Wenn die Feuerwehr "toxische Männlichkeit" bekämpfen soll
1. Die Berliner Zeitung berichtet:
So mancher Berliner Feuerwehrmann ist einfach unerziehbar. Dabei gibt sich die Feuerwehrbehörde so eine Mühe, ihre Mitarbeiter auf den rechten Weg zu bringen. Doch Teile der Belegschaft fragen sich angesichts des katastrophalen Zustandes, in dem sich der Rettungsdienst befindet: Haben die da oben keine anderen Sorgen?
Eine Rundmail, die am 7. März, einen Tag vor dem Internationalen Frauentag, in den Postfächern landete, sorgt wechselweise für Heiterkeit und Wut. Darin heißt es:
"Liebe Feuerwehrangehörige! Ihr wollt Euren Beitrag für Frauen leisten? Eine Möglichkeit: die eigene Rolle reflektieren!
Anlässlich des Internationalen Frauentages möchten wir Euch deshalb dazu einladen, dies im Mai, während der Diversitätstage, bei folgender Veranstaltung (Fortbildung) zu tun (…).
Es braucht Euch, Männer – ein Dialog für alle!
‚Männer nehm’n in Arm, Männer geben Geborgenheit, Männer weinen heimlich, Männer brauchen viel Zärtlichkeit.‘ Was Herbert Grönemeyer schon vor Jahren besang, wollen wir uns am 28. Mai von 15.30 bis 17.30 Uhr im großen Saal in Mitte genauer anschauen – Männlichkeit.
Ziel ist es, den Austausch zwischen Männern und Frauen und allen Geschlechtern zu fördern, um eine diskriminierungsfreie und nachhaltige Arbeitswelt und Zukunft zu gestalten.
Christoph May wird über männliche Privilegien und darüber sprechen, wie sich Männer aktiv in die Debatte um Gleichberechtigung einbringen können, damit unsere Erfahrungen, Erzählungen und Beziehungen künftig diverser sind als je zuvor (…).
Im Auftrag
Team Diversität und Kulturwandel."
Die Rundmail an Tausende Mitarbeiter liest sich, als müsste man Christoph May kennen. Tatsächlich ist das nur in einer bestimmten Blase der Fall. Unter dem Motto "Wir bringen Feminismus an den Mann" betreibt er ein "Institut für kritische Männerforschung" und veranstaltet Schulungen gegen "toxische Männlichkeit". Seine Angebote richten sich an Unternehmen, Institutionen, Universitäten, Hochschulen, Verbände, Gruppen, Vereine und Einzelpersonen. Auf seiner Webseite präsentiert er sich mit neun hübschen Frauen, die in die Kamera lächeln.
Hier geht es weiter mit dem Artikel.
2. In Kassel soll eine 13jährige einen Mord in Auftrag gegeben haben.
3. Die Partei der Demokraten in den USA ist so unbeliebt wie nie zuvor, seit man ihre Beliebetheitswerte überhaupt ermittelte. Nur noch 27 Prozent der US-Amerikaner beurteilen die Demokraten positiv. Die parteieigene Firma Blue Rose Research ermittelt die Gründe für diesen Niedergang – und kommt dabei selbstverständlich auch auf das Männertthema zu sprechen. David Shor, der wissenschaftliche Leiter der Firma, befindet hierzu folgendes:
Betrachtet man speziell die 18-Jährigen, so war die Wahrscheinlichkeit, dass 18-jährige Männer für Donald Trump stimmten, um 23 Prozentpunkte höher als bei 18-jährigen Frauen. Und auch in anderen Ländern scheint die Polarisierung der Geschlechter zuzunehmen. Wie sie sich auswirkt, ist von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland zum Beispiel wählten junge Frauen sehr häufig Die Linke, die dortige Linkspartei.
Dafür kann es viele verschiedene Ursachen geben. Aber ich denke, wenn man sich nicht-politische Umfragen ansieht, kann man wirklich erkennen, dass hier und im Grunde überall sonst in der Online-Welt ein wilder, kultureller Wandel im Gange ist. In Norwegen gibt es eine Umfrage unter Gymnasiasten, bei der der Anteil der jungen Männer, die sagen, dass die Gleichstellung der Geschlechter zu weit gegangen ist, in den letzten Jahren stark angestiegen ist.
Ich weiß nicht unbedingt, was die Antwort darauf ist. Aber ich denke, es ist wichtig, dem Nihilismus zu widerstehen. Diese jungen Männer, die schreckliche, rückschrittliche Ansichten über Politik und Geschlechterbeziehungen haben, sind immer noch für die Wahlfreiheit bei Abtreibungen. Sie sind immer noch für eine allgemeine Gesundheitsversorgung. Ich denke, unsere Politiker müssen sich auf diese Kämpfe konzentrieren. Aber es ist extrem wichtig, dass andere Leute - die keine Wahlen gewinnen müssen - versuchen, den Online-Diskurs über diese eher spaltenden Themen zu verbessern.
"Schreckliche, rückschrittliche Ansichten": Die Demokraten haben es immer noch nicht begriffen. Die eigene Position wird völlig ohne jede Selbstzweifel als Position der Vernunft und Moral wahrgenommen, und wer davon abweicht ist eine Art Neandertaler. Natürlich können die Demokraten damit keinen Blumentopf mehr gewinnen. Hochmut kommt vor dem Fall.
4. In einem langen Beitrag beschäftigt sich die BBC mit dem "Lost-Boys"-Bericht, der letzte Woche in Großbritannien für Aufsehen sorgte. Folgende Inhalte des Berichts nennt die BBC als seine zentralen Erkenntnisse:
* Im Alter von 14 Jahren lebt fast die Hälfte der erstgeborenen Kinder nicht mit beiden leiblichen Eltern zusammen, im Vergleich zu 21 % bei den 1970 Geborenen
* Jungen besitzen heute eher ein Smartphone als dass sie bei ihrem Vater leben
* Jungen haben es in der Bildung schwer, nehmen sich eher das Leben, finden seltener einen festen Arbeitsplatz und sind viel häufiger in Kriminalität verwickelt.
* Da die Wahrscheinlichkeit einer männlichen Präsenz im Elternhaus abnimmt, suchen junge Männer nach neuen Formen der Männlichkeit, wie zum Beispiel die umstrittene Social-Media-Persönlichkeit Andrew Tate.
* Lawrence Dallaglio, der ehemalige Kapitän der englischen Rugby-Union, unterstützte den Bericht mit den Worten: "Wir haben die traditionellen männlichen Tugenden so leichtsinnig herabgestuft, dass wir Gefahr laufen, eine ganze Generation zurückzulassen."
Auch andere britische Medien griffen den Bericht auf – bis hin zum feministischen Guardian, wo es heißt:
In der Bildung schneiden Mädchen (…) besser ab als Jungen, und das Verhältnis von Frauen zu Männern an der Universität beträgt 60:40. Die Wahrscheinlichkeit, von der Schule ausgeschlossen zu werden, ist bei Jungen mehr als doppelt so hoch, wobei die Ausschlussquote bei Personen aus benachteiligten Verhältnissen besonders hoch ist. All dies wirkt sich auf die Ergebnisse auf dem Arbeitsmarkt aus: In den 00er Jahren waren Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren häufiger nicht in Beschäftigung, Bildung und Ausbildung als junge Männer; in den letzten Jahren hat sich dies umgekehrt, wobei junge Männer auch deutlich häufiger arbeitslos sind als junge Frauen. Das Lohngefälle für junge Menschen ist ebenfalls komplexer geworden: Bei den 21- bis 24-Jährigen ist der Medianlohn für Frauen jetzt höher, was jedoch auf einen starken Rückgang des Lohns für junge Männer ohne Hochschulabschluss zurückzuführen ist, wobei Hochschulabsolventen immer noch mehr verdienen als ihre weiblichen Kollegen. Darüber hinaus sind Jungen häufiger fettleibig als Mädchen, und die Selbstmordrate ist bei Jungen im Alter von 15 bis 19 Jahren dreieinhalb Mal höher als bei gleichaltrigen Mädchen.
(…) Hier Abhilfe zu schaffen, ist für die Verbesserung des Wohlbefindens aller jungen Menschen unerlässlich. Wird dies nicht getan, könnte dies auch politische Folgen haben und der extremen Rechten weiter die Tür öffnen, um die Sorgen junger Männer auszunutzen, wie wir in ganz Europa gesehen haben. Bei den letzten Wahlen war die Wahrscheinlichkeit, dass junge Männer für die Reform stimmen, doppelt so hoch wie bei jungen Frauen, wobei letztere doppelt so häufig die Grünen wählten, was eine wachsende Kluft in der Einstellung widerspiegelt. (…) Junge Männer verdienen nicht weniger als junge Frauen einen besonderen politischen und kulturellen Schwerpunkt, und wenn man ihnen diesen verweigert, schadet das allen.
5. Eine Zeitung aus Neu-Delhi bespricht ein Buch, das nicht namentlich genannt wird, bei dem es sich aber wohl um Professor Hines maskulistisches Werk "Current Issues Facing Men and Boys: A Case for Urgent Change" handelt. In dem Artikel heißt es:
Während der Diskurs über die Gleichstellung der Geschlechter an Fahrt gewinnt, werden die psychischen Probleme von Männern und Jungen ignoriert, so ein Psychologieexperte aus dem Vereinigten Königreich.
Benjamin Hine, Professor für Angewandte Psychologie an der University of West London (UWL), Großbritannien, argumentiert in seinem neuesten Buch, dass Männer mit schädlichen Vorstellungen von Männlichkeit zu kämpfen haben und nicht in Gespräche über Geschlechterfragen einbezogen werden.
Hine erklärte, dass Körperbild, Vaterschaft und sexuelle Beziehungen die Hauptgründe sind, die Männer und Jungen belasten. Er rief dazu auf, sich mit ihren Sorgen zu befassen, ohne sie als "das Problem" darzustellen. In dem Buch wird auch eine Reihe anderer Themen wie Bildung, Spielsucht und Obdachlosigkeit untersucht - die meisten dieser Themen werden oft ignoriert, weil Männer zu leicht als "das Problem" angesehen werden, anstatt "Probleme zu haben", so Hine.
Es sei dringend ein Umdenken erforderlich, um Männern, die Probleme haben, zu helfen, sagte der Professor und betonte gleichzeitig die Notwendigkeit, die kulturelle und geschlechtsspezifische Inklusion, evidenzbasierte Ansätze und frühzeitige Intervention zu fördern, um die Gleichstellung der Geschlechter zu verbessern.
"In der sich schnell verändernden gesellschaftlichen Landschaft von heute, in der der Diskurs über die Gleichstellung der Geschlechter erheblich an Dynamik gewonnen hat, bleiben die besonderen Herausforderungen, mit denen Männer und Jungen konfrontiert sind, häufig unbemerkt oder werden überschattet", befindet Hine. "Männer sind, wie alle Menschen, komplexe menschliche Wesen mit ihren eigenen Kämpfen, Schwachstellen und Herausforderungen."
Entscheidend sei, dass integrative, intersektionale Ansätze für Männer und Jungen aller Hintergründe, einschließlich ethnischer, religiöser und geschlechtlicher/sexueller Identitäten, Teil des selbstverständlichen Denkens aller Organisationen sein sollten, einschließlich einer unmittelbaren Priorität für die psychische Gesundheit von Männern und ihre hohe Selbstmordrate.
Hine merkte an, dass sich junge Männer von Gender-Diskussionen, die sich oft zu Recht auf kritische Themen konzentrieren, mit denen "Frauen und Randgruppen" konfrontiert sind, "ausgeschlossen oder entfremdet" fühlen, was dazu führen kann, dass Männer sich einsam, entfremdet und deprimiert fühlen und sich mit extremen Ansichten auseinandersetzen, insbesondere wenn sie in toxischen Online-Räumen Trost suchen".
Ein Teil des Problems bestehe darin, dass Themen, die angeblich Frauen betreffen, und solche, die sich auf Männer auswirken, oft strikt voneinander getrennt werden, obwohl sie in Wirklichkeit eng miteinander verbunden sind, so der Professor.
Das Buch fordert die Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger, Praktiker und andere wichtige Interessengruppen auf, Maßnahmen und Praktiken zur Förderung des männlichen Wohlbefindens zu untersuchen und zu unterstützen.
In Großbritannien und den USA ist die Debatte um die Bedürfnisse und Anliegen von Jungen und Männern inzwischen voll erblüht.
In Deutschland hingegen bekämpft die Feuerwehr "toxische Männlichkeit". Gibt es eigentlich irgendein Thema, bei dem wir international nicht den Anschluss verlieren?
6. Die Post. Einer meiner Leser schrieb mir schon vor ein paar Tagen:
Gestern Abend habe ich mir auf 3sat tatsächlich mal die Bosetti angesehen. Es ging um Krieg, Verteidigung und die Wehrpflicht. Zwei Frauen haben einen jungen Mann und Kriegsverweigerer in die Mangel genommen. Höhepunkt war eine Zuschauerin, eine Lesbe mit Ziegenbart, die heroisch gesagt hat, sie würde verteidigen. Aber sie macht es nicht. Weder ist sie an der Front gegen Russland noch hat sie sich freiwillig die Grundausbildung gegeben. Sehens- und bedenkenswert. Der toxisch weibliche Konjunktiv!
Derselbe Leser greift auf der Grundlage eines FAZ-Artikels das Thema Mädchenschulen auf:
Hier in München-Pasing gibt es vier Gymnasien. Drei für alle und eines nur für Mädchen. Es gibt nur eine Realschule und die ist nur für Mädchen. Am Informationsabend zu den weiterführenden Schulen nach der Grundschule sind nur Vertreter dieser beiden Schulen anwesend gewesen. Mit Schautafeln wie toll das Berthold-Brecht-Gymnasium Frauenpolitik lehrt. Als Vater eines Sohnes sage ich Danke für nichts!
Mehr Post. Ein weiterer Leser hat mich im Zusammenhang mit Sexualgewalt von Frauen auf einen aktuellen Fall in Nordirland hingewiesen, wo eine Lehrerin zu zwei Jahren Knast verurteilt wurde, und schreibt mir dazu:
Aus dem Bericht:
"Evans, eine Mutter von zwei Kindern (...) gab mehrere Anklagen zu, darunter sexuelle Kommunikation mit einem Kind, Treffen mit einem Kind nach sexuellem Grooming, sexuelle Handlungen mit einem Kind, die eine Penetration beinhalten, und der Besitz von unanständigen Bildern des Schuljungen.
(...) Das Gericht hörte, dass Evans' Straftaten begannen, als das Kind eine 'schwere Zeit' durchmachte und sie begann, ihn in der Schule zurückzubehalten, als sie eine Veränderung in seinem Verhalten bemerkte. Der Junge öffnete sich ihr und Evans gab ihm ihre persönliche Telefonnummer und E-Mail-Adresse, woraufhin sie begannen, sich gegenseitig Nachrichten zu schicken. Der Richter sagte, dass die Nachrichten von Anfang an sexueller Natur waren".
Völlig überraschend hatte die Verurteile zunächst versucht das ganze völlig anders darzustellen – nämlich dergestalt, dass der Junge sie vergewaltigt habe:
"Als sie im Juni desselben Jahres erneut befragt wurde, behauptete sie, der Teenager habe sie bedroht und in ihrem Auto vergewaltigt. Sie erzählte der Polizei auch, dass er ihr ein Bild zeigte, auf dem er eine Waffe in der Hand hielt und dass sein Vater Mitglied der Ulster Defence Association (UDA), einer loyalistischen paramilitärischen Gruppe, war. Der Richter sagte, dass 'jeder Aspekt dieser Darstellung falsch war'.“
Das Gericht lieferte auch folgendes Verdikt:
"Der Richter sagte: 'In Wahrheit gibt es keine andere Erklärung als das egoistische Verlangen nach Aufmerksamkeit und Intimität, das ihrer Meinung nach in ihrer Beziehung zu diesem Zeitpunkt fehlte'."
Tja, es zeigt sich mal wieder – Frauen sind einfach die besseren Menschen.
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