Montag, Mai 18, 2015

Humboldt-Uni in Angst

Der Mob, der von der Wikipedia bis zu politischen Stiftungen von SPD und Grünen regiert, scheint seine Hochburg inzwischen im Griff zu haben. Friederike Haupt berichtet darüber in der FAZ. Die geschilderten Methoden, mit denen ein Trüppchen von Denunzianten an der Humboldt-Universität inzwischen sein Regime führt, dürften vielen Männerrechtlern bekannt vorkommen:

Die Anklagen gegen die Professoren erscheinen anonym im Internet. Nicht beiläufig bei Facebook, sondern ausführlich, in offiziösem Ton, auf verschiedenen geeigneten Seiten. Für Münkler gibt es den Blog "Münklerwatch". Von anderen Fällen liest man auf der Seite des AStA, der an der Humboldt-Uni "Referent_innenrat" heißt. Auch auf einer Plattform, die "Inrur" heißt und wie Wikipedia funktioniert, wird über Professoren Buch geführt. Name, Stichwörter wie "brauner Historiker, brauner Professor" und Notizen dazu, wer auf ihn hört: "Liebling des Deutschlandfunk, allein 32 schriftliche Beiträge". Die anonyme Kritik der vergangenen Monate wirkt. An der Humboldt-Universität hat man Angst.

Nicht, weil dort wirklich Rassisten lehren würden. Journalisten stürzten sich fleißig auf die Vorwürfe und fanden jedes Mal nichts. Aber dass sie suchten, war schon genug. (...) Die Angst ist so groß, weil die Angreifer sich jederzeit ein neues Ziel suchen können. Und weil man ihnen nicht entgegentreten kann. (...) Eine Vorlesung braucht zwei Stunden, ein Shitstorm zwei Sätze. Die namenlosen Blogger klauben zusammen, was sie gerade brauchen können. Münklers Angebot, mit ihnen auf einem Podium zu diskutieren, schlugen sie aus.

(...) Alle Fälle haben gemeinsam, dass die Kritiker Inhalte simulieren. Angeblich geht es um etwas, das man an der Uni "Sprachhandeln" nennt. Jemand wird Rassist genannt, weil er in historischen Texten das N-Wort ("Neger", nun steht es da) mitliest und nicht so tut, als stünde es gar nicht da. Oder Sexist, weil er nicht "Student*innen" schreibt. Aber eigentlich geht es um Macht.


Das alles kennen wir Männerrechtler zur Genüge. Wir kennen die Methode der anonymen Denunziation aus der Wikipedia. Wir kennen das Herausgreifen einzelner Passagen, um Andersdenkende als "rechts" zu verleumden, aus den Kampfschriften der Genderszene. Pamphlete von Autoren wie Thomas Gesterkamp, Andreas Kemper und Hinrich Rosenbrock schienen ausschließlich für persönliche Verunglimpfungen geschrieben worden zu sein: Es ging dort in erster Linie darum, missliebige Menschen fertig zu machen. Wir kennen die Verweigerung jedes Dialogs auf Augenhöhe von parteinahen Organisationen wie der Friedrich-Ebert- und der Heinrich-Böll-Stiftung (SPD und Grüne), wo man dem Mobbing der Denunzianten unter lautem Hurra!-Gebrüll ein Forum bietet, aber im Leben nicht auf den Gedanken kommt, auch die Verleumdeten gleichberechtigt aufs Podium zu bitten. Publizisten der Genderszene haben jede sachliche Diskussion verunmöglicht, indem sie sich durch die Lande gegeifert haben mit ihrem Hass und bei der leisesten Kritik daran "Hate Speech! Hate Speech! Hate Speech!" krakeelten – schamlose Spektakel, für die ihnen "taz" und "Zeit", BR und SWR die Megaphone reichten. Andersdenkende sollten sozial vernichtet werden, auf dass sich möglichst viele von ihnen nur anonym zu äußern wagten, so wie es bei den meisten Zuschriften für Genderama deshalb der Fall ist. Das System ist dasselbe, wie es derzeit an der Humboldt-Universität praktiziert wird: Macht durch Terror.

Auf einen Protagonisten der Genderszene geht Friederike Haupt in ihrem Artikel näher ein:

Andere studieren, nur zum Beispiel, Gender Studies an der Humboldt-Universität und lernen bei Lann Hornscheidt. Hornscheidt lässt sich Professx nennen. Alle anderen Anreden sollen die Studenten vermeiden, etwa "Professor" oder "Professorin". Auf einer Internetseite, die Hornscheidt im Impressum führt, finden sich Vorschläge für "Interventionen" gegen Sexismus und Rassismus. Eine Idee sind Treffen, um zu überlegen, wie man "kollektiv stören kann", um "öffentliche Vorlesungen zu verhindern". Andere Ideen sind Seiten aus Büchern herausreißen, Kaugummis auf Stühle von "sexistischen Mackertypen" kleben und "Blogartikel veröffentlichen".


Was Haupt nicht erwähnt, ist, dass sich besorgte Wissenschaftler wie etwa der Bildungsforscher Michael Klein wegen solcher Methoden schon vor einem halben Jahr an die Leitung der Humboldt-Universität wandten. Die stellte sich hinter Hornscheidt. Jetzt erhält sie dafür die Quittung und wird die gerufenen Geister nicht mehr los. Auch Lann Hornscheidt gaben Journalisten der Leitmedien gerne ein Podium. Nach Hornscheidts Vorschlägen zwischen Kinderstreichen und Kleinkriminalität fragte kaum jemand von ihnen. Das war doch "Gender", also aus Sicht dieser Journalisten offenbar automatisch die Fraktion der Guten.

Abschließend kommt Haupt in ihrem Artikel auf die Situation in den USA zu sprechen, die aus gutem Grund auch auf Genderama immer wieder Thema ist:

Dort werden Professoren schon länger auf diese Art bedrängt. Vor ein paar Wochen erst beschrieb ein langer Artikel der "New York Times" verschiedene Fälle: Gemeinsam war ihnen, dass anerkannte Wissenschaftler daran gehindert werden sollten, aufzutreten oder über Themen zu sprechen, bei denen Studenten ihnen die Kompetenz absprachen (zum Beispiel Abtreibung). Eine Studentengruppe am Hampshire College lud sogar eine Afrofunk-Band wieder aus, nachdem die im Internet dafür angegriffen worden war, dass zu viele Weiße in der Band spielten. Die Studenten sagten, sie fühlten sich "unsicher" durch die hasserfüllte Netzdebatte, darum solle die Band nicht spielen. Die Einschüchterung funktioniert, in Amerika und in Berlin.

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