Montag, Februar 26, 2024

"Warum muss ausgerechnet ich mein Leben riskieren, nur weil ich einen Penis habe?"

1. Der Berliner Tagesspiegel (Bezahlschranke) stellt zwei Ukrainer vor: Yevgen, der in seinem Land den Russen entgegen tritt, und Anton, der sich in Berlin versteckt. Ein Auszug aus der Schilderung Antons:

Bei der Wohnungssuche schrieb mir ein Vermieter auf „WG-gesucht“: „Warum bist du hier? Du bist ein Mann, geh und verteidige dein Land!“ Aber ich bin kein Soldat, sagte ich. Er antwortete: "Wenn so etwas mit meinem Land passieren würde, würde ich kämpfen! Du bist ein schlechter Mensch!"

Aber noch schlimmer sind die Blicke und Kommentare von Ukrainerinnen. Ich hatte als ukrainischer Mann in Berlin anfangs das Gefühl, herauszustechen. Immer schwang mit: Deine Rolle als Mann ist es, unsere Heimat gegen die russischen Besatzer zu verteidigen. Das löst Unbehagen in mir aus. Warum muss ausgerechnet ich mein Leben riskieren, nur weil ich einen Penis habe?

Wenn wir behaupten, wir vertreten Werte wie Gleichberechtigung, verstehe ich nicht, wie man die eine Hälfte der Bevölkerung zum Kämpfen zwingen kann, während die andere Hälfte – also die Frauen – davon verschont bleiben. Jetzt fühle ich mich unter ukrainischen Frauen oft unwohl.

(…) Sich auf unbestimmte Zeit verpflichten und im Land festgehalten werden, weil Männer nicht ausreisen dürfen? Das grenzt an Sklaverei. Ich will das nicht. Ich glaube nicht an Zwang. Das ist nicht die Art und Weise, wie man Werte verteidigt.




2. Ebenfalls im Tagesspiegel (KEINE Bezahlschranke) findet man einen Artikel darüber, dass Russland an der Front Inder einsetze, die zuvor mit russischen Pässen ins Land gelockt worden seien. Austrittsgesuche lasse Moskau unbeantwortet.



3. Und schließlich berichtet der Tagesspiegel (jetzt wieder mit Bezahlschranke) über den Verein Connection e.V. in Offenbach am Main, der Kriegsdienstgegner und Verweigerer aus aller Welt unterstützt und sich nach dem russischen Überfall der Ukraine auf die Beratung von Betroffenen aus beiden Ländern spezialisiert. Im Interview mit dem "Tagesspiegel" berichtet Vereinsgründer Rudi Friedrich unter anderem, wieso viele auch in Deutschland und anderen EU-Ländern nur vorübergehend vor dem Kriegseinsatz geschützt sind:

"Die Ukrainer, die derzeit hier leben, haben einen befristeten humanitären Aufenthalt. Der wurde kürzlich auf Bestreben der Europäischen Union bis zum 4. März 2025 verlängert. Dann kann der Aufenthalt meines Wissens nach der EU-Direktive nicht mehr verlängert werden. Es kann da sehr viel Druck geben. In dem Fall können Betroffene zwar Asylanträge stellen. Die haben aber wenig Aussicht auf Erfolg, denn Kriegsdienstverweigerung und Desertion ist grundsätzlich kein Asylgrund. Nur, wenn zusätzliche Verfolgung hinzukommt."




4. In einem Beitrag bei T-Online geht es darum, wie russische Soldaten sich gegenseitig miusshandeln und töten:

Die unmenschlichen Bedingungen an der ukrainischen Front führen offenbar dazu, dass unter den russischen Soldaten bestialisch bestraft, gefoltert und gedemütigt wird. Wie der US-amerikanische Militäranalyst Chris O. auf dem Kurznachrichtendienst X berichtet, würden Soldaten tagelang an Bäumen aufgehängt, nackt in eiskaltes Wasser getaucht und sogar dazu gezwungen, sich gegenseitig zu vergewaltigen. Dabei sind den Angaben zufolge die aus Straflagern rekrutierten Kämpfer die treibende Kraft.

(…) Während die Befehlshaber kilometerweit entfernt in ihren sicheren Bunkern sitzen, toben sich die Häftlings-Soldaten förmlich an den anderen aus, heißt es. "Unsere Stellungen werden pausenlos beschossen. Die Sträflinge haben völlig den Kopf verloren. Sie wissen, dass alle sterben werden. Deshalb foltern sie die einfachen Leute, wann immer sie können", wird ein Artillerist zitiert. Es seien sogar Soldaten gelyncht worden.

Die Sträflings-Soldaten hätten sich dazu wie in einer Gefängniskolonie organisiert, um zu morden, zu foltern und zu inhaftieren. In einem Video, das Verstka einsah, seien vier nackte Männer gedemütigt, geschlagen und mitten in der Nacht in eine Grube geworfen worden. "Dann zwingen sie die Männer, Sex miteinander zu haben. Sie sitzen über der Grube und schauen zu, als würden sie fernsehen. Sie lachen und pissen auf die Männer herunter", beschreibt einer das Gesehene.




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