Montag, September 10, 2018

Schweden, Gustl Mollath, "Emma", Serena Williams – News vom 10. September 2018

1. Selbst Schwedens Männer werden zunehmend aufmüpfig. Damit meine ich weniger die Schwächung der feministischen Regierung des Landes durch das aktuelle Wahlergebnis als die Reaktionen auf ein Rockfestival nur für Frauen in Göteborg. Analog zum Vorgehen von Männerrechtlern in den USA haben jetzt auch sieben schwedische Männer Klage wegen Diskriminierung eingereicht. (Der verlinkte Artikel lässt die betreffenden Männer – anders als Frauen, die solche Vorwürfe erheben – aber natürlich gar nicht erst zu Wort kommen, sondern versucht, die Diskriminierung zu rechtfertigen.)



2. Heute Abend um 20:15 Uhr strahlt das ZDF den Film "Gefangen – Der Fall K" aus, der auf dem realen Fall Gustl Mollath beruht. Mollath hatte Schwarzgeldgeschäfte seiner Frau in Millionenhöhe aufgedeckt und war daraufhin wegen angeblicher häuslicher Gewalt sieben Jahre zu Unrecht in die Psychiatrie gesteckt worden. Die Stuttgarter Zeitung und der Tagesspiegel berichten.



3. In der Süddeutschen Zeitung verortet Meredith Haaf einen aktuellen Artikel in Alice Schwarzers "Emma" in einem rassistischen Kontext und ordnet diese Entwicklung folgendermaßen ein:

Der Datenanalyst Luca Hammer wertete im Auftrag des Fachmagazins uebermedien die Beliebtheit von Tweets aus der Emma-Redaktion nach politischen Sphären aus und stellte einen beachtlichen Zuwachs bei solchen Lesern fest, die sich mit der AfD und anderen rechten Organisationen identifizieren. Und Leser kann Emma gut gebrauchen. Die verkaufte Auflage liegt unter 30.000 Exemplaren, die größte Konkurrenz für die feministisch interessierte Leserschaft kommt aus dem Netz, tendenziell linksliberal. Zugleich hat das politische Ideal der Gleichberechtigung medial eine große Normalisierungskarriere hingelegt. Analysen und Kommentare aus feministischer Perspektive werden in den bürgerlichen Medien selbstverständlicher veröffentlicht als noch vor einigen Jahren. Mag also sein, dass Emma ihre rechtsliberale Feminismusvariante für eine Art Sonderqualifikation hält.




4. Das neueste prominente Opfer von Sexismus ist die bekannte Vorkämpferin für Frauenrechte Serena Williams geworden. Auch die Frankfurter Allgemeine berichtet.



5. In der New York Post wirft Karol Markowicz einen Blick auf Schieflagen der Geschlechterdebatte:

Es ist immer unterhaltsam, wenn sich ein schlecht durchdachtes feministisches Argument selbst widerlegt und dem Rest von uns die Mühe erspart.

In einem weit verbreiteten Moment Ende letzter Woche fragte Senator Kamala Harris den Kandidaten des Obersten Gerichtshofs Brett Kavanaugh: "Können Sie sich irgendwelche Gesetze vorstellen, die der Regierung die Macht geben, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?"

Die Frage war inmitten von Harris' umfangreichem Auftritt, so dass Kavanaugh keine Gelegenheit für eine sofortige Antwort hatte. Aber es gibt eine offensichtliche: Zwangsdienste.

Jeder amerikanische Mann zwischen 18 und 25 Jahren muss sich beim Selective Service System anmelden, das seine Informationen im Falle eines Militärdienstes aufbewahrt. Wenn Amerika sich jemals wieder in einem Krieg befindet und den Zwangseinzug wieder einführen muss, werden diese männlichen Körper diejenigen sein, die gehen müssen.

Hätte Kavanaugh an diese Antwort gedacht, hätte sie eine verborgene Wahrheit enthüllt: Eine Frau zu sein ist großartig. Währenddessen scheint es überhaupt nicht gut zu sein, ein Mann zu sein.

Selbst mit dem modernen Verlust von Höflichkeiten wie Männern, die Türen aufhalten oder Sitze für Frauen anbieten, ist es immer noch viel einfacher und angenehmer, eine Frau zu sein als ein Mann.

Es sind nicht nur theoretische Kriege, in denen Männer kämpfen, wenn sie eingezogen werden. Im verlauf der Operation Enduring Freedom, dem Namen für Amerikas anhaltendes Engagement im Kampf gegen den globalen Terrorismus, waren 98 Prozent der 2.346 militärischen Todesfälle mit Stand vom April 2017 Männer.

Und es geht nicht nur Todesfälle im Krieg. Männer haben eine weitaus höhere Sterblichkeitsrate am Arbeitsplatz als Frauen. Das Bureau of Labor Statistics sagt, dass Männer 92 Prozent aller arbeitsplatzbezogenen Todesfälle ausmachen. Die 10 Industrien mit den meisten arbeitsplatzbedingten Todesfällen sind fast vollständig mit Männern besetzt: LKW-Fahrer, Stahlarbeiter, Müllwerker, Holzfäller, Fischer. Männer übernehmen die gefährlichen, harten, stinkenden Jobs, die die meisten Frauen niemals in Betracht ziehen würden.

Weit weniger ernst, aber nicht weniger real ist die Frage des Unbehagens. Während wir diesen Sommer umzogen, blieben wir bei meinen Schwiegereltern in der Vorstadt Long Island. Ich setzte meinen Mann am Bahnhof von Long Island Rail Road ab, und er schloss sich den Massen von Männern in Anzügen in schwüler Sommerhitze an.

Es gab natürlich einige Frauen, die glücklicherweise in der Lage waren, ärmellose Kleider und nackte Beine zu tragen, die dem Wetter besser entsprachen, aber die überwiegende Mehrheit der traurigen Gesichter auf dieser Plattform am frühen Morgen waren Männer. Diese Männer gehen oft vor Sonnenaufgang und kommen nach dem Untergang wieder zurück. Der nahe gelegene Strand, später an den gleichen Wochentagen, war größtenteils von Frauen bevölkert.

Tatsächlich pendeln Männer in Amerika jeden Tag 23 Prozent länger als Frauen. Ein augenzwinkerndes Werk des amerikanischen Enterprise Institute-Spezialisten Mark Perry aus dem Jahr 2016 hebt diese Tatsache hervor und schlägt vor, einen "Equal Commute Day" einzuführen, um die Zeitlücke der "Gender-Pendler" zu schließen.

Zudem sind Männer eher obdachlos. Der jüngste Bericht des US Department of Housing and Urban Development stellte fest, dass Männer 61 Prozent der obdachlosen Bevölkerung ausmachen.

Aber irgendwie sind Frauen immer noch am stärksten davon betroffen. Professorin Erin Dej, Kriminologin an der Wilfrid Laurier University in Ontario, Kanada, verbrachte fast 300 Stunden damit, obdachlose Männer zu studieren, nur um festzustellen, dass sie immer noch "hegemoniale Männlichkeit" praktizieren. Toni Airaksinen von PJ Media vermerkte, wie Dej "diese Männer für alles verspottet, von der Stärkung von Geschlechterstereotypen über die Weigerung, Emotionen zu zeigen bis hin zum Gespräch darüber, wie ihre Ex-Frauen ihnen Geld gestohlen haben".

Auch hier handelt es sich um Männer, die auf der Straße leben und nicht ausreichend über die Notlage der Frauen aufgeklärt sind: vermutlich Frauen, die ein Zuhause haben.

In einem Artikel für die New York Times letztes Jahr darüber, dass republikanische Männer die einzigen sind, die denken, dass es einfacher ist, eine Frau zu sein als ein Mann, stellt die Schriftstellerin Claire Cain Miller fest, dass Frauen: "auf der Straße hinterher gepfiffen wird, sie am Arbeitsplatz Respektlosigkeit erleben und unausgewogene Verantwortung zu Hause".

Für Männer ist es viel schlimmer. Männer sterben in jüngerem Alter, mehr Männer sind im Gefängnis als Frauen, weniger Männer gehen aufs College, weit mehr Männer begehen Selbstmord. Niemand fragt die Männer jemals, was sie nach der Geburt des Babys vorhaben, denn die Antwort ist immer, weiter zu arbeiten. Auf einem sinkenden Schiff sind die Männer die letzten, die es verlassen. Sexismus ist ein echtes Problem, aber er übertrifft nicht jedes andere Problem.

Eine Frau zu sein ist nicht einfach, aber das liegt daran, dass es nicht einfach ist, ein Mensch zu sein. Im Vergleich zu Männern haben es Frauen jedoch geschafft. Wir regieren vielleicht nicht die Welt, aber das liegt hauptsächlich daran, dass wir es nicht wollen. Der Feminismus sagt Frauen, dass sie sich bemühen sollen, genauso zu sein wie Männer. Kluge Frauen sollten reagieren mit: "Nein, danke."




6. Nachdem Cassie Jayes Dokumentation über die Männerrechtsbewegung, "The Red Pill", gestern an der kanadischen Universität Calgary gezeigt wurde, berichtet darüber Danielle Smith in einer Zeitung des Landes und findet: Es ist Zeit für uns alle, eine Dosis der "roten Pille" zu nehmen.

In ihrem Artikel zeigt sie das, was Genderama schon an etlichen anderen Beispielen kritisierte: Wenn Studien ermitteln, dass es Männern in irgendeinem Bereich schlechter geht als Frauen, berichten die Leitmedien mit so starker Betonung des Leidens von Frauen über diese Studien, dass deren eigentliche Aussage, das stärkere Betroffen-Sein von Männern, dabei komplett untergeht. Wenn also etwa Jungen gegenüber Mädchen in allen Schulfächen außer Mathe zurückliegen und sogar für dieselben Leistungen schlechtere Noten erhalten, darf man mit einer Flut von Artikeln darüber rechnen, wie sexistisch unsere Gesellschaft sein müsse, wenn sie das Zurückliegen von Mädchen im Fach Mathematik immer noch nicht beendet habe. Danielle Smith zeigt diesen Mechanismus anhand der Berichterstattung über Alkoholmissbrauch.



7. Die Hindustan Times und der Sunday Guardian berichten über das Engagement maskulistischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Indien. Diese Gruppen erhielten monatlich mehr als 10.000 Notrufe von Männern wegen häuslicher Gewalt und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. In der Schlagzeile des zweiten Artikels über missbrauchte Männer, ist das Wort "missbraucht" selbstverständlich in Anführungsstriche gesetzt.

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