Dienstag, Februar 27, 2024

Neue Zürcher Zeitung: "Die Qual der Männer auf dem Liebesmarkt"

1. Die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit der Situation von Männern bei der Partnersuche. Das ist dringend notwendig, denn, so berichtet die Psychologin Lisa Fischer: "Eine Analyse der Daten aus unserer jährlich erhobenen und repräsentativen Studie für die Schweiz zeigt, dass doppelt so viele Männer wie Frauen zwischen 18 und 75 noch nie eine Beziehung hatten, nämlich gut 20 Prozent."

Ein Auszug aus dem tiefgehenden Artikel:

Frederik Holinger, der seine Leidensgeschichte nur anonym erzählen will, ist 53 Jahre alt und hatte in seinem Leben noch nie eine Freundin. Noch nicht einmal Sex. Dabei sehnt sich der Zürcher seit seiner Jugend nach einer Frau, die "warmherzig, verständnisvoll und feminin-zierlich" ist. Um sie zu finden, habe er in den letzten 35 Jahren so gut wie jede Online-Partnerschaftsvermittlung ausprobiert. Knapp 1000 Frauen habe er insgesamt kontaktiert, 18 davon hätten ihm zurückgeschrieben, zwei von ihnen traf er. Sogar bei einer Agentur mit persönlicher Betreuung hat er sich angemeldet, von "garantierten" zwölf Dates kamen gerade einmal vier zustande. Bei Tinder habe er monatelang geswipt. Als er endlich einen Match hatte, antwortete die Frau: "Sorry, habe aus Versehen auf die falsche Seite gewischt." Schon über 6000 Franken liess sich Frederik Holinger sein Streben nach dem Liebesglück bisher kosten.

(…) Simon Aeberhard, 36, Lehrer, Basel: "Als Paar ging es mir schon immer am besten. In einer Beziehung fühlte ich mich stets freier. Als Single ertappe ich mich regelmässig dabei, wie ich unbewusst Frauen abchecke. Ich bin wie gefangen in dieser ständigen Alarmbereitschaft. Und das ständige Warten auf eine Antwort auf Dating-Apps ist so frustrierend. Als Mann muss ich mich bei vielen Dates beweisen, zumindest vermitteln mir Frauen oft dieses Gefühl. Ich sitze wie auf einem heissen Stuhl. Im Sinne von 'So, Junge, jetzt erkläre mir doch mal, weshalb ich ausgerechnet dich auswählen soll!?'. Das haben mir auch Kolleginnen bestätigt. Die sagten, sie kämen bei Dates in so einen Modus, in dem sie anfangen, Männer wegen Details auszusortieren. Die empfinden diese Rolle selbst als unangenehm, aber es passiere automatisch. Dieser Pickyness begegne ich oft. Ich bekam schon zu hören: 'Was, du bist nur 1,74 Meter? Das ist 1 Zentimeter zu klein für mich!' Oder: 'Sorry, du bist mir zu blond, bye.' Den einen Frauen schreibe ich zu viel, den anderen zu wenig. Es erstaunt mich nicht, dass ich im Kollegenkreis Tendenzen zum Frauenhass sehe, weil Männer sich ungerecht behandelt fühlen. Für die sind plötzlich alle Frauen böse. So bin ich nicht, ich kann das schon abstrahieren. Trotz frustrierenden Erlebnissen kehre ich immer wieder auf die Plattformen zurück. Damit ich eines Tages vielleicht die Frau finde, mit der ich wieder ganz glücklich sein kann. Auch wenn ich insgeheim weiss, dass ich sie statistisch gesehen vielleicht nie finden werde."

Augenfällig ist die Tatsache, dass die Zahl der Junggesellen in den vergangenen paar Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Nicht nur in Amerika, auch in vielen europäischen Ländern wie der Schweiz: Im Alter zwischen 30 und 39, wenn die Ausbildung abgeschlossen ist und im Volksmund der Ernst des Lebens beginnt, leben rund 123 000 Männer allein. Bei den gleichaltrigen Frauen sind es gerade einmal 73 000. Daten aus dem Schweizer Haushalts-Panel 2021 des Bundesamtes für Statistik machen es möglich, die Einzelhaushalte nach Beziehungsstatus aufzuschlüsseln. Bei der Gruppe der 26- bis 44-Jährigen gibt jeder fünfte Mann an, keine Partnerschaft zu haben, bei den Frauen ist es bloss jede zehnte.

Die Gründe für den Vormarsch des Junggesellen kennt man nicht. Geniessen viele Männer einfach ihre Freiheit und tragen Frauen lieber ins Bett als über die Türschwelle? Dagegen spricht, dass Männer auch auf den seriösen Plattformen die Mehrheit der Kundschaft stellen. Und dass jeder zweite laut Parship angibt, unter dem Alleinsein zu leiden. Doch im Gegensatz zu den weiblichen Singles, die in unzähligen Büchern, Filmen und Serien verewigt worden sind, ist der alleinstehende Mann ein unbekanntes Wesen.

(…) Forscher fürchten, dass (…) das "sexuelle Chancenungleichgewicht" von den Datingportalen noch verschärft wird. Für männliche Singles ist das besonders ungemütlich. Nicht nur sind weibliche Singles zahlenmässig untervertreten, sie selektionieren auch viel härter als Männer: 80 Prozent der weiblichen Singles auf Plattformen finden dieselben 20 Prozent der Männer interessant. Ein Mann, der nicht zu den wenigen Auserwählten gehört, muss auf Tinder oder Ok Cupid im Schnitt 115 Frauen liken, damit er von einer einzigen ein Herzchen bekommt.

Die von Frauen betriebene Selektion ist unterdessen so hart, dass vom "Sechserfilter" die Rede ist: Six Feet tall = mindestens 182 cm gross, Sixpack = muss sportlich fit sein, Six Figure Income = mindestens 100 000 Dollar Jahressalär. Weil sich in Amerika auch die Zahl der sexuell inaktiven Männer unter dreissig in den letzten fünfzehn Jahren fast verdoppelt hat, von 18 auf 31 Prozent, spricht man bereits von der einsamsten Generation heterosexueller Männer im jüngeren und mittleren Alter seit langem ("Psychology Today") und einer "tragischen Kluft" ("Forbes") zwischen Frauen und Männern.

(…) Frauen haben die Wahl, Männern bleibt die Qual. Singlemann Frederik Holinger erzählt, dass er auf viele Frauen traf, die eine Checkliste im Kopf hatten. Oder solche, die nach einer guten Partie Ausschau hielten, es offensichtlich auf sein Bankkonto abgesehen hatten. "Für Männer ist Dating wie ein Bewerbungsgespräch, für Frauen wie Shopping", meint er. Hinter diesem flapsigen Spruch verbirgt sich für den 53-Jährigen mehr als ein Körnchen Wahrheit. Holinger spricht von Hypergamie, vermutet, dass Frauen einen Mann wollen, der ihnen einen höheren Status verleiht. Für ihn sind Frauen übertrieben anspruchsvoll geworden. Oft musste er sich anhören: "Du bist ja ganz nett, aber ich habe etwas Besseres verdient." Nach 35 Jahren erfolgloser Suche sei er zum Schluss gekommen: "Ich bin für Frauen schlicht nicht attraktiv genug." Mit einer Körpergrösse von 170 Zentimetern zu klein, zu wenig kräftig, zu zurückhaltend, von zu geringem sozialen Status. Er selbst habe nur zwei Bedingungen: Seine Partnerin sollte Nichtraucherin sein und nicht extrem übergewichtig.

(…) Liebe ist nicht blind. Auch nicht für die Titel auf der Visitenkarte oder die Zahlen auf dem Bankkonto. "Es gibt heute zu wenig gebildete Männer für all die gebildeten Frauen mit gleichen Partnerpräferenzen auf dem Single-Markt", sagt Lisa Fischbach. Oder anders gesagt: Der schlecht ausgebildete Mann lässt sich nicht mit der erfolgreichen Akademikerin verkuppeln.




2. "In den vergangenen Jahren hat die Gewalt von Frauen gegenüber ihren Partnern zugenommen" berichtet die Schweizer Zeitung "20 Minuten". Realistischer dürfte sein, dass das bisherige Dunkelfeld immer mhr beleuchtet wird, also immer mehr Männer sich trauen, von ihrem Leiden zu berichten.

Für den Berner Nationalrat und Sicherheitspolitiker Reto Nause ist klar, dass Präventionskurse und Beratungsangebote auch auf Täterinnen ausgerichtet werden müssten. Bislang seien Kurse hauptsächlich für Männer gedacht. Doch: "Auch für Frauen, die ihre Partner schlagen, braucht es solche Kurse."


Von denjenigen Täterinnen, die ihre Aggression gerne in den Griff bekommen möchten, werden solche Kurse seit Jahrzehnten gefordert.



3. Das Liverpooler Echo berichtet über die Eltern eines 24jährigen, der von seiner 47jährigen Partnerin ermordet wurde. Auch daraus ein Auszug, weil konkrete Fälle oft anschaulicher sind als bloße Statistiken:

"Kasey kam mit blauen Augen, blauen Flecken und Kratzern nach Hause. Er sagte uns, er sei ausgerutscht oder vom Fahrrad gefallen. Einmal sagte er, er sei gegen eine Tür gelaufen. Wir wussten, dass sie ihm wehtat, aber wir konnten ihn nicht dazu bringen, es zuzugeben. Er erkannte überhaupt nicht, dass er zu Hause misshandelt wurde. Seine Schwester Molly flehte ihn an, es zu beenden, sie warnte Kasey sogar, dass Bennett ihn umbringen würde. Seine Freunde sagten das Gleiche. Aber nach und nach entfremdete sie ihn von allen, die ihn liebten. Er lebte immer wieder mit ihr zusammen und kam mit Verletzungen nach Hause, nachdem sie ihn angegriffen hatte. Und es waren nicht nur die körperlichen Verletzungen; sein Charakter veränderte sich völlig. Er war unglücklich, er wollte nicht mehr Fußball spielen oder angeln gehen. Er mochte niemanden sehen. Er trank und nahm Drogen mit ihr, was so gar nicht zu ihm passte. Er konnte nicht nein zu ihr sagen. Sie hat seine Seele gestohlen."

Im März letzten Jahres bekam Kasey einen neuen Job bei einer Lieferfirma. Er verbrachte ein paar Tage mit seiner Familie und schien sich sehr zu erholen. Doch am Abend des 11. März erhielt Graham einen Anruf von der Polizei, die ihm mitteilte, dass Kasey in Bennetts Haus ins Herz gestochen worden war.

(…) Natalie Bennett stand im November 2023 vor dem Liverpool Crown Court vor Gericht. Sie bestritt, Kasey ermordet zu haben, und versuchte stattdessen, ihm die Schuld in die Schuhe zu schieben, indem sie mehrfach behauptete, er habe sie angegriffen, er sei ein Drogendealer und er sei bereits verletzt bei ihr zu Hause angekommen.

Sie sagte der Notrufzentrale sogar, sie wisse nicht, wie er zu seinen Verletzungen gekommen sei. Das Filmmaterial zeigt jedoch deutlich, dass Bennett keine Hilfe leistete, als er sterbend auf ihrem Weg lag. Sie richtete sogar einen weiteren Schlag mit dem Messer auf seinen Kopf.

(…) Bennett zeigte keine Reaktion, als sie zu einer lebenslangen Haftstrafe mit einer Mindestdauer von 18 Jahren hinter Gittern verurteilt wurde, sondern streckte ihrem Vater auf der Tribüne den Daumen entgegen, als sie in die Zellen geführt wurde.




4. Experten zufolge sind mehr Frauen Psychopathen, als man bislang geglaubt hatte.

Psychopathen wird im Allgemeinen ein Mangel an Empathie und Schuldgefühlen nachgesagt, sie zeigen antisoziales Verhalten, lügen häufig und sind rücksichtslos, narzisstisch und manipulativ.

"Psychopathen sind auf Geld, Macht und Kontrolle aus", sagt Dr. Clive Boddy von der Anglia Ruskin University, der Experte für Psychopathen in der Unternehmenswelt ist.

Während die Vorstellung, dass Psychopathen gewalttätige, asoziale Kriminelle sind, einer differenzierteren Sichtweise gewichen ist - Boddy gehört zu denen, die behaupten, dass sie oft in großen Unternehmen zu finden sind -, ist die Vorstellung, dass sie meist männlich sind, geblieben.

"Das Verhalten weiblicher Psychopathen scheint subtil genug und weniger offensichtlich zu sein als das männlicher Psychopathen, weshalb sie nicht so sehr wahrgenommen werden", so Boddy.

"Es gibt eine kleine, aber wachsende Zahl von Belegen dafür, dass weibliche Psychopathen dazu neigen, Gewalt eher verbal als physisch auszudrücken, wobei die Gewalt eher relationaler und emotionaler Natur ist, subtiler und weniger offensichtlich als bei männlichen Psychopathen", stellte er fest und fügte hinzu, dass dies auch die Verbreitung von Gerüchten und Lügen zum persönlichen Vorteil beinhalten kann.

Ein Problem sei, so Boddy, dass ein Teil des zur Identifizierung von Psychopathen verwendeten Tests - die Levenson-Selbstberichtsskala für Psychopathie (LSRP) – zu Lasten der Identifizierung der Störung bei Männern verzerrt sei.

Das liege daran, dass der erste Teil der Bewertung darauf abziele, wie emotional losgelöst, egoistisch, gefühllos und manipulativ eine Person sei, während der zweite Teil, der den psychopathischen Lebensstil erfasse, sich auf Gewalt und asoziales Verhalten konzentriere.

"Das sekundäre Element und die Maßstäbe dafür basierten größtenteils auf Studien über Kriminelle, die zu der Zeit im Gefängnis saßen und psychopathisch waren - daher ist man unter Forschern heutzutage der Meinung, dass diese Maßstäbe einfach nicht geeignet sind, um weibliche Psychopathie zu identifizieren."

Es gebe auch weniger Studien, die sich mit der Psychopathie bei Frauen befassten als bei Männern, und die Gutachter würden möglicherweise zögern, Frauen als Psychopathen zu bezeichnen.

Einigen Schätzungen zufolge könnte das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Psychopathen bei 10:1 liegen, doch Boddys Arbeit, bei der nur der erste Teil des LSRP verwendet wurde, legt nahe, dass die Zahlen sehr unterschiedlich sind.

"Es ist fast eins zu eins", sagte Boddy, obwohl er darauf hinwies, dass groß angelegte Studien mit zufällig ausgewählten Erwachsenen erforderlich wären, um ein exakteres Bild zu erhalten.

(…) Die Erkennung von Psychopathie bei Frauen und Männern sei wichtig, so Boddy, nicht zuletzt, weil solche Personen enorme Auswirkungen am Arbeitsplatz haben könnten, indem Mitarbeiter ausgegrenzt, misshandelt und gemobbt würden. Außerdem, so Boddy, könnten Unternehmen, die von solchen Personen geführt werden, die Orientierung verlieren, und es könnte sich darauf auswirken, wie die Menschen große Organisationen sehen.

"Sie sehen die Gier, Unwahrhaftigkeit und Rücksichtslosigkeit derer, die an der Spitze stehen, und das untergräbt die Demokratie und den Rechtsstaat", sagte er.


Boddys Studie reiht sich bei anderen Erkenntnissen ein, die zeigen, dass Frauen verblüffenderweise doch keine besseren Menschen sind.



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