auf eine interne Mail des Konzerns, SAP wolle das Ziel nicht mehr fortführen, einen Frauenanteil von 40 Prozent in der Belegschaft zu erreichen. Auch bei der Vergütung des Vorstands solle Geschlechtervielfalt nicht mehr als Bewertungsmaßstab berücksichtigt werden. (…) Dem Bericht zufolge plant SAP (…) weitere Änderungen. So werden bei der Quote des Unternehmens für Frauen in Führungspositionen die USA nicht mehr berücksichtigt.

(…) Die Trump-Regierung dringt seit Monaten bei Unternehmen, aber auch bei Nichtregierungsorganisationen mit USA-Kontakten auf eine Einstellung von Diversitätsinitiativen oder weiteren Aktivitäten, die Einstellungen Trumps zuwiderlaufen. Unter anderem hat sich daraufhin T-Mobile, die US-Tochter der Deutschen Telekom, verpflichtet, solche Programme zu beenden.




4. Trumps Amtsvorgänger Joe Biden hat jetzt erklärt, warum Trump seines erachtens die Wahl gewonnen hat. Demnach lag es nicht zum Beispiel daran, dass Biden, der ursprünglich nur Übergangspräsident sein wollte, erst dann auf seine erneute Kandidatur verzichtet hat als sein Verfall unübersehbar geworden war, so dass Kamala Harris kaum Zeit für den Aufbau einer wirkungsstarken Wahlkampagne hatte. Nein, es lag selbstverständlich daran, dass Harris eine Frau ist.

Er tat das in der Sendung "The View", und wie das verlinkte Video zeigt, umringt von sechs Frauen; vermutlich ist es bei der Zuschauerschaft ähnlich. Insofern war das selbst für Biden noch mal eine Gelegenheit, auf billige Weise Zustimmung zu ernten. Jedoch scheint es auch ihn nicht weiter zu kümmern, dass seine Logik zu der Schlussfolgerung führt, besser keine Frauen als Kandidaten aufzustellen, wenn es um die Präsidentschaft der USA geht.

So sehen es inzwischen tatsächlich die Großspender der Partei: "Immer wenn wir eine Frau aufgestellt haben, haben wir verloren." Nun ja. Es gab andere Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel mussten sich weder Hillary noch Kamala in einem fairen Vorab-Wettbewerb ähnlich qualifizieren wie männliche Kandidaten zuvor, sondern wurden von Partei-Granden mehr oder weniger in ihre Position berufen – nicht zuletzt eben wegen ihres Geschlechts und weil man an Slogans wie "the future is female" fest glaubte.

Bidens Beobachtung, Harris habe während des Wahlkampfs sexistische Attacken erlitten, ist zunächst zwar korrekt: Im Internet und auf Kundgebungen wurde sie mit Spitznamen wie "Cumala" und "Kamalasutra" bedacht, und es gab Wahlkampflogos mit anzüglichen Bildern, darunter eines, bei dem das "H" in "Harris" von einer Frau gebildet wird, die einen Sexualakt vollzieht. Pro-Trump-Verkäufer haben T-Shirts und andere Utensilien mit dem Slogan "Joe and the Hoe Gotta Go" verkauft, und der jetzige Vize-Präsident J.D. Vance klagte, das Land werde von "einem Haufen kinderloser Katzenfrauen" regiert.

Zu all diesem Schwachsinn gab es aber ähnlichen Unfug von der Gegenseite, der Trump als Mann angriff: von aufblasbaren Gummipuppen eines nackten Trump über endlose Scherze über seine angeblich "kleinen Hände", was mangelnde Potenz symbolisieren sollte, bis zu ähnlich oft wiederholten Phantasien über russische Prostituierte, die Trump einer "goldenen Dusche" unterzogen hätten. Wie wir einige Absätze weiter oben gesehen haben, greifen deutsche Medien Trump heute noch im Zusammenhang mit Männlichkeit an. DER SPIEGEL betitelte erst vor zwei Tagen einen Podcast mit "Merz und Trump: Was ist von den zwei Alphamännchen zu erwarten?". (Offenbar versucht der verantwortliche Journalist Juan Moreno seinen Neid auf den Erfolg der beiden Politiker mit Herabsetzungen wie "Männchen" zu kompensieren. Der Artikel hat dementsprechend kaum mehr als 50 Likes, was für die Reichweite des SPIEGEL eine Bankrotterklärung ist. Das ist keine Schülerzeitung.)

Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass all dieser Blödsinn, ob gegen Harris oder gegen Trump gerichtet, irgendwelche Auswirkungen auf das Wahlergebnis hatte. Wer zum Beispiel auf Slogans wie "Joe and the Hoe Have to Go" anspringt, konnte die beiden von vorneherein nicht leiden. So etwas überzeugt niemanden, seine Stimme dem anderen Kandidaten zu geben. Statt die Niederlage auf einen vermeintlichen Sexismus der Wähler zu schieben, wäre eine selbstkritische Analyse sinnvoller, wenn man die nächste Wahl gewinnen möchte.



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