Donnerstag, März 14, 2024

So indoktrinieren ARD und ZDF ihr Publikum zur Gendersprache

1. Der maskulistische Blogger und Buchautor Gunnar Kunz hat einen Beitrag zur Cancel Culture veröffentlicht: "Von der Freiheit zu gehorchen". Ein Absatz darin dreht sich um die Gendersprache:

Was ist mit all den Studenten, die schlechtere Noten bekommen, weil sie nicht gendern? Etwa Lukas Honemann an der Uni Kassel oder Johannes Ahrendt an der Uni Postdam? Oder den Studenten an der Paracelsus-Uni Salzburg, die damit rechnen müssen, dass nicht-gegenderte Arbeiten gar nicht erst angenommen werden? Was ist mit Menschen wie dem Soziologen Klaus Roggenthin, der sich für die Belange von Straftätern einsetzte und nicht zuletzt wegen deren oftmals geringeren Bildungsstand auf das Gendern verzichten wollte? Nicht nur, dass er gezwungen wurde, einen Vortrag auf einer Mitgliederversammlung, der zur Klärung dienen sollte, abzubrechen und eine geplante Diskussion im Anschluss abgewürgt wurde, nicht nur, dass Vorstandsmitglieder ihn immer wieder persönlich angriffen und schikanierten, ihm wurde schließlich kurzerhand gekündigt.


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2. Wie ist es überhaupt möglich, eine von Ideologen ersonnene Spezialsprache, die von der überwältigenden Mehrheit abgelehnt wird, so stark durchzusetzen, dass ihre Nicht-Verwendung bestraft wird? Ein Pfeiler hierfür bildet die Propaganda der Öffentlich-Rechtlichen, also ARD und ZDF, zu ihrer Verwendung. Für "Die Welt" haben sich der Sprachwissenschaftler Fabian Payr und der Soziologe Stefan Beher angeschaut, wie das funktioniert. Ein Auszug aus dem insgesamt lesenswerten Artikel:

Die Unausgewogenheit in der Darstellung "gendersensibler Sprache" manifestiert sich in den Sendungen auf unterschiedlichen Ebenen: 1) Gender-Befürworter erhalten in vielen Sendungen einen deutlich größeren Redeanteil als Genderkritiker. 2) Die konsultierten Experten stammen schwerpunktmäßig aus dem Lager der Befürworter. 3) Wird auf Forschung Bezug genommen, so vorrangig aus den Bereichen der Psycho- oder Genderlinguistik. 4) Die Auswahl der Gesprächspartner bildet die Positionen in der kontroversen Debatte und deren Zustimmungsraten in der Bevölkerung nicht ab. 5) Oft wird die Pro-Position in aller Breite dargestellt, die Kontra-Argumente erhalten hingegen nur wenig Raum. Nicht selten wird auf diese auch ganz verzichtet, nicht zuletzt in den satirischen Formaten der Sender (z.B. "Die Anstalt", "Heute Show"). Dort werden Genderkritiker mit nur wenigen Ausnahmen als reaktionär, rückständig, schrullig oder frauenfeindlich dargestellt.

Diese wenig schmeichelhafte Charakterisierung von Genderskeptikern wird aber auch in anderen Formaten durch geschicktes Framing erreicht, etwa in der 3sat-Doku "Krieg der Sternchen" (Oktober 2022), in der die Bandbreite aller säuberlich aufgelisteten Genderkritiker bis hin zu AfD und Wladimir Putin reicht – ein Club, in den wohl die weitaus meisten Genderskeptiker nicht aufgenommen werden möchten.

(…) Die Vielfalt von wissenschaftlichen Einordnungen wird in fast allen gesichteten Beiträgen unter den Teppich gekehrt – exemplarisch in dem Beitrag "Gendern – Wahn oder Wissenschaft?" aus der Reihe Leschs Kosmos vom 5. Oktober 2020. (…) Berechtigte Kritik an den Thesen der Genderbefürworter fällt bei Lesch vollständig unter den Tisch. Was hier als aktueller Stand der Wissenschaft präsentiert wird, ist lediglich ein selektiver Beitrag aus dem durchaus umstrittenen Bereich der psycholinguistischen Forschung, über deren Relevanz für den Sprachgebrauch und Gleichberechtigungsfragen man außerdem noch streiten kann.

Exemplarisch für die oft einseitige Berichterstattung zum Thema ist auch ein knapp 5-minütiger Beitrag der "Landesschau" Baden-Württemberg vom 8. Februar 2023, der gleich zu Beginn mit vier Straßeninterviews bekannte Stereotype reproduziert. Ein älterer Herr bekundet, dass ihn die unterschiedlichen Formen von Gendersprache anstrengen. Ein jüngerer Mann mit Kind auf dem Arm möchte allerdings keine Sprechverbote. Es folgt eine junge Frau, die großes Verständnis für gegenderte Sprache aufbringt. Eine ältere Dame darf die Runde mit dem Hinweis beschließen, dass die ganze Diskussion ohnehin nur "von der Seite geführt" werde, die "es nicht machen möchte". Obwohl auch eine deutliche Mehrheit der Frauen das Gendern ausweislich zahlreicher repräsentativer Umfragen ablehnt, entsteht der Eindruck, man habe es bei Genderkritik im Kern mit einer kognitiven Überforderung älterer Herren zu tun.

Als Nächstes tritt "Sprachexpertin" Anne Rosar, Doktorandin der Genderlinguistik an der Universität Mainz auf, die zu dem Thema klar positioniert ist. Sie zeigt von Beginn an keinerlei Interesse daran, unterschiedliche Positionen zum Thema innerhalb ihrer Disziplin zu erläutern. (…) Dass sich herkömmlicher "Sprachwandel" gerade nicht gegen große Mehrheiten durchsetzt, davon hat die Sprachexpertin offenbar noch nie etwas gehört. Dafür ist sie sich aber sicher, dass durch Sonderzeichen endlich alte Rollenbilder ins Wanken geraten, die "bislang kaum hinterfragt wurden". Zudem werde bei generischen Formen "kaum" an Frauen gedacht – eine Aussage, die, gerade mit Bezug auf die umstrittene Forschung, nicht nur tendenziös, sondern schlicht falsch ist.

Josef Lange, der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, der bekanntermaßen Gendersprache sehr kritisch gegenübersteht, wird nun kurz hineingeschnitten – aber bloß mit der schon immer geltenden Selbstverständlichkeit, dass jeder Mensch das "Recht" habe, "entsprechend seines Geschlechts korrekt angesprochen zu werden". "Noch" sei die Gendersprache nicht anerkannt, heißt es aus dem Off. Dann wieder Lange, fast beschwichtigend: Die Regeln des Rechtschreibrats gelten nur für Institutionen; ansonsten dürfe "jede oder jeder" sprechen, wie "er oder sie" möchte. Der Bericht schließt mit der Aussage, dass "geschlechtergerechte Sprache" kein Muss, aber "Teil unserer Sprache geworden" sei.

Es folgen weitere Tipps, wie man auch über Partizipialkonstruktionen "alle meinen" könne – was abschließend durch Anne Rosar, deren Beiträge ein Drittel der gesamten Sendezeit einnehmen, als "Zeichen des gegenseitigen Respekts" interpretiert wird. Dass dieser angebliche Respekt gerade in der Nutzung einer Sprachform liegen soll, die eine große Mehrheit selbst in den angeblichen Zielgruppen ablehnt, bleibt genauso unerwähnt wie wiederum der Umstand, dass durch die generische Form sprachlogisch schon immer alle respektvoll gemeint waren.

Wir haben die Redaktion angeschrieben und auf die in unseren Augen kritischen Punkte hingewiesen. Die zuständige Redakteurin konnte unsere Einwände nicht nachvollziehen: Die Expertin, Anne Rosar, habe sich schließlich "mit Genderlinguistik beschäftigt" und "dazu auch Vorträge" gehalten. Zudem sei ja auch der Vorsitzende des Rechtschreibrats eingespielt worden und die Umfrageergebnisse zur Ablehnung von Gendersprache seien erwähnt worden. In deren Verhältnis seien auch die "Statements auf der Straße gesammelt" worden (was erkennbar nicht der Wahrheit entspricht). Auf weitere Nachfrage zu der offensichtlichen Unausgewogenheit in der Berichterstattung war aus Redaktion zu hören, dass das Thema eben stark polarisiere und daher in einem kurzen Magazinbeitrag gar nicht adäquat behandelt werden könne.

Ein ebenso unterkomplexes wie skrupelloses Beispiel für Pro-Gendern-Propaganda erlaubte sich der WDR – und zwar mit einer Kinder-Sendung der Reihe "Wissen macht Ah!" von 18. Februar 2023. Skrupellos, weil die unverhohlene Reklame fürs Gendern hier auf ein Publikum trifft, das der manipulativen Machart dieser Sendung intellektuell wenig entgegensetzen kann: Kinder. Wenn schon Erwachsene mit der Komplexität dieses Themas vielfach überfordert sind, was sollen dann Kinder mit einem Fernsehbeitrag anfangen, der sie derart einseitig auf geschlechtergerechten Sprachgebrauch einschwören soll?

Astronomin Esther entdeckt mit ihrem Teleskop einen sprechenden Genderstern mit lila Perücke am Himmel, der den Kindern begeistert die Vorzüge des Genderns erläutert: Neben Männern und Frauen könne er auch "nichtbinäre Personen" (verkörpert durch eine Schauspielerin in Latzhosen) bezeichnen. Und flugs hat man en passant die derzeit angesagte Geschlechtervielfalt in die Kinderzimmer getragen.

(…) Nachdem die Vorzüge des Genderns in aller Breite dargelegt wurden, wird noch in knapp zwanzig Sekunden pflichtschuldig darauf hingewiesen, dass nicht alle Menschen das Gendern so dolle finden. Das lächelt der putzige lila Genderstern aber entspannt weg.




3. Eine Hamburger Anti-Gender-Initiative wird erschwert, indem Politiker den Zeitraum für die dafür notwendige Unterschriftsammlung in die Sommerferien legte.



4. Auf Telepolis fordert Daniele Dell'Agli: "Hört auf zu gendern, ihr Antidemokraten!" Ein Auszug:

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass Politiker, Journalisten, Professoren, auch Podcastphilosophen, der Öffentlichkeit versichern, dass das Gendern niemanden interessiert, es nichts Belangloseres gäbe, wir andere Probleme hätten und die ganze Aufregung eine Phantomdebatte sei. Das abwiegelnde Mantra scheint zumindest jene zu beruhigen, die es zelebrieren. Doch was, wenn wir es mit einer Fehleinschätzung zu tun haben, einer politischen Instinktlosigkeit, die dafür sorgt, dass die Stimmung im Lande andauernd schlechter bleibt als die Lage?

Tatsache ist: Je länger in den Öffentlich-Rechtlichen gegen das explizite Votum der überwältigenden Mehrheit ihrer Nutzer und der Kritik Hunderter Sprach- und Medienwissenschaftler Nachrichten, Dokus und Reportagen – von Talkshows ganz zu schweigen – gegendert wird, desto mehr verfestigt sich bei einem zunehmenden Teil der Rezipienten solcher Emissionen ein verheerender Eindruck.

Sie denken erstens, dass "die da oben ohnehin machen, was sie wollen" und sich keinen Deut um die Proteste jener scheren, denen sie grundgesetzlich zur Überparteilichkeit verpflichtet sind, und von deren Gebühren sie sich – in den Chefetagen fürstlich – finanzieren.

Dass zweitens das Gendern als Umsetzung politischer Vorgaben in erster Linie eine Machtdemonstration der kleinen Minderheit ist, die inzwischen in den Leitmedien und in der Politik sowie an Schulen und Universitäten und in den über 3000 Gleichstellungsbüros "das Sagen hat".

Und dass drittens denjenigen, die ihre Macht missbrauchen, um sprachliche Ausdrucksformen nach ideologischem Gutdünken zu verrenken, auch zuzutrauen ist, deren Inhalte – Informationen, Darstellungen, Analysen – ebenfalls gesinnungskonform zu manipulieren, kurzum: dass der öffentlich-rechtlich beglaubigte Informationsfluss in Wahrheit gesteuert und gefiltert wird.

Hat sich dieser Generalverdacht einmal verfestigt, fühlen sich die Menschen bevormundet und als Objekte von Umerziehungskampagnen instrumentalisiert.

Überall, wo sich dieses Gefühl einstellt, wenden sie sich ab, vom Deutschlandfunk, dem Ersten, dem Zweiten, den Sparten- und Länderprogrammen, aber auch von den meisten überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Verlagen, und wandern ab – zu den sozialen Medien und deren Nischen, Plattformen und Desinformationsagenturen.

Da sie sich von einem mitte-links-grünen Mainstream abgewendet haben, kann diese trotzige Radikalisierung nur in eine Richtung marschieren: nach rechts, über die sich vergeblich staatstragend gerierende CDU hinaus, zur AfD.

Da sie dort auch nicht die "Wahrheit" serviert bekommen, ahnen vermutlich die meisten, die solche Kanäle nutzen, aber diese Versionen der Wirklichkeit haben sie sich selbst ausgesucht, und es ist ihre Sprache, die dort geschrieben oder gesprochen wird, in der sie sich heimisch fühlen, selbst wenn der schrille Ton und die extremistischen Slogans ihnen nicht geheuer sind.

(…) Auf jeden Fall merkt man, worauf es den "Sendern" ankommt, was ihnen wirklich wichtig ist: keine Gelegenheit zu verpassen, um den "Empfängern" ihre subliminale Botschaft einzuträufeln. Wer solche Praktiken dann polemisch als "Gehirnwäsche" bezeichnet, darf sich der Eintragung in eines der neuen "demokratiefördernden" Melderegister, vorzugsweise als rechter Komplottist, sicher sein.

(…) Auf die pädagogisch Renitenten und vermeintlich Zurückgebliebenen warten dann jene Rattenfänger, die mit vormodernen Kollektivphantasmen eines homogenen Volks und traditioneller Geschlechterrollen ein Bündnis gegen die aufdringlichen Vorschriften der Tugendwächter anbieten. Die Reaktanz der Gegängelten geht so weit, sich einer Partei zuzuwenden, die für keines der sie umtreibenden Probleme, nicht einmal für die Migration, realistisch umsetzbare Lösungen anzubieten hat und obendrein den größten Kriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts hofiert, der daran arbeitet, Mitteleuropa mit weiteren Millionen Flüchtlingen zu destabilisieren.

(…) Wenn solche Eingriffe in die Freiheit des Sprechens und Meinens und mehr noch die an Schulen und Universitäten, in Verlagen und Redaktionen mit Sanktionsdrohungen erpresste Genderschreibung nicht einmal als Verletzung von Art. 5 des Grundgesetzes öffentlich diskutiert werden, darf man sich nicht wundern, dass etliche der Unbelehrbaren (83 Prozent der Bevölkerung) sich einer Partei zuwenden, die ihrerseits keinen Hehl daraus macht, massiv in die persönlichen Freiheitsrechte einzugreifen, etwa durch Gleichschaltung der Medien, sobald sie am Zuge ist.

Auch hier gilt: lieber die gelegentliche Traufe am rechten Rand als den Dauerregen in der Mitte. Zugespitzt formuliert: Wo immer sich das Gefühl einstellt, dass Demokratie ist, wenn alle so reden und schreiben, wie die Kader des Wahrheitsministeriums es verlangen, werden politische Korrektheit und Genderzwang zur Lizenz, demokratische Loyalitäten aufzukündigen, Motto: wenn die sich nicht an die Spielregeln halten, warum sollten wir das tun?




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